"Es ist ein französischer Garten, ein klassischer Barockgarten, der für diese Villa hier angelegt wurde."
"Das ist die ehemalige Privatvilla der Familie Fonsalis, so ein Herrschaftsgeschlecht aus Graubünden. Also man muss sich das so vorstellen: dieser Garten hat eine riesige Geschichte, es wurde zig mal umgestaltet - dann war´s mal ein Englischer Landschaftsgarten - und Guido Hager, das ist ein bekannter Landschaftsarchitekt aus Zürich, der hat dann 2006 diesen Park wieder rückgeführt in die barocke Konzeption."
Luciano Fasciato und Nicole Rampa, Kuratoren von "Säen, ernten, glücklich sein" im Fontanapark Chur. Der Park ist 280 Jahre alt und: klein! - wie so manche quer über Europa verstreute, gewollte Kopie damals, des Gartens von Louis Quatorze in Versailles.
"Die Blümchen hier dürfen nur in einem bestimmten Rahmen wachsen, in einem geometrischen Raster gepflanzt."
Beete mit Stiefmütterchen in lila, gelb und rot wechseln sich ab mit mattgrünen, gestutzten Buchsbaumhecken. An einer Mauer, am Rand des Parks, steht eine Inschrift:
"Vergängliche Flora, künftiges Gold, hoch auf zu den Sternen et in Arcadia Ego."
In zwei Fuß hohen Lettern. Ein Werk von Remo Albert Alig. Arkadien, das Paradies im antiken Griechenland, das man im Barock wiederentdeckte. Und die golden schimmernden Lettern, wirken fast etwas pathetisch, aber:
"Es ist nicht Gold, sondern das hier, das ist Moos, eine Moospatina. Also das ist die Nordwand, dort feuchtet es, dort grünt es auch."
Und dort hat Alig mit einer Stahlbürste die Buchstaben aus dem Moos geschabt. Außerdem hat er, in der Krone eines hoch und krumm gewachsenen Baums, eine, wieder zwei Fuß hohe, vergoldete Krone installiert und zwar genau auf der Höhe der Sonnengott-Apollo-Abbildung in der Villa - kurz: ein kompliziertes geometrisches Netzwerk über den Park gesponnen - und so sichtbar gemacht, dass ein französischer Garten im Barock nicht nur adrett bepflanzt war, sondern über und über aufgeladen mit Symbolik. Ein Remake also, des absolutistischen Weltbilds.
"Das ist eine Installation von Roman Signer mit dem Titel "Fontäne." Es ist ein Kajak, das er hier in diesen Brunnen hinlegt."
Ein knallrotes Sportboot liegt quer im Apollo-Brunnen, und speit, scheinbar leck geschlagen, Wasser. Das Boot haben schon beim Aufbau Kinder als Spiel- und Planschgerät entdeckt. Eine Action-Skulptur, aber: ausgerichtet wie eine Kompassnadel, nach Ost-West, wie die ganze Parkanlage. Auch dies ist ein barockes Garten-Stil-Zitat. Eine zwei Tonnen schwere Mondkugel von Katja Schenker, ein Baum-Wasser-Spiel von Notal Vital, alle zwei Dutzend Werke sind mehr als "Kunst auf der Wiese", Fremdkörper oder Wurzelholz-Deko. Carmen Müller aus Meran zum Beispiel hat ein Sitzbank-Podest rund um die riesige Blutbuche gezimmert; der 200 Jahre alte Baum ist ein Überbleibsel der Zeit, als der Fontanapark Englischer Garten war. Um die Buche herum nun, wie ein Maitanzpodest, eine Sit-in-Gelegenheit für den - ohnedies gut besuchten - Park.
"Ich nehme an, dass viele Leute gerne heraufkommen, zu sitzen, vielleicht ein Buch zu lesen, vor allem auch untereinander zu kommunizieren, das wär mein Wunsch!"
Eine andere Künstlerin versucht, all die Pflanzen zu retten, die ansonsten aus den Stiefmütterchen-Beeten gejätet werden: Brennnesseln und Disteln, angepflanzt als Anspielung auf die ehemalige Orangerie, hinter weißer Plane mit Sichtfenster, in einem Schutzzelt, einer Quarantäne für bedrohte Arten. Das Humor-Highlight setzen Andres Guggisberg und Anders Lutz mit einer Baumschule, eine Allee, gleich am Eingang des Fontanaparks.
"Baumschule, schönes Wort! Dieser Zwang zum Kultivieren, dass die Kinder gerade sitzen, dieser Schreber! Du, Anders, kannst Du das erzählen?"
"Vom Schreber? Ja! – Ja, das war so ein wilhelminischer Soziologe und Pädagoge. Abgesehen vom Schrebergarten, den er erfunden hat, hat er auch so Folterstühle entworfen, ja, das war Gottlieb Schreber."
Auf schrullig bepflanzte Schrebergärten spielen Lutz und Guggisberg an, mit zehn trostlosen Baumkrüppeln, zusammengepfropft aus Echtholz-Stümpfen, Reisig, und Dachlatten-Verschnitt. Zwar geht es da auch um Überzüchtung und gentechnische Veränderung von Natur - wenn man so will ein Update zum absolutistischen Gartenbau - aber das ist "Säen, ernten, glücklich sein" als Kunst-Kabarett und eine herrliche Parodie mancher aktueller Anpflanzungen.
""Es ist ja klar, da kommt jetzt nichts mehr, effektiv. Wir erwarten nicht, dass jetzt diese Stecklein effektiv ausschlagen. Als Bäume sind sie unfruchtbar, aber als Skulpturen hoffentlich fruchtbar! Und hier geht´s ja auch nicht um einen ernsthaften "Approach", oder?"
"Das ist die ehemalige Privatvilla der Familie Fonsalis, so ein Herrschaftsgeschlecht aus Graubünden. Also man muss sich das so vorstellen: dieser Garten hat eine riesige Geschichte, es wurde zig mal umgestaltet - dann war´s mal ein Englischer Landschaftsgarten - und Guido Hager, das ist ein bekannter Landschaftsarchitekt aus Zürich, der hat dann 2006 diesen Park wieder rückgeführt in die barocke Konzeption."
Luciano Fasciato und Nicole Rampa, Kuratoren von "Säen, ernten, glücklich sein" im Fontanapark Chur. Der Park ist 280 Jahre alt und: klein! - wie so manche quer über Europa verstreute, gewollte Kopie damals, des Gartens von Louis Quatorze in Versailles.
"Die Blümchen hier dürfen nur in einem bestimmten Rahmen wachsen, in einem geometrischen Raster gepflanzt."
Beete mit Stiefmütterchen in lila, gelb und rot wechseln sich ab mit mattgrünen, gestutzten Buchsbaumhecken. An einer Mauer, am Rand des Parks, steht eine Inschrift:
"Vergängliche Flora, künftiges Gold, hoch auf zu den Sternen et in Arcadia Ego."
In zwei Fuß hohen Lettern. Ein Werk von Remo Albert Alig. Arkadien, das Paradies im antiken Griechenland, das man im Barock wiederentdeckte. Und die golden schimmernden Lettern, wirken fast etwas pathetisch, aber:
"Es ist nicht Gold, sondern das hier, das ist Moos, eine Moospatina. Also das ist die Nordwand, dort feuchtet es, dort grünt es auch."
Und dort hat Alig mit einer Stahlbürste die Buchstaben aus dem Moos geschabt. Außerdem hat er, in der Krone eines hoch und krumm gewachsenen Baums, eine, wieder zwei Fuß hohe, vergoldete Krone installiert und zwar genau auf der Höhe der Sonnengott-Apollo-Abbildung in der Villa - kurz: ein kompliziertes geometrisches Netzwerk über den Park gesponnen - und so sichtbar gemacht, dass ein französischer Garten im Barock nicht nur adrett bepflanzt war, sondern über und über aufgeladen mit Symbolik. Ein Remake also, des absolutistischen Weltbilds.
"Das ist eine Installation von Roman Signer mit dem Titel "Fontäne." Es ist ein Kajak, das er hier in diesen Brunnen hinlegt."
Ein knallrotes Sportboot liegt quer im Apollo-Brunnen, und speit, scheinbar leck geschlagen, Wasser. Das Boot haben schon beim Aufbau Kinder als Spiel- und Planschgerät entdeckt. Eine Action-Skulptur, aber: ausgerichtet wie eine Kompassnadel, nach Ost-West, wie die ganze Parkanlage. Auch dies ist ein barockes Garten-Stil-Zitat. Eine zwei Tonnen schwere Mondkugel von Katja Schenker, ein Baum-Wasser-Spiel von Notal Vital, alle zwei Dutzend Werke sind mehr als "Kunst auf der Wiese", Fremdkörper oder Wurzelholz-Deko. Carmen Müller aus Meran zum Beispiel hat ein Sitzbank-Podest rund um die riesige Blutbuche gezimmert; der 200 Jahre alte Baum ist ein Überbleibsel der Zeit, als der Fontanapark Englischer Garten war. Um die Buche herum nun, wie ein Maitanzpodest, eine Sit-in-Gelegenheit für den - ohnedies gut besuchten - Park.
"Ich nehme an, dass viele Leute gerne heraufkommen, zu sitzen, vielleicht ein Buch zu lesen, vor allem auch untereinander zu kommunizieren, das wär mein Wunsch!"
Eine andere Künstlerin versucht, all die Pflanzen zu retten, die ansonsten aus den Stiefmütterchen-Beeten gejätet werden: Brennnesseln und Disteln, angepflanzt als Anspielung auf die ehemalige Orangerie, hinter weißer Plane mit Sichtfenster, in einem Schutzzelt, einer Quarantäne für bedrohte Arten. Das Humor-Highlight setzen Andres Guggisberg und Anders Lutz mit einer Baumschule, eine Allee, gleich am Eingang des Fontanaparks.
"Baumschule, schönes Wort! Dieser Zwang zum Kultivieren, dass die Kinder gerade sitzen, dieser Schreber! Du, Anders, kannst Du das erzählen?"
"Vom Schreber? Ja! – Ja, das war so ein wilhelminischer Soziologe und Pädagoge. Abgesehen vom Schrebergarten, den er erfunden hat, hat er auch so Folterstühle entworfen, ja, das war Gottlieb Schreber."
Auf schrullig bepflanzte Schrebergärten spielen Lutz und Guggisberg an, mit zehn trostlosen Baumkrüppeln, zusammengepfropft aus Echtholz-Stümpfen, Reisig, und Dachlatten-Verschnitt. Zwar geht es da auch um Überzüchtung und gentechnische Veränderung von Natur - wenn man so will ein Update zum absolutistischen Gartenbau - aber das ist "Säen, ernten, glücklich sein" als Kunst-Kabarett und eine herrliche Parodie mancher aktueller Anpflanzungen.
""Es ist ja klar, da kommt jetzt nichts mehr, effektiv. Wir erwarten nicht, dass jetzt diese Stecklein effektiv ausschlagen. Als Bäume sind sie unfruchtbar, aber als Skulpturen hoffentlich fruchtbar! Und hier geht´s ja auch nicht um einen ernsthaften "Approach", oder?"