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Von Heidi bis zu philosophischen Fragen
Schweizer Kinder- und Jugendliteratur damals und heute

Ob Dürrenmatt, Frisch oder Hohler: Schweizer Literatur genießt im Ausland eine hohe Anerkennung. Auch die Schweizer Kinder- und Jugendliteratur gehört dazu, ganz vorne weg "Heidi" von Johanna Spyri. Welche Themen abseits von Alm Öhi und Geißenpeter im Trend liegen, darüber diskutierten Experten und Expertinnen im Deutschlandfunk.

Moderation: Ute Wegmann |
    Ausschnitt aus dem Cover von "böse" von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer
    Ob Philosophie für Kinder oder Tiere, die fies werden: Die Schweizer Kinder- und Jugendliteratur hat auch neben "Heidi" viel zu bieten. (orell füssli Verlag)
    Die Schweizer Literatur genießt im Ausland eine große Anerkennung: Dürrenmatt und Frisch, Muschg und Robert Walser, Rolf Lappert, Martin Suter und Christian Kracht. Allesamt Männer.
    Eins der bekanntesten literarischen Exportprodukte der Schweiz fällt in den Bereich der Kinder- und Jugendliteratur und stammt hingegen von einer Frau: "Heidi" von Johanna Spyri ist sicherlich genauso bekannt wie "Pippi Langstrumpf".
    In den letzten Jahren standen eine Vielzahl Bücher von Jürg Schubiger, Franz Hohler, Hanna Johansen, Brigitte Schär und Lorenz Pauli auch außerhalb der Schweiz auf Nominierungs- oder Preislisten. Spricht man von Pauli ist man auch schnell bei der Illustrationskunst. Pauli und Schärer ist das Schweizer Erfolgsduo im Bilderbuch.
    Völlig anders arbeitet der Künstler Hannes Binder, bekannt durch seine Schwarzweiß-Interpretationen der Glauser-Krimis und eine Neubebilderung der "Heidi"-Geschichte.
    Wo steht die Schweizer Kinder- und Jugendliteratur und -Illustration heute? Auf welche Tradition blicken wir zurück? Welche Themen, welche Genres, welche Experimentierfreude begegnet uns? Was trägt die Schweiz auf den deutschsprachigen und internationalen Markt?
    Darüber diskutieren die Literaturwissenschaftlerin Christine Lötscher (sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Schwerpunkt Kinder- und Jugendmedien der Universität Zürich, und freie Literaturkritikerin) und der Literaturkritiker und Journalist Hans-Ulrich Probst (lange Jahre Literaturredakteur beim Schweizer Rundfunk Kultur und als Juror tätig für hochdotierte Literaturpreise).
    Der Psychologe und Philosoph Jürg Schubiger war eine wichtige Stimme in der Schweizer Kinder- und Jugendliteratur. Selten kann sich jemand derart in die Gefühls- und Gedankenwelt eines Kindes hineinversetzen und zugleich große philosophische Gedanken präsentieren.
    "Am Abend ist mein Schatten länger als der Schatten meines Vaters am Mittag und als Mutters Schatten auch. Über das Schättchen meiner Schwester schreibe ich nichts. Ob ein Schatten lang ist oder kurz, immer fängt er unter den Füßen an. Vorausgesetzt natürlich, dass man steht oder geht. Und immer begleitet er einen überall hin. Nachts, im Stockdunkeln, ist kein Unterschied mehr zwischen ihm und der Nacht."
    (aus: "Mutter, Vater, ich und sie", Beltz & Gelberg, S. 38)
    Wer tritt in Schubigers Fußstapfen? Was kommt aus der französischen und italienischen Schweiz? Unterscheidet sich der Schweizer Kinderroman vom deutschen in Ton, Dramaturgie oder Rhythmus?