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Halbleiterproduktion in Dresden
Von der Leyen würdigt Erweiterung der Infineon-Fabrik als "Meilenstein"

Der deutsche Halbleiter-Hersteller Infineon erweitert seine Chip-Fabrik in Dresden. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen sprach beim offiziell ersten Spatenstich von einem Meilenstein auf dem Weg zum Aufbau einer Massenfertigung von Halbleitern. Die staatlichen Beihilfen für das Fünf-Milliarden-Projekt sind umstritten.

    Sachsen, Dresden: Michael Kretschmer (CDU, l-r), Ministerpräsident von Sachsen, Ursula von der Leyen, EU- Kommissionspräsidentin, Jochen Hanebeck, Vorstandsvorsitzender von Infineon, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), und Dirk Hilbert (FDP), Oberbürgermeister der Stadt Dresden, machen einen symbolischen Spatenstich für die Smart Power Fab von Infineon in Dresden.
    Dresden sei "ohne jeden Zweifel ein digitaler Leuchtturm in Europa", sagte EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen beim symbolischen ersten Spatenstich. (Robert Michael/dpa)
    Von der Leyen sagte in Dresden, die Europäische Union strebe an, den europäischen Anteil an der weltweiten Chip-Produktion bis 2030 auf 20 Prozent zu verdoppeln. Der Schwerpunkt des sogenannten "European Chip Act" liege deshalb auf dem Aufbau der heimischen Produktion. Auch sind damit staatliche Beihilfen für Investitionen zulässig. Mit insgesamt 43 Milliarden Euro an öffentlichen und privaten Investitionen will die Europäische Union den Anschluss an die USA und asiatische Länder finden.
    Von der Leyen bezeichnete die Abhängigkeit von einzelnen Rohstofflieferanten als Risiko. Die EU wolle hier aber durch Partnerschaften mit Ländern wie Australien oder Kanada für Alternativen sorgen und so die Lieferketten europäischer Unternehmen absichern, betonte die Kommissionspräsidentin. Auch Bundeskanzler Scholz nahm an der Veranstaltung bei Infineon in Dresden teil.

    Investition von fünf Milliarden Euro

    Der Münchner Halbleiterhersteller investiert fünf Milliarden Euro in das neue Werk in Dresden, rund eine Milliarde Euro davon sind als staatliche Beihilfen geplant. Nach Infineons Angaben handelt es sich um die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens. Der Konzern erhofft sich jährliche Erlöse von rund fünf Milliarden Euro, wenn die Anlage im Herbst 2026 die Produktion aufnimmt. Das entspräche einem Umsatzplus von rund einem Drittel.

    Lob und Kritik für staatliche Beihilfe

    Der Ökonom und stellvertretende Leiter der ifo Niederlassung Dresden, Ragnitz, hält die Subventionen nicht für zielführend. Die Chipindustrie sehe rosigen Zeiten entgegen, werde gut verdienen und brauchte diese Subventionen eigentlich nicht, sagte Ragnitz im Deutschlandfunk. Mit Blick auf den Subventionswettbewerb unter anderem mit den USA meinte Ragnitz, es gebe den Wunsch, in der EU "auf Biegen und Brechen" eine Chip-Produktion aufzubauen. Das könne man nicht ökonomisch erklären, sondern sei vielmehr eine politische Entscheidung. Die Politik wolle zum Beispiel nicht wieder in Lieferkettenprobleme hineingeraten.
    Der Präsident des Digitalverbandes Bitkom, Berg, sagte, das Projekt trage in der Tat dazu bei, die Abhängigkeit Europas von Chip-Importen zu reduzieren. Das sei umso wichtiger, als der Bedarf an Halbleitern auch in Schlüsselbereichen wie dem autonomen Fahren, erneuerbaren Energien oder Künstlicher Intelligenz zunehmen werde. Auch die staatliche Unterstützung des Projekts werde deshalb von Bitkom begrüßt. Berg sprach von einem "wichtigen Schritt, der für mehr Chancengleichheit im Wettbewerb mit führenden Chip-Nationen in Asien oder den USA gesorgt hat".
    In dem erweiterten Werk in Dresden sollen unter anderem Chips für die Autobranche produziert werden. Diese waren in den vergangenen Jahren knapp, mitunter kam es zu Produktionsengpässen und -unterbrechungen in der Autoindustrie.
    Diese Nachricht wurde am 02.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.