"Good morning Ladies and Gentleman and welcome to this very interesting and important session where we reflect on the values of capitalism."
Davos 2009. Weltwirtschaftsforum. Das alljährliche Treffen der politischen und wirtschaftlichen Elite in dem Schweizer Bergort – das ab Dienstag dieser Woche wieder stattfindet – stand damals ganz unter dem Eindruck der schweren Finanzkrise. Auf dem Podium diskutierten Konzernchefs und Politiker über den Kapitalismus. Tony Blair, ehemaliger Regierungschef Großbritanniens:
"Was wir aus der schmerzhaften Erfahrung der Finanzkrise lernen können, ist das, was ich das Konzept des Stakeholder-Kapitalismus nenne. In anderen Worten: Ein Konzept, in dem ein breiterer Ansatz als die kurzfristige Gewinnmaximierung der Unternehmen ein wichtiger Teil davon ist, wie wir in Zukunft weitermachen wollen."
Massive Verstöße gegen CSR und Tote
Beim Stakeholder-Kapitalismus orientieren sich Unternehmen an diversen Akteuren, die von ihrem Wirtschaften betroffen sind: Aktionären, Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern und Bürgern. Viel wurde darüber seit der Finanzkrise diskutiert, aber es veränderte sich wenig – im Gegenteil.
Zum Beispiel ließen diverse Modeunternehmen Kleidung in der Fabrik Rana Plaza in Bangladesch fertigen, die aufgrund von Baumängeln 2013 einstürzte, wobei mehr als 1.000 Menschen starben. VW baute Dieselmotoren, die gegen Umweltauflagen verstießen und programmierte Software, um dies zu vertuschen. Die Manipulation wurde 2015 publik. Der brasilianische Bergbaukonzern Vale ignorierte Sicherheitsvorgaben. Es kam zu schweren Dammbrüchen mit vielen Toten und massiven Umweltschäden im Osten Brasiliens.
Drei von diversen Vorfällen, bei denen Weltkonzerne massiv gegen die Interessen von Kunden, Mitarbeitern oder Bürgern verstoßen haben und nebenbei auch gegen die selbst abgegebenen Versprechen ihrer Corporate Social Responsibility, also freiwilligen sozialen Unternehmensverantwortung.
"Ich glaube an Märkte, aber nicht an Diebstahl"
Manche Politiker fordern deshalb neue Pflichten für Konzerne. Dazu zählt Elizabeth Warren, ehemals Professorin an der US-Eliteuniversität Harvard und nun Senatorin für den Bundesstaat Massachusetts und eine der aussichtsreicheren Kandidaten der Demokraten, um bei der Wahl dieses Jahr gegen Präsident Donald Trump anzutreten.
Ginge es nach ihr, würden marktbeherrschende Unternehmen aufgespalten: Facebook müsste also den Messengerdienst WhatsApp oder Instagram genauso verkaufen wie Bayer den Saatguthersteller Monsanto und große Konzerne würden verpflichtet, Stakeholder-Interessen zu achten.
Denken Sie, Kapitalisten sind schlechte Leute, will ein Moderator des US-Fernsehsenders CNBC von Warren im Herbst letzten Jahres wissen.
"Ich bin eine Kapitalistin. Ich glaube an Märkte, aber nicht an Diebstahl. Ich liebe Märkte. Ich liebe eine funktionierende Wirtschaft, sie macht uns reich und schafft eine Menge Möglichkeiten, aber nur wenn sie fair ist."
Shareholder-Value- statt Stakeholder-Kapitalismus
Die USA bestimmen als weltweit mächtigste Wirtschaftsnation seit 70 Jahren maßgeblich über unsere Art des Kapitalismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten sich die USA an dem Konzept des Stakeholder-Kapitalismus orientiert, sagte Warren dem Fernsehsender CNBC:
"Jeder wurde reicher, die Aktienmärkte wuchsen, die Produktivität nahm zu und Arbeitern ging es besser. Wir schufen eine großartige amerikanische Mittelklasse. In den 1980er Jahren veränderte sich das und Unternehmen sagten: Moment mal, wir haben einzig einen Fokus, so viel Geld wie möglich in die Taschen der Aktionäre zu schaufeln, vergiss den Rest."
Als alleiniges Ziel galt in immer mehr Unternehmen die Steigerung des Unternehmenswertes und Aktienkurses. Der Shareholder-Value-Kapitalismus löste den Stakeholder-Kapitalismus ab. Warren will das ändern, unter anderem mit einem Corporate Accountability Act für Unternehmen:
"Mein Vorschlag sieht mehr Rechenschaftspflichten für das System vor. Der Staat soll eine Urkunde an Konzerne mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Dollar vergeben."
Gesellschaften räumen Unternehmen enorme Sonderrechte ein
Mit dieser Art Betriebslizenz will die Politikerin Unternehmen verpflichten, auf die Interessen der Stakeholder, also der Kunden, Mitarbeiter und Bürger zu achten. Es sei eben kein Recht, sondern ein Privileg ein Unternehmen sein zu können, betont Elizabeth Warren und greift damit ein Thema auf, das kaum einem Bürger bewusst ist: Unsere Gesellschaften räumen Unternehmen enorme Sonderrechte ein, etwa die beschränkte Haftung oder auch die Unsterblichkeit. Wenn Privatpersonen sterben, dann besteuert der Staat zum Beispiel das Erbe – dagegen kann Vermögen in Kapitalgesellschaften über Generationen verbleiben, ohne, dass der Staat es besteuern würde.
Victoria Barnes, die am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main forscht.
"Historisch betrachtet ist es sicherlich so, ein Unternehmen zu sein, war ein Privileg. Wenn ein Unternehmen eine Rechtspersönlichkeit hat, die per Gesetz getrennt ist von der seiner Eigentümer, kann es selbst Eigentum besitzen und im eigenen Namen Verträge schließen. Aufgrund der beschränkten Haftung verlieren im Falle der Insolvenz die Eigentümer nur das Geld, welches sie für die Aktien gezahlt haben, ihr restliches Vermögen ist sicher."
Privileg der beschränkten Haftung
Das Privileg der beschränkten Haftung entstand in Europa im Mittelalter. Wer sich damals als Handwerker, Bauer oder Kaufmann überschuldete, landete im sogenannten Schuldgefängnis. Ausgewählte Bürger waren davor geschützt, weil ihre Unternehmen nur beschränkt hafteten. Dieses Vorrecht gewährten Herrscher etwa Besitzern von Bergwerken oder großen Handelsgesellschaften.
"Das System wurde genutzt, um Monopole zu schaffen. Nur ein bestimmtes Unternehmen hatte in einer Industrie oder Region das Privileg beschränkter Haftung und damit einen besseren Zugang zu Kapital. Das schaffte ungleiche Wettbewerbsverhältnisse, da eine Firma einen Vorteil erhielt, den niemand sonst hatte."
Im Vereinigten Königreich verbot ein Gesetz 1720 explizit die Gründung von Unternehmen ohne königliche Lizenz – ein letzter Versuch, um das System der Privilegien zu erhalten und zu steuern. Aber mit der industriellen Revolution war das bald Geschichte, wie zuvor schon in den USA. Nun profitierten alle Kapitalgesellschaften von der beschränkten Haftung.
Der Fall Ford gegen die Aktionäre Dodge
Länger erhalten blieb in der Gesellschaft die Vorstellung, dass der Betrieb eines Unternehmens aufgrund solcher Sonderrechte mit gewissen Verpflichtungen für das Gemeinwohl verbunden sei. Dieser Verpflichtungen entledigten sich Unternehmen mit der Zeit durch Lobbyarbeit und Klagen. Als Meilenstein gilt der Fall Dodge gegen Ford Anfang des 20. Jahrhunderts. Dabei klagten die Dodge-Brüder, Minderheitsaktionäre von Ford, gegen den Gründer, Mehrheitseigner und Chef des US-Automobilkonzerns Henry Ford, der sein Unternehmen noch dem Gemeinwohl verpflichtet sah als "ein Werkzeug des Dienstes, keine Maschine zum Geldverdienen."
Henry Ford wollte möglichst viele Menschen an den Vorteilen der Industrialisierung beteiligen und verkaufte deswegen Autos zu geringeren Preisen und beschäftigte Arbeiter zu höheren Löhnen. Die Dodge-Brüder hielten von einer solchen Stakeholder-Orientierung nichts und forderten stattdessen eine höhere Ausschüttung an sie als Aktionäre. Sie setzten sich mit ihrer Ansicht vor dem Obersten Gerichtshof von Michigan 1919 durch. Die Richter hielten fest:
"Ein Unternehmen ist zuerst dazu da, einen Gewinn für seine Aktionäre zu erwirtschaften. Die Tätigkeit der Direktoren muss diesem Ziel dienen."
Am Wohl der Gemeinschaft orientierte Konzerne
Eine Einordnung mit Folgen, was am angelsächsischen Common-Law-System liegt, das mit Präzedenzfällen arbeitet. Victoria Barnes vom Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte:
"Das Urteil hatte diesen sogenannten Schneeballeffekt. Es wurde bei anderen Fällen als Beispiel herausgepickt. Es ist eine bahnbrechende Entscheidung."
Trotzdem entstand nach der Weltwirtschaftskrise und dem Zweiten Weltkrieg in den Industrieländern erst einmal ein Stakeholder-Kapitalismus, der sich am Wohl der Gemeinschaft orientierte. Zum Beispiel die Bayer AG am Konzernsitz Leverkusen. Sie beschäftigte Tausende Mitarbeiter zu guten Bedingungen, zahlte viel Steuern, sponserte in erheblichem Umfang Sport, Kultur und andere dem Allgemeinwohl dienende Belange in der Region, betrieb sogar eigene Kaufhäuser.
"Mit speziellen Vorzügen dann auch für die Mitarbeiter der Bayer AG."
Erinnert sich Uwe Richrath, Oberbürgermeister von Leverkusen, der aus seinem Arbeitszimmer auf rauchende Schlote im Chemiepark schaut. Aber die Kaufhäuser sind Geschichte, die Wirtschaft hat sich verändert. Kürzlich erst hat die Stadt die Gewerbesteuer drastisch gesenkt und sich damit Ärger mit Nachbargemeinden eingehandelt. Für den SPD-Politiker ist es eine Notwendigkeit, um sich im globalen Standortwettbewerb zu behaupten – und auch eine Folge des Shareholder-Value-Kapitalismus.
Dax-Konzerne in den Händen ausländischer Investoren
Bayer gehört – wie viele andere Dax-Konzerne – mehrheitlich ausländischen Investoren. Sie dürften sich weniger Gedanken über das Wohl der Stadt Leverkusen und deren Bürger als vielmehr über ihre Rendite machen. SPD-Politiker Richrath überraschen die Folgen dieser Shareholder-Value-Orientierung für die Allgemeinheit nicht:
"Ich sage immer, wenn man Aktienkurse mit einer Rentabilität hinterlegt, die extrem hoch ist, dann muss man sich bei einem globalisierten Wettbewerb nicht wundern, dass bestimmte Attribute, die in der Nachkriegszeit eine Rolle gespielt haben, die extreme soziale Symmetrie, dann irgendwie dem Kapital untergeordnet worden sind."
Er verweist auf die Verantwortung jedes Aktionärs. Wenn sich diese ausschließlich an der Rendite orientierten, müssten Unternehmen Kosten sparen.
"Dann muss man sich dann eben nicht wundern, dass viele Produktionsstränge nicht mehr in Deutschland sind, sondern nur noch in Asien."
Nach der Ölkrise: Sieg der kurzfristigen Gewinnmaximierung
Als Ideengeber des Shareholder-Value gilt vielen der US-Ökonom Milton Friedman, der bereits 1962 postuliert hatte, dass in freien Gesellschaften "für Unternehmen nur eine einzige soziale Verantwortung besteht - die Ressourcen für Aktivitäten zu nutzen, die möglichst viel Gewinn erbringen."
Damit fand Friedman zunächst wenig Gehör. Das änderte sich ein Jahrzehnt später - nach der auf die Ölkrise folgenden Rezession. Nun drängten Teile der Wirtschaft und Politik auf die Deregulierung des Kapitalismus. Durch die Abschaffung von Regeln für Banken und die Privatisierung von öffentlichen Unternehmen sollten die Gewinne steigen, was die Investitionen befördern und schlussendlich zu mehr Wachstum und neuen Jobs führen sollte.
Die kurzfristige Gewinnmaximierung setzte sich durch - auch als Credo der Business-Schools, wo ein Großteil der Wirtschafts-Elite bis heute ausgebildet wird. Wie kann das Management dazu gebracht werden, im Interesse der Eigentümer den Wert des Unternehmens zu steigern, gilt als zentrale Frage. Als Instrument dient die erfolgsabhängige Bezahlung von Managern, die gewöhnlich vom kurzfristigen Gewinn eines Unternehmens abhängt. Um den zu steigern, verlagerten Manager in den letzten Jahrzehnten zum Beispiel die Produktion an Billiglohnstandorte, entließen Personal oder sparten an Forschung und Entwicklung.
Schrempp, Ackermann & Co.: Das Ende des rheinischen Kapitalismus
Auf die Spitze trieb diese Strategie in den 90er Jahren Jack Welch als Chef des US-Konzerns General Electric. Damals entließ er zeitweise jährlich jeden zehnten Beschäftigten - völlig unabhängig vom Unternehmenserfolg. Analysten und Aktionäre applaudierten. Gewinn und Aktienkurs von General Electric stiegen jahrelang rasant und das Wirtschaftsmagazin Forbes feierte Jack Welch 1999 sogar als "Manager des Jahrhunderts".
In Deutschland setzte sich der Shareholder-Value-Kapitalismus langsamer durch. Das Land war mit seinem auf Verständigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern angelegten Modell des sogenannten rheinischen Kapitalismus nach dem Zweiten Weltkrieg gut gefahren. Aber ab Mitte der 90er Jahre folgten immer mehr Konzernlenker dem importierten Konzept. Jürgen Schrempp, Chef von Daimler Benz, war einer von ihnen, der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ein anderer. Er verlangte eine Kapitalrendite von 25 Prozent und erzielte sie auch kurzfristig. Die einseitige Shareholder-Value-Orientierung bestimmte bei immer mehr Unternehmen das Geschehen. Und Finanzinvestoren kauften reihenweise – zu großen Teilen kreditfinanziert – Firmen auf und bürdeten diesen Schulden auf. So können Investoren die Eigenkapitalrendite ihrer Shareholder maximieren.
Sklavenarbeit und Umweltzerstörung als Folge von Gewinnmaximierung
2005 kritisierte der damalige Vizekanzler und SPD-Bundesminister für Arbeit und Soziales, Franz Müntefering:
"Manche Finanzinvestoren verschwenden keine Gedanken an die Menschen, deren Arbeitsplätze sie vernichten. Sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter."
Münterfering musste von vielen Seiten heftige Kritik einstecken - traf aber den Kern der Sache. Unübersehbar ist längst auch die Ausbeutung von Mensch und Umwelt im globalen Süden als Folge der Gewinnmaximierung. Wenn etwa asiatische Flüsse blau oder rot gefärbt waren von den Chemikalien der Textilfabriken, oder es in der Produktionskette von Shrimps für den europäischen Markt Sklavenarbeit gab, was der britische Guardian aufdeckte. Am Ende hat die Strategie des Shareholder Value sogar Unternehmen selbst geschadet.
Sanierungsfälle wegen mangelnder Forschung und Entwicklung
General Electric ist derzeit ebenso ein Sanierungsfall wie die Deutsche Bank. Diverse Unternehmen stecken in der Krise, weil ihnen wegen mangelnder Forschung und Entwicklung heute neue Produkte oder qualifiziertes Personal fehlen. Die US-Politikerin Elizabeth Warren.
"Wir haben in den vergangenen 25 Jahren gesehen, wie etwa sieben Billionen Dollar an Investitionen in amerikanischen Unternehmen gestrichen wurden. So bauen wir keine langfristige Zukunft auf."
Trotzdem spielt der Shareholder-Value bis heute eine zentrale Rolle. Aber es gibt auch Firmen, die sich der Strategie stets verweigert haben, häufig Familienunternehmen oder Genossenschaften - und andere dachten um. Seit 2010 haben sich zum Beispiel mehr als 3.100 Unternehmen in den USA als sogenannte B-Corporations zertifizieren lassen. Sie setzen sich soziale und ökologische Standards und lassen diese von unabhängiger Stelle prüfen.
Mittelständler und verantwortlicher Kapitalismus
Es sind vor allem mittelständische Unternehmen aus verschiedensten Branchen, ob Ernährung, Bau oder Kosmetik. Teil der Initiative ist auch der Outdoorhersteller Patagonia, eine der Firmen, auf die Elizabeth Warren verweist, wenn es um einen verantwortlichen Kapitalismus geht. Dazu gehört für das US-Unternehmen die Produktion langlebiger Ware, deren Reparatur sowie das recyceln von Material, aber auch die Unterstützung von Umweltaktivisten.
Vincent Stanley, Neffe des Unternehmensgründers und für die Unternehmensphilosophie zuständig, findet die Vorschläge von Warren gut.
"Overall I think her proposals are good ones."
Mit Blick auf die Initiative B-Corporations dämpft er aber die Erwartungen.
"Das ist eine kleine Bewegung, aber es beteiligen sich immer mehr Firmen mit. Ich hoffe, dass zukünftig auch mehr große Unternehmen mitmachen. Wir sehen auch eine Reaktion bei konventionellen Firmen wie Apple oder Blackrock. Wenn die sagen, dass die Shareholder-Orientierung nicht mehr das ist, wofür sie stehen, dann müssen sie eine Welt betreten, in der sie auf jeden Rücksicht nehmen müssen."
Öffentliches Bekenntnis zum Stakeholder-Kapitalismus
Im August 2019 hatten 181 Top-Manager öffentlich erklärt, sich vom Vorrang des Shareholder-Value - also der einseitigen Steigerung des Aktienkurses - zu verabschieden, darunter die Chefs von Amazon, Apple, GM, Ford, Bayer, Siemens, Goldman Sachs oder des Finanzinvestors Blackrock.
Vincent Stanley spricht von einem wichtigen Schritt hin zu einem Stakeholder-Kapitalismus, der Bürger, Kunden und Gesellschaft in den Blick nimmt, er warnt aber:
"Es könnte sein, dass die Firmen gar nicht wissen, was das ist, weil sie es bisher nicht praktiziert haben. Im Gegensatz zu den B-Corporations. Ich denke, wir könnten den großen Konzerne etwas beibringen."
Greenpeace: In Davos geht es den meisten um Profit
Andere sind skeptischer. Jennifer Morgan, Chefin von Greenpeace International, sitzt an einem Novemberabend in Berlin bei einer Podiumsdiskussion anlässlich der Premiere eines Dokumentarfilms über das Weltwirtschaftsforum. Sie fährt seit Jahren dort hin, um unter der Konzernelite für ein nachhaltiges Wirtschaften zu werben.
"Ich denke in Davos sind Leute, die das nicht wirklich interessiert. Ihre Hauptmotivation ist es, Profit zu machen."
Morgan ergänzt am Rande der Veranstaltung:
"Ich sehe keine große Wende, leider. Ich glaube wir haben seit Jahrzehnten Stakeholder-Konzepte und Unternehmen, die sagen, dass sie dies oder das machen, aber was ich sehe ist, dass sie die Gesetze blockieren, die das Klima schützen würden, sie blockieren die Gesetze für mehr Gerechtigkeit."
Jennifer Morgan hält eine Politikwende für unabdingbar, damit Unternehmen künftig verantwortungsvoller handeln.
"Wir brauchen Politiker, die Druck machen, das voran bringen und Leadership zeigen. Ich hoffe, dass viele Politiker das jetzt machen. Es gibt Verhandlungen unter der UNO, Unternehmen verantwortlich für ihre Aktivitäten in verschiedenen Ländern zu machen, aber bis jetzt ist es leider sehr schwer umzusetzen, weil Regierungen mehr auf die Unternehmen hören als auf das, was Menschen wollen oder brauchen."