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Von Campus zu Kontinent

Anfangs war man vor allem darauf aus, möglichst schnell viele ausländische Studierende an deutsche Hochschulen zu locken. Mehr Qualität, mehr Transparenz, mehr Service, mehr Wertevermittlung waren deshalb die großen Schlagworte auf der zweitägigen Konferenz des DAAD.

Von Antje Allroggen | 08.07.2010
    "Ich hätte sie lieber mit einem Sektfrühstück begrüßt. Aber dieser verdammte Tintenfisch! Wir sollten uns wirklich mehr mit der Psychologie von Oktopussis beschäftigen ... ich begrüße sie also jetzt ordnungsgemäß."

    Auch Ralf Hermann, Leiter des DAAD-Informationszentrums in Johannesburg, hätte es gerne gesehen, wenn die deutsche Mannschaft im Halbfinale gegen Spanien gewonnen hätte. Nicht nur wegen seiner schwarz-rot-gelb-dekorierten Vuvuzela, mit der er seinen Vortrag heute Vormittag eröffnete. Die positive Ausstrahlung der jungen deutschen Nationalelf sei auch für den DAAD ein willkommenes Marketing-Instrument, um mehr Studierende, Postgraduierte und Forscher vom Kap nach Deutschland zu locken.

    "Südafrikanische Studierende interessieren sich durchaus für Deutschland, wir sind das Studienzielland Nummer vier für südafrikanische Studierende allerdings mit großem Abstand zu englischsprachigen Ländern wie Großbritannien, USA und Australien. Insgesamt ist die Mobilität von südafrikanischen Studierenden nicht sehr hoch, aber es geht auch um andere Punkte und nicht nur um die Gewinnung von ausländischen Studierenden."

    So will man vor allem die Forschungskooperationen, die zwischen Deutschland und Südafrika durchaus schon bestehen, weiter ausbauen.
    Für deutsche Studierende ist Südafrika höchstens für einen kurzen Aufenthalt attraktiv. Denn gerade bei den Natur- und Ingenieurswissenschaften haben die Hochschulen einen hohen Nachholbedarf. Besonders wichtig sei es daher, Südafrikas Wettbewerbsfähigkeit in diesen Disziplinen auszubauen. Während der DAAD am Kap also weitgehend damit beschäftigt ist, Deutschland als Studienstandort bekannter zu machen, versucht man in China, den großen Ansturm an Studierenden aus dem Land der Mitte zu reduzieren. Stefan Hase-Berger, Leiter der DAAD-Außenstelle in Peking:

    "Wir haben in den letzten fünf Jahren einen Paradigmenwechsel erlebt: Weg von dem reinen quantitativen Ausbau, hin zu einer qualitativen Verbesserung der Ausbildung. Qualität ist das ganz große Stichwort im Moment. Man ist nicht zufrieden mit dem, was da gelaufen ist in den letzten Jahren, man hat zwar unheimlich viel ausgebaut, aber die Qualität hat nicht standhalten können. Nur so ein Beispiel, ein Gebäude kann man ganz schnell bauen, das hat man auch getan, aber einen Hochschullehrer auszubilden, das dauert eben Jahre."

    Attraktiv für den DAAD ist derzeit, dass China viele Mittel zur Verfügung stellt, um die Ausbildung von Hochschullehrern im Land zu verbessern. So gibt es etwa das 1000-Talente-Programm, das ganz zielgerichtet wissenschaftliches Personal rekrutiert. Außerdem werden pro Jahr 5000 Stipendien an die besten Studierenden vergeben, die mithilfe der Gelder einen Aufenthalt im Ausland ermöglicht bekommen.

    "China hat ein großes Potenzial an Promoventen, die ganze Welt kämpft um diese Promoventen, und wir wollen unseren Kuchen abhaben von diesen 5000 Stipendien. Das ist also ein großes Interesse und ein großes Betätigungsfeld, was wir haben, sehr erfreulich ist, dass Deutschland in den letzten Jahren Zielland Nummer zwei war, mit großem Abstand hinter den USA, aber zum Beispiel noch vor Großbritannien."

    Dass der Kampf um die besten Köpfe nicht nur mit einem aggressiven Marketing zu gewinnen ist, diese Lehre hat der DAAD aus seinen anfänglichen Maßnahmen längst gezogen. Anfangs war man vor allem darauf aus, möglichst schnell viele ausländische Studierende an deutsche Hochschulen zu locken. Mehr Qualität, mehr Transparenz, mehr Service, mehr Wertevermittlung waren heute deshalb die großen Schlagworte auf der zweitägigen Konferenz. Deshalb müssten auch die Marketing-Instrumente verfeinert werden, meint Irene Jansen, Leiterin der Gruppe Kommunikation und Marketing des DAAD.

    "Wir verstehen den Marketing-Begriff als einen sehr weiten. Wir glauben, dass er immer mit Informationen einhergehen muss, mit soliden Informationen, denn das Schlimmste, was uns passieren könnte, ist, dass sie die falschen bekommen. Und die Falschen enttäuscht werden und entsprechend schlechte Presse verbreiten. Das heißt auch im Vorfeld, auch im Heimatland, muss genau geklärt werden, was die Studenten oder die jungen Nachwuchswissenschaftler erwarten, was sie brauchen an Betreuungsleistungen, an Karrieredienstleistungen, und dann müssen wir die Universitäten auch vorbereiten, das zu tun."

    Dafür müsse die Zusammenarbeit mit den einzelnen deutschen Hochschulen immer noch verbessert werden. Immerhin die Hälfte von ihnen – 110 an der Zahl - hat sich innerhalb nur weniger Monate bereit erklärt, den nationalen Kodex für das Ausländerstudium zu unterschreiben– eine Erklärung, mit der sich die Hochschulen verpflichten, ausländische Studierende nach festgelegten Standards zu betreuen.