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Von der Vereinsspitze nach Auschwitz

Bisher wusste man nicht viel über Eugen Salomon, den jüdischen Gründungspräsidenten von Mainz 05. Man kannte weder sein Geburtsdatum noch seinen Todestag und Ort. Doch ein Mainzer Historiker hat diese Lücke nun gefüllt - Salomon wurde von den Nationalsozialisten ermordet, in Auschwitz.

Von Ludger Fittkau |
    Bisher wusste man nicht viel über Eugen Salomon, den jüdischen Gründungspräsidenten von Mainz 05. Man kannte weder sein Geburtsdatum noch seinen Todestag und Ort. Doch ein Mainzer Historiker hat diese Lücke nun gefüllt - und damit im Umfeld des Bundesligisten Bestürzung ausgelöst. Salomon wurde von den Nationalsozialisten ermordet, in Auschwitz.

    Die Adresse, an der seit dem Frühjahr 2011 der FSV Mainz 05 regiert, heißt Eugen-Salomon-Straße 1. Hier steht das neue, schmucke Fußballstadion des Bundesligisten. Die Zufahrtstraße zu dieser neuen Top-Adresse des deutschen Fußballs ist nach Eugen Salomon benannt, dem ersten Präsidenten von Mainz 05. Was bei der Einweihung von Stadion und Straße im April noch niemand wusste, hat jetzt der Frank Teske herausgefunden, Historiker im Mainzer Stadtarchiv. Eugen Salomon, der jüdische Gründungspräsident des heutigen Bundesligisten wurde in Auschwitz ermordet.

    "Er ist, das wussten wir, er ist 1933 nach Frankreich emigriert. Den weiteren Lebensweg wussten wir bisher nicht. Wir haben vermutet, dass er möglicherweise überlebt hatte, denn es gab keinen Hinweis darauf, dass er in irgendeinem Konzentrationslager ums Leben gekommen ist. Nun mussten wir allerdings doch feststellen, dass Eugen Salomon tatsächlich von Frankreich aus nach Auschwitz deportiert wurde."

    Am 14. November 1942 wurde der erste Präsident von Mainz 05 im Konzentrationslager ermordet. Eugen Salomon war im Jahr 1905 erst 17 Jahre alt, als er das Amt im neu gegründeten Fußballclub übernahm. Bis 1933 blieb Eugen Salomon im Vereinsvorstand. Was man bisher ebenfalls nicht wusste: Salomon stammt aus einer jüdischen Tapeziererfamilie im rheinhessischen Städtchen Wörrstadt. Zwei Jahre nach seiner Geburt 1988 zog er mit seiner Familie nach Mainz, wo Eugen Salomon den Kaufmannsberuf erlernte.

    "Es war sicherlich nicht untypisch, dass Eugen Salomon hier als jüdischer Einwohner von Mainz hier als Kaufmann tätig war. Es war sehr häufig, dass Juden in dieser Branche beschäftigt waren. Er war aber nicht nur einfacher Kaufmann, sondern er hat sich auch selbstständig gemacht. Mitte der 20er-Jahre hatte er eine eigene Webwaren-Großhandlung, wie er das Geschäft nannte. Da ist davon auszugehen, dass er tatsächlich Stoffe im Großen handelte, nicht nur als kleiner Einzelhändler tätig war."

    Der Historiker Frank Teske geht davon aus, dass Eugen Salomon als erster Präsident von Mainz 05 einen Teil seines Geldes in den Verein steckte, der sich in dieser Zeit ja noch im Aufbau befand. Nach der Machtergreifung durch die Nazis 1933 konnte er sich nicht mehr für den heutigen Bundesligaclub engagieren, den er gegründet hat:

    "Bei seinem Verein Mainz 05 ging das nicht mehr. Denn wie bei allen Vereinen, die nicht rein jüdisch waren, wurden die jüdischen Mitglieder aus dem Verein herausgedrängt, insbesondere aus den Vorstandsschaften und das betraf eben auch Eugen Salomon bei Mainz 05."

    Im Juli 1933 wanderte Eugen Salomon gemeinsam mit drei weiteren Personen seines engen Umfeldes nach Frankreich aus. Dass es seine Ehefrau und seine beiden Kinder waren, die mit ihm in die Emigration gingen, ist zu vermuten aber bis jetzt noch nicht belegbar. Auch, was Eugen Salomon dann in Frankreich erlebte, bleibt bis jetzt im Dunkeln. Frank Teske:

    "Wir hoffen, dass wir da noch über Kontakte, die wir jetzt nach Frankreich pflegen, etwas mehr in Erfahrung bringen können."

    Wenn die Fans des FSV Mainz 05 heute über die neue Eugen-Salomon-Straße zum Heimspiel im nagelneuen Stadion pilgern, erinnert das Straßenschild und bald auch ein Stolperstein am ehemaligen Wohnhaus Salomons an das vielleicht dunkelste Ereignis der lokalen Fußballgeschichte: daran, dass der erste Präsident von Mainz 05 einen der schwersten Wege gehen musste, den die Menschheitsgeschichte kennt: den Weg über die Rampe von Auschwitz.