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Wölfe
Von der Leyen warnt vor Wolfs-Gefahr - Lemke will Abschuss nach Rissen erleichtern

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hat vor einer Zunahme von Wölfen in Europa gewarnt. Bundesumweltministerin Lemke kündigte an, den Abschuss in Deutschland teilweise zu erleichtern. Der BUND hingegen sagt, Wolfsabschüsse hülfen kaum gegen Weidetierrisse.

    Ein Wolf steht im Wald und blickt hinter sich.
    Mitte des 19. Jahrhunderts galt der Wolf als ausgestorben. Ungefähr seit der Jahrtausendwende ist er wieder da. (picture alliance/dpa/Swen Pförtner)
    Von der Leyen sagte in Brüssel, die Konzentration von Wolfsrudeln sei in einigen europäischen Regionen eine echte Gefahr. Sie rief die Behörden in den EU-Mitgliedstaaten auf, Nutztiere und Menschen zu schützen. Zugleich zeigte sie sich offen dafür, gegebenenfalls den Status des Wolfsschutzes in der EU zu ändern.
    Bundesumweltministerin Lemke will bis Ende des Monats konkrete Vorschläge zum Umgang mit Wölfen machen. Dabei soll auch der Abschuss in bestimmten Fällen erleichtert werden. Die Grünen-Politikerin sagte der Zeitung "Die Welt", es müsse schneller und unbürokratischer möglich sein, Wölfe zu schießen, wenn diese Weidetiere gerissen hätten. Es sei eine Tragödie für Halter, gerissene Schafe verendet auf der Weide zu finden, erklärte Lemke. Sie brauchten mehr Unterstützung und Sicherheit.

    Kritik von Bauernverband und Naturschützern

    Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Krüsken, blickte skeptisch auf Lemkes Ankündigungen. Krüsken sagte der Deutschen Presse-Agentur, die in Aussicht gestellte Erleichterung von Wolfsabschüssen diene eher der Vernebelung. Er forderte hingegen eine amtliche Feststellung, dass der günstige Erhaltungszustand des Wolfes erreicht ist. Zudem seien eine Umstufung des Schutzstatus und ein "echtes Wolfmanagement" notwendig.
    Der Wolfsexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Friedel, sah die Vorschläge Lemkes mit Blick auf Erfahrungen aus dem EU-Ausland kritisch. Dort habe sich gezeigt, dass sich Risse von Nutztieren durch Wölfe auch durch die Freigabe von Abschüssen nicht nachhaltig reduzieren ließen. Wichtiger sei hingegen der Herdenschutz, um Angriffen vorzubeugen. Auch der Naturschutzbund Deutschland setzte sich für zusätzlichen Herdeschutz ein.

    FDP: Wolfsbestand muss auf "sozial verträgliches Maß" reduziert werden

    Die FDP-Fraktion hat bereits Vorschläge zum Umgang mit Wölfen vorgelegt. In einem Positionspapier fordert sie, den Wolfsbestand in Deutschland auf ein ökologisch, ökonomisch und sozial verträgliches Maß zu reduzieren. Niedersachsens Ministerpräsident Weil will sich dafür einsetzen, die Regeln zum Abschuss übergriffiger Wölfe auf EU-Ebene zu lockern. Der Wolf ist durch nationale und internationale Gesetze streng geschützt.
    Diese Nachricht wurde am 04.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.