Ein Ort für die Götter! - hätten die Indios vor 2000 Jahren womöglich bei diesem Anblick ausgerufen. Denn das, was sich hier, rund 300 Kilometer entfernt der Hauptstadt Lima in der Wüste offenbart, ist tatsächlich eine außergewöhnliche Idylle.
Ein See inmitten von 100 Meter hohen, majestätischen Wanderdünen. Olivgrünes Wasser glitzert in der Sonne, Palmen und zartes Gras bewachsen den Uferstreifen. Tretboote schwimmen in dem Oval von der Größe eines Fußballstadions. Restaurants und Hotels säumen die Promenade, Kinder baden, Einheimische und Touristen schlendern auf und ab.
So manch ein Straßenmusiker trägt hier in der 250-Seelen-Gemeinde mit Inbrunst seine Lieder für die Touristen vor, die mit ganzen Busladungen den kleinen Ort Besuchen und auch individuell mit Rucksack und Isomatte angereist kommen.
In einem der bunten Häuser im Kolonialbaustil, direkt mit Blick auf die Laguna, ist die Bibliothek "Abraham Valdelomar de Huacachina"; offen für Studenten, Schüler, Nachbarn und Reisende, wie drinnen zu lesen ist. Hier trifft man fast jeden Tag Joel Muñoz Garcia, 85. Natürlich kenne er die Sage um die Entstehung der Oase, sagt der zierliche kleine Herr mit den indianischen Zügen, und seine Mundwinkel sich zu einem kaum merkbaren Schmunzeln hoch.
"Es war einmal ein Jäger in den Dünen um Huacachina unterwegs, da sah er eine wunderschöne Prinzessin beim Baden. Von ihrem Anblick ergriffen, versteckte er sich und beobachtete sie heimlich. Doch als sie in ihren Spiegel sah, entdeckte sie den Jäger – und lief vor Angst davon, nur mit ihrem Mantel bekleidet."
"...Der Spiegel zerbrach in tausend Scherben. Daraus entstanden die Wasserlöcher der Region, auch die Lagune Huacachina. Die Tränen der Prinzessin füllten sie mit Wasser. Und die Dünenlandschaft ist nach der Form des Mantels entstanden."
Bekannt wurde die Lagune aber vor allem wegen ihres Heilwassers, erzählt er weiter.
"Das Wasser enthält viel Jod, Eisen, Schwefel und andere chemische Elemente, die zur Heilung beitragen. Vor allem bei Wunden und Verletzungen. Diese heilende Wirkung wurde von einer Italienerin entdeckt, Madame Perroti, der hier auch ein Denkmal gesetzt wurde. Sie kam hierher und eröffnete ein Hotel - das war im Jahr 1946. Seitdem wurde der Ort immer beliebter."
Joel Muñoz Garcia hat diese Anfangszeit in Huacachina selbst erlebt. Er zog schon als Jugendlicher mit seinen Eltern in eines der ersten Häuser an der Oase. Im nahe gelegenen Ica studierte er später Literatur.
"Während des Studiums hatte ich morgens und abends Zeit zur Oase zu laufen und zu baden."
Damals, erinnert sich García, sei immer ein älterer Mann auf einem Esel nach Huacachina geritten gekommen, um Wasser aus der Oase abzuschöpfen.
"Er brachte es dann in die Stadt und verkaufte es in Flaschen. Er lief durch die Straßen und rief fortwährend "Huacaché!, Huacaché!" – er konnte den richtigen Namen "Huacachina" nicht aussprechen. Ich habe ihn damals auch gehört. So verbreitete sich das Heil-Wasser, und es kamen immer mehr Touristen. Noch bekannter wurde die Lagune dann durch das Lied "A la Huacachina" von Francisco Pérez Anampa: Juntito a la Huacachina ..."
In Huacachina habe ich dich eines Morgens erblickt
Du schautest mich widerwillig an
Aber ich verzehrte mich vor Liebe für dich
Huacachina, ich liebe dich
Ich verehre dich ... !
Neben der Bibliothek haben ein paar Jungs einen provisorischen Stand aufgebaut und bieten Sandboarding an.
"Für die Dame ein Sandbord, fünf Soles!" ruft einer von ihnen. Für viele junge Leute ist das Sandboarden die Attraktion in dem kleinen, peruanischen Ort. Rauf auf die Düne, das Brett unter die Füße geschnallt – ähnlich wie beim Snowboarden – und los geht es! Wer sich nicht stehend traut, versucht die Abfahrt in der Bauchlage. Und die Profis fügen gleich noch einen Salto mit in ihre Abfahrt ein.
Mario Urbina kann diesem Sport nichts abgewinnen. Denn der Sand, die Wüste, ist sein Arbeitsplatz. Urbina ist einer der bekanntesten Paläontologen – Fossilienforscher – Perus. Und nach Huacachina kommt er, um sich von seiner Arbeit auszuruhen.
"Huacachina ist mein Ort der Entspannung, Pisco Sour trinken, relaxen und an nichts denken, was mit der Arbeit zu tun haben könnte. Huacachina ist Sodom und Gomorra. Jetzt ist es ruhig, aber warte ein paar Monate, bis die Leute kommen, alle trinken und schlafen nie. Ich komme aus der Wüste, wo sich nichts bewegt, nichts, es gibt keine Pflanzen, gar nichts. In Lima gerate ich immer in Panik wegen des Verkehrs, hier entspanne ich. Hier fühle ich mich auch wie ein Eremit, hier ist niemand, je nachdem, wann im Jahr du da bist."
Mit seinem krausen Haarschopf, der schlaksigen Statur und der immer glühenden Zigarette in der Hand, wirkt Urbina wie ein zerstreuter Langzeitstudent. Der Paläontologe ist aber 59. Und Huacachina hat er nicht nur wegen seiner entspannten Atmosphäre ausgesucht, sondern vor allem wegen der Nähe zum Pazifik-Küstenstreifen. Dort verbringt er die meiste Zeit des Jahres, denn genau da sind im Wüstensand Tausende Überreste von Walen, Haifischen, Schildkröten und prähistorischen Tieren zu finden. Vor Millionen Jahren habe es hier noch Wasser gegeben, erklärt Urbina die extreme Fossilien-Ansammlung, und die Meerestiere kamen in Massen hierher, um zu gebären.
"Sie schwammen dazu in die Lagunen, die hier ehemals in Südamerika existierten. Es gibt heute zum Beispiel einen Ort in Punta de San Juan, eine Felsecke am Strand, dort stinkt es ganz fürchterlich, denn dort liegt das Placenta-Fett der Seelöwinnnen, dort gebären sie. Das gleiche ist hier auch passiert, aber vor 45 Millionen Jahren. Alle Säugetiere der Pazifischen Küste kamen hierher, denn in den Lagunen war es nicht so wild und gefährlich wie im offenen Meer."
Im Sommer 2010 wurde der spektakulärste Fund von Mario Urbina und seinen internationalen Kollegen veröffentlicht: Fossilien eines Urwales, gefunden in der Pisco-Ica-Wüste nahe Huacachina. Der größte Fleischfresser der Welt, kommentiert Urbina lachend. Die Körperlänge dieses Pottwals: 18 Meter. Und seine größten Zähne waren vor rund 13 Millionen Jahren länger als 36 cm, doppelt so lang wie die des heute lebenden Pottwals. Urbina und seine Kollegen gaben ihm den Namen "Leviathan melvillei", in Erinnerung an den Autor Herman Melville und seinen Roman "Moby Dick".
Rund um den See und vor den Bars bieten am späten Nachmittag, wenn die Sonne nicht mehr so sehr brennt, junge Künstler ihre Werke an. Vor allem Schmuck, Ohrringe, fein gearbeitete Anhänger mit den Symbolen der Inkas oder Mayas, Armbänder und Ringe. Das Material, mit dem sie arbeiten, sind vor allem Tierknochen, die sie genau wie Paläontologe Urbina, im Wüstensand finden.
Auf der Terrasse seines Restaurants - mit Blick auf die Lagune – steht Wirt Miguel Vásquez und raucht noch schnell eine Zigarette, bevor er sich wieder um die Gäste kümmern muss. Ja, über diesen Ort gebe es viele Geschichten, erzählt er. Zum Beispiel die, dass die Lagune sich jedes Jahr einen Menschen holt.
"Es gab hier immer wieder Tote, zunächst waren es nur Männer, die ertranken. Die Legende besagt, wenn einmal eine Frau ertrinkt, dann wird die Lagune austrocknen. 1987 kamen zwei Geschwister hierher, ein Junge und ein Mädchen. Da hatte das Wasser eine Tiefe von fünf bis sechs Metern. Ihr Kindermädchen ging spazieren und ließ die beiden auf einem kleinen Boot zurück – doch es kippte um, und die Kinder fielen ins Wasser. Der Junge konnte gerettet werden, aber das Mädchen ertrank."
Tatsächlich trocknete die Oase dann plötzlich aus: Anfang 1988. Nein, die Prinzessin sei daran nicht schuld, meint er schmunzelnd. Vielmehr das rasante Bevölkerungs-Wachstum der Stadt Ica in den 80er-Jahren. Der Wasserverbrauch stieg dadurch deutlich an, der Grundwasserspiegel sank, die Lagune trocknete aus.
"Das blieb zweieinhalb Jahre so, bis die Behörden beschlossen, Wasser auf künstlichem Weg zuzuführen. Sie ließen eine Rohrverbindung zur Stadt legen. Da entstand die Lagune neu. Der Pegel stieg wieder auf zwei bis drei Meter. Das Wasser ist natürlich die Hauptattraktion der Oase."
Heute kommt die Wasserqualität noch immer nicht an die früherer Zeiten heran. Aber: Der Mythos Huacachina lebt trotzdem weiter. Und die Legenden – die müssten niedergeschrieben werden, meint der 85-jährige Bibliothekar Joel Munoz García. Vielleicht werde er das ja noch tun.
""Ein Reiter kam nach Huacachina und verirrte sich in den Weiten der Landschaften. Er erreichte die Dünen und fand keinen Ausgang zurück in die Stadt. Sein Pferd litt Hunger und Durst und konnte nicht mehr laufen. Da sah er die Oase und lief bis zum Rand der Lagune. Das Pferd und er selbst mussten sofort von dem Wasser trinken. Kaum war das geschehen, richtete sich das Pferd auf und begann, durch die Dünen zu galoppieren. ... Dieses Wasser ist wundervoll! ... Es heilt auch Rheuma und Wunden ... .”"
Ein See inmitten von 100 Meter hohen, majestätischen Wanderdünen. Olivgrünes Wasser glitzert in der Sonne, Palmen und zartes Gras bewachsen den Uferstreifen. Tretboote schwimmen in dem Oval von der Größe eines Fußballstadions. Restaurants und Hotels säumen die Promenade, Kinder baden, Einheimische und Touristen schlendern auf und ab.
So manch ein Straßenmusiker trägt hier in der 250-Seelen-Gemeinde mit Inbrunst seine Lieder für die Touristen vor, die mit ganzen Busladungen den kleinen Ort Besuchen und auch individuell mit Rucksack und Isomatte angereist kommen.
In einem der bunten Häuser im Kolonialbaustil, direkt mit Blick auf die Laguna, ist die Bibliothek "Abraham Valdelomar de Huacachina"; offen für Studenten, Schüler, Nachbarn und Reisende, wie drinnen zu lesen ist. Hier trifft man fast jeden Tag Joel Muñoz Garcia, 85. Natürlich kenne er die Sage um die Entstehung der Oase, sagt der zierliche kleine Herr mit den indianischen Zügen, und seine Mundwinkel sich zu einem kaum merkbaren Schmunzeln hoch.
"Es war einmal ein Jäger in den Dünen um Huacachina unterwegs, da sah er eine wunderschöne Prinzessin beim Baden. Von ihrem Anblick ergriffen, versteckte er sich und beobachtete sie heimlich. Doch als sie in ihren Spiegel sah, entdeckte sie den Jäger – und lief vor Angst davon, nur mit ihrem Mantel bekleidet."
"...Der Spiegel zerbrach in tausend Scherben. Daraus entstanden die Wasserlöcher der Region, auch die Lagune Huacachina. Die Tränen der Prinzessin füllten sie mit Wasser. Und die Dünenlandschaft ist nach der Form des Mantels entstanden."
Bekannt wurde die Lagune aber vor allem wegen ihres Heilwassers, erzählt er weiter.
"Das Wasser enthält viel Jod, Eisen, Schwefel und andere chemische Elemente, die zur Heilung beitragen. Vor allem bei Wunden und Verletzungen. Diese heilende Wirkung wurde von einer Italienerin entdeckt, Madame Perroti, der hier auch ein Denkmal gesetzt wurde. Sie kam hierher und eröffnete ein Hotel - das war im Jahr 1946. Seitdem wurde der Ort immer beliebter."
Joel Muñoz Garcia hat diese Anfangszeit in Huacachina selbst erlebt. Er zog schon als Jugendlicher mit seinen Eltern in eines der ersten Häuser an der Oase. Im nahe gelegenen Ica studierte er später Literatur.
"Während des Studiums hatte ich morgens und abends Zeit zur Oase zu laufen und zu baden."
Damals, erinnert sich García, sei immer ein älterer Mann auf einem Esel nach Huacachina geritten gekommen, um Wasser aus der Oase abzuschöpfen.
"Er brachte es dann in die Stadt und verkaufte es in Flaschen. Er lief durch die Straßen und rief fortwährend "Huacaché!, Huacaché!" – er konnte den richtigen Namen "Huacachina" nicht aussprechen. Ich habe ihn damals auch gehört. So verbreitete sich das Heil-Wasser, und es kamen immer mehr Touristen. Noch bekannter wurde die Lagune dann durch das Lied "A la Huacachina" von Francisco Pérez Anampa: Juntito a la Huacachina ..."
In Huacachina habe ich dich eines Morgens erblickt
Du schautest mich widerwillig an
Aber ich verzehrte mich vor Liebe für dich
Huacachina, ich liebe dich
Ich verehre dich ... !
Neben der Bibliothek haben ein paar Jungs einen provisorischen Stand aufgebaut und bieten Sandboarding an.
"Für die Dame ein Sandbord, fünf Soles!" ruft einer von ihnen. Für viele junge Leute ist das Sandboarden die Attraktion in dem kleinen, peruanischen Ort. Rauf auf die Düne, das Brett unter die Füße geschnallt – ähnlich wie beim Snowboarden – und los geht es! Wer sich nicht stehend traut, versucht die Abfahrt in der Bauchlage. Und die Profis fügen gleich noch einen Salto mit in ihre Abfahrt ein.
Mario Urbina kann diesem Sport nichts abgewinnen. Denn der Sand, die Wüste, ist sein Arbeitsplatz. Urbina ist einer der bekanntesten Paläontologen – Fossilienforscher – Perus. Und nach Huacachina kommt er, um sich von seiner Arbeit auszuruhen.
"Huacachina ist mein Ort der Entspannung, Pisco Sour trinken, relaxen und an nichts denken, was mit der Arbeit zu tun haben könnte. Huacachina ist Sodom und Gomorra. Jetzt ist es ruhig, aber warte ein paar Monate, bis die Leute kommen, alle trinken und schlafen nie. Ich komme aus der Wüste, wo sich nichts bewegt, nichts, es gibt keine Pflanzen, gar nichts. In Lima gerate ich immer in Panik wegen des Verkehrs, hier entspanne ich. Hier fühle ich mich auch wie ein Eremit, hier ist niemand, je nachdem, wann im Jahr du da bist."
Mit seinem krausen Haarschopf, der schlaksigen Statur und der immer glühenden Zigarette in der Hand, wirkt Urbina wie ein zerstreuter Langzeitstudent. Der Paläontologe ist aber 59. Und Huacachina hat er nicht nur wegen seiner entspannten Atmosphäre ausgesucht, sondern vor allem wegen der Nähe zum Pazifik-Küstenstreifen. Dort verbringt er die meiste Zeit des Jahres, denn genau da sind im Wüstensand Tausende Überreste von Walen, Haifischen, Schildkröten und prähistorischen Tieren zu finden. Vor Millionen Jahren habe es hier noch Wasser gegeben, erklärt Urbina die extreme Fossilien-Ansammlung, und die Meerestiere kamen in Massen hierher, um zu gebären.
"Sie schwammen dazu in die Lagunen, die hier ehemals in Südamerika existierten. Es gibt heute zum Beispiel einen Ort in Punta de San Juan, eine Felsecke am Strand, dort stinkt es ganz fürchterlich, denn dort liegt das Placenta-Fett der Seelöwinnnen, dort gebären sie. Das gleiche ist hier auch passiert, aber vor 45 Millionen Jahren. Alle Säugetiere der Pazifischen Küste kamen hierher, denn in den Lagunen war es nicht so wild und gefährlich wie im offenen Meer."
Im Sommer 2010 wurde der spektakulärste Fund von Mario Urbina und seinen internationalen Kollegen veröffentlicht: Fossilien eines Urwales, gefunden in der Pisco-Ica-Wüste nahe Huacachina. Der größte Fleischfresser der Welt, kommentiert Urbina lachend. Die Körperlänge dieses Pottwals: 18 Meter. Und seine größten Zähne waren vor rund 13 Millionen Jahren länger als 36 cm, doppelt so lang wie die des heute lebenden Pottwals. Urbina und seine Kollegen gaben ihm den Namen "Leviathan melvillei", in Erinnerung an den Autor Herman Melville und seinen Roman "Moby Dick".
Rund um den See und vor den Bars bieten am späten Nachmittag, wenn die Sonne nicht mehr so sehr brennt, junge Künstler ihre Werke an. Vor allem Schmuck, Ohrringe, fein gearbeitete Anhänger mit den Symbolen der Inkas oder Mayas, Armbänder und Ringe. Das Material, mit dem sie arbeiten, sind vor allem Tierknochen, die sie genau wie Paläontologe Urbina, im Wüstensand finden.
Auf der Terrasse seines Restaurants - mit Blick auf die Lagune – steht Wirt Miguel Vásquez und raucht noch schnell eine Zigarette, bevor er sich wieder um die Gäste kümmern muss. Ja, über diesen Ort gebe es viele Geschichten, erzählt er. Zum Beispiel die, dass die Lagune sich jedes Jahr einen Menschen holt.
"Es gab hier immer wieder Tote, zunächst waren es nur Männer, die ertranken. Die Legende besagt, wenn einmal eine Frau ertrinkt, dann wird die Lagune austrocknen. 1987 kamen zwei Geschwister hierher, ein Junge und ein Mädchen. Da hatte das Wasser eine Tiefe von fünf bis sechs Metern. Ihr Kindermädchen ging spazieren und ließ die beiden auf einem kleinen Boot zurück – doch es kippte um, und die Kinder fielen ins Wasser. Der Junge konnte gerettet werden, aber das Mädchen ertrank."
Tatsächlich trocknete die Oase dann plötzlich aus: Anfang 1988. Nein, die Prinzessin sei daran nicht schuld, meint er schmunzelnd. Vielmehr das rasante Bevölkerungs-Wachstum der Stadt Ica in den 80er-Jahren. Der Wasserverbrauch stieg dadurch deutlich an, der Grundwasserspiegel sank, die Lagune trocknete aus.
"Das blieb zweieinhalb Jahre so, bis die Behörden beschlossen, Wasser auf künstlichem Weg zuzuführen. Sie ließen eine Rohrverbindung zur Stadt legen. Da entstand die Lagune neu. Der Pegel stieg wieder auf zwei bis drei Meter. Das Wasser ist natürlich die Hauptattraktion der Oase."
Heute kommt die Wasserqualität noch immer nicht an die früherer Zeiten heran. Aber: Der Mythos Huacachina lebt trotzdem weiter. Und die Legenden – die müssten niedergeschrieben werden, meint der 85-jährige Bibliothekar Joel Munoz García. Vielleicht werde er das ja noch tun.
""Ein Reiter kam nach Huacachina und verirrte sich in den Weiten der Landschaften. Er erreichte die Dünen und fand keinen Ausgang zurück in die Stadt. Sein Pferd litt Hunger und Durst und konnte nicht mehr laufen. Da sah er die Oase und lief bis zum Rand der Lagune. Das Pferd und er selbst mussten sofort von dem Wasser trinken. Kaum war das geschehen, richtete sich das Pferd auf und begann, durch die Dünen zu galoppieren. ... Dieses Wasser ist wundervoll! ... Es heilt auch Rheuma und Wunden ... .”"