Marietta Schwarz: Herzlichen Glückwunsch, Eike Roswag, denn Sie haben gerade wieder den 1. Preis abgestaubt, den Holcim-Award für nachhaltiges Bauen, für eine Schule in Pakistan. Wie sieht die aus und was ist das Besondere daran – außer dass es natürlich etwas Besonderes ist, als deutscher Architekt in Pakistan zu bauen.
Eike Roswag: Diese Schule greift erstmal lokale Traditionen und Materialien auf. Das heißt, wir bauen ein schönes schweres Erdgeschoss in Lehm und ein Obergeschoss in Bambus, das erdbebengerecht die lokale Tradition fortschreibt.
Schwarz: Sie haben so etwas schon öfter gemacht: Eine Schule in Bangladesch, auch preisgekrönt, ein altes Fort in Abu Dhabi, das denkmalgerecht in ein Museum umgewandelt wurde, oder einfache Wohnhäuser in Mozambique, die sich jeder leisten können soll – geht es bei allem, was Sie tun, immer um dieses traditionelle Bauen mit Lehm und Naturbaustoffen?
Roswag: Ja, es geht uns ganz stark, auch im deutschen Kontext, um das Bauen mit Naturbaustoffen. Und wir sind weltweit bekannt als Spezialisten für Lehmbau. Wir machen viel Forschung, Baustoffentwicklung hier in Berlin mit meinem Partner Christoph Ziegert zusammen, und das versuchen wir gerne, überall zu implementieren. Und gerade im Süden, sagt man ja so schön heute, in der Entwicklungszusammenarbeit, fokussieren wir auf traditionelle Techniken, die in den Regionen verbürgt sind. Und natürlich werden wir von der UNESCO auch gerne angefragt für historische Gebäude aus Lehm.
Schwarz: Warum Lehm?
Roswag: Ja, warum Lehm? Der Lehm existiert in einem natürlichen Kreislauf, das heißt er kann der Natur entnommen werden, dann kann man damit Häuser bauen, wie das Menschen schon seit Urgedenken her tun. Und diese Häuser verschwinden wieder zum Schluss in der Natur. Das zeigt sehr sinnbildlich, wie nachhaltig, das ist ja unser heutiges großes Thema, der Lehm ist. Und insbesondere im heißen Klima steuert der Lehm durch seine Feuchtigkeitsaufnahme und –abgabe Raumklima. Und in diesen Häusern ist es in der Regel 8-10 Grad kühler als die Außentemperaturspitze.
Schwarz: Jetzt kann man ja fast sagen: Im europäischen Raum ist Lehm so ein bisschen "in" geworden, zumindest unter den Leuten, die ein ökologisches Bewusstsein haben und auch das entsprechende Kleingeld. Aber wenn Sie jetzt in diesen Entwicklungsländern bauen, sind die Leute überhaupt scharf darauf, oder würden die nicht lieber mit Beton, Glas oder anderen modernen Materialien bauen?
Roswag: Ich sag immer: Als Erstes können wir von den Leuten in den Dörfern sehr viel lernen, weil die noch – das hört sich pathetisch an – noch in Harmonie mit der Natur leben, sich selbst versorgen, aus der Natur heraus Baustoffe gewinnen und im Prinzip keinen CO2-Footprint hinterlassen. Da können wir also erstmal sehr viel von ihnen lernen. Die Realität ist aber, dass der Traum ein anderer ist. Und auch in Jamalwi, wo wir diese schöne Schule bauen, entstehen zunehmend Ziegelbauten, und die Menschen wissen auch, dass diese Häuser dauerhafter sind und träumen von einem Haus aus Ziegel und Beton, gleichwohl sie wissen, dass die klimatisch viel, viel schlechter funktionieren.
Schwarz: Es ist interessant, dass Sie sagen, Sie können etwas von den Leuten dort unheimlich viel lernen. Ich hätte gedacht, Sie als deutsche Architekten mit dem Know How gehen dorthin, damit die Leute etwas von Ihnen lernen?
Roswag: Ja, das ist so zwiespältig. Wir kommen natürlich mit einem gewissen Know How, sonst gäbe es ja auch keinen Grund, sich dorthin zu bewegen. Wir sind aber vor allem daran interessiert, uns auszutauschen mit der Kultur und im Prinzip auf gleicher Höhe uns zu begegnen, "equal level" wie man im Englischen so schön sagt. Wir lernen und nehmen sehr viel aus diesen Regionen mit, was wir dann in unserer Kultur wieder nutzen können.
Schwarz: Können die denn noch mit Lehm bauen? Oder muss man das erst wieder gemeinsam lernen?
Roswag: Ja, das ist sehr schön, dass es ein gewisses Grundwissen gibt. Wir treiben das natürlich immer noch ein bisschen weiter. Wenn man ein großes Schulgebäude, das traditionell natürlich nicht mit Lehm gebaut wurde, mit fünf Meter Spannweite bauen will, und ein großes Bambustragwerk, dann ist das natürlich mit den ganz einfachen handwerklichen Fähigkeiten aus der Tradition heraus nicht zu lösen. Und da setzt dann der Diskurs an, indem wir Techniken weiterentwickeln und lernen. Und dann versuchen wir gemeinsam, so ein großes Ingenieurbauwerk zu errichten.
Schwarz: Wie sieht denn so eine Baustelle aus? Gibt's da Maschinen?
Roswag: Ja, die Baustelle ist natürlich super, weil alles von Hand läuft! Wir haben ein paar Bohrmaschinen, wenn wir sehr, sehr viele Verbindungen, zum Beispiel für Bambus erzeugen müssen, aber ansonsten geht das alles von Hand. Also, wir haben in Mozambique zehn Schulen gebaut, die komplett mit der Hand gefertigt wurden, mit Handbohrwinden, auch das ginge, ansonsten läuft das aber wirklich: Der Lehm wird von Kühen gemischt, wird von Hand aufgeschichtet, mit einem Spaten beschnitten. Und das geht alles sehr, sehr ruhig und für unsere Verhältnisse sehr harmonisch in so einem handwerklichen Prozess ab.
Schwarz: Kann man davon leben als Architekturbüro – und wachsen? Der Begriff ist ja auch immer ganz wichtig.
Roswag: Ja, wir sind jetzt als Architekten und Ingenieure mittlerweile 25 bis 27 Leute, und wollen gar nicht mehr werden. Wir haben jetzt eine ganz gute Schlagkraft, um auch größere Projekte realisieren zu können. Das Wachstum ist eigentlich gar nicht weiter unser Ziel. Aber wir müssen uns natürlich ernähren. Und in der Vergangenheit war es doch so, dass wir relativ stark diese Projekte bezuschusst haben, das heißt dass andere Projekte, die lukrativer waren, quasi die Entwicklungszusammenarbeit co-finanziert haben. Wir wollen das jetzt zunehmend auf professionellere Beine stellen. Wir haben zum Beispiel durch ein Symposium in Pakistan zu Naturbaustoffen, das wir selbst initiiert haben mit der Architektenkammer, Partner in der Wirtschaft gefunden, die auf einmal dort auftauchten und sagten: Wir müssen jetzt unbedingt Häuser für reiche Leute auch in Lehm und in unserer Tradition fortschreiben. Und wenn wir mit denen Partnerschaften eingehen könnten, könnten wir parallel dazu quasi in den Dörfern drum herum unsere Entwicklungszusammenarbeitsideen verfolgen, bzw. die gleichen Handwerker auf den Luxusbaustellen einsetzen, und im Prinzip ja dieselbe Entwicklung vortreiben.
Schwarz: Sind das Kategorien, in denen Sie denken – "einfache Baustellen", "Luxusbaustellen"' Muss man über so etwas nachdenken?
Roswag: Ja, das ist natürlich schon spannend für den Handwerker im Dorf zu sehen, dass wir nicht daherkommen und versuchen, ihm seine alten Kamellen versuchen zu verkaufen, sondern dass es reiche Leute in der Hauptstadt gibt, die gerne auch solche Techniken verwenden wollen. Wenn wir solche Beispiele errichten könnten, hätte das eine sehr gute Vorzeigewirkung. Denn im Moment glauben die Leute im Dorf noch nicht, dass es für sie von Vorteil ist, wenn sie gerade diese Techniken erlernen. Im Moment denken die noch, ok, das ist unser Job jetzt, aber was wir in einem Jahr tun, wissen wir noch nicht. Und wenn wir eine längerfristige Perspektive aufzeigen können, dann lassen sich dort bestimmt auch Kooperativen und Firmen gründen, die dann eine wirtschaftliche Entwicklung wirklich stärker vorantreiben. Und dann denke ich, spiegelt das am Ende wieder zurück in deren eigene Häuser.
Schwarz: Ist das Ihre Definition von Nachhaltigkeit, einem Begriff, der ja doch sehr abgenutzt ist?
Tja, Nachhaltigkeit. Alles ist ja nachhaltig!
Schwarz: Genau.
Roswag: Wir nennen das jetzt erstmal "ökologisches Bauen" größtenteils. Wir können wirtschaftliche Entwicklung, also einen ökonomischen Teil bedienen in den Regionen, können also Geld, das eigentlich traditionell vom Land abfließt, in die Städte rein, aus den vielleicht über Schulbauten zum Beispiel in die ländlichen Regionen wieder fließen lassen, können also eine wirtschaftliche Entwicklung anstreben. Und über den Bezug zur Tradition, zur Fortschreibung lokaler Baukultur, denken wir auch, dass wir wieder Identität stiften, die stärker das Land an seinen eigenen Wurzeln begreift, und nicht immer nur nach dem Westen schaut, wo das vermeintlich Bessere ist, was wir selbst ja auch gerade abschütteln wollen.
Schwarz: Aus so einer satten westlichen Ökosicht stellt man sich das geradezu romantisch vor: Die einfache Landbevölkerung kehrt zu ihren Ursprüngen zurück mithilfe eines deutschen Architekturbüros! Aber hat das vielleicht nicht sogar so einen öko-kolonialen Beigeschmack?
Roswag: Nein, also der Vorwurf kam bislang noch nicht, da wir uns ja wirklich sehr stark auf die Ebene der Menschen begeben und unser größtes Ziel, auch gerade, wenn wir mit Developern reden, ist unser größtes Interesse, Handwerker aus den Dörfern zu involvieren.
Schwarz: Und warum machen Sie das? Sind Sie Idealist?
Roswag: Nun, ein bisschen wird man mir das unterstellen müssen. Es ist schon natürlich Abenteuer. Und es ist auch ganz viel Lernen auf der Seite soziale Kompetenz, wie gehe ich in einer Gemeinschaft um, vertraue wieder mehr auf Menschen in meinem Umfeld. Und das prägt unser Team. Und je mehr Leute aus meinem Büro diese Erfahrung machen, umso besser fühlen wir uns alle damit, glaube ich. Das prägt sicherlich unser Handeln hier in Deutschland.
Schwarz: Eike Roswag, vielen Dank und noch viel Erfolg in Zukunft!
Roswag: Vielen Dank für das Gespräch
Eike Roswag: Diese Schule greift erstmal lokale Traditionen und Materialien auf. Das heißt, wir bauen ein schönes schweres Erdgeschoss in Lehm und ein Obergeschoss in Bambus, das erdbebengerecht die lokale Tradition fortschreibt.
Schwarz: Sie haben so etwas schon öfter gemacht: Eine Schule in Bangladesch, auch preisgekrönt, ein altes Fort in Abu Dhabi, das denkmalgerecht in ein Museum umgewandelt wurde, oder einfache Wohnhäuser in Mozambique, die sich jeder leisten können soll – geht es bei allem, was Sie tun, immer um dieses traditionelle Bauen mit Lehm und Naturbaustoffen?
Roswag: Ja, es geht uns ganz stark, auch im deutschen Kontext, um das Bauen mit Naturbaustoffen. Und wir sind weltweit bekannt als Spezialisten für Lehmbau. Wir machen viel Forschung, Baustoffentwicklung hier in Berlin mit meinem Partner Christoph Ziegert zusammen, und das versuchen wir gerne, überall zu implementieren. Und gerade im Süden, sagt man ja so schön heute, in der Entwicklungszusammenarbeit, fokussieren wir auf traditionelle Techniken, die in den Regionen verbürgt sind. Und natürlich werden wir von der UNESCO auch gerne angefragt für historische Gebäude aus Lehm.
Schwarz: Warum Lehm?
Roswag: Ja, warum Lehm? Der Lehm existiert in einem natürlichen Kreislauf, das heißt er kann der Natur entnommen werden, dann kann man damit Häuser bauen, wie das Menschen schon seit Urgedenken her tun. Und diese Häuser verschwinden wieder zum Schluss in der Natur. Das zeigt sehr sinnbildlich, wie nachhaltig, das ist ja unser heutiges großes Thema, der Lehm ist. Und insbesondere im heißen Klima steuert der Lehm durch seine Feuchtigkeitsaufnahme und –abgabe Raumklima. Und in diesen Häusern ist es in der Regel 8-10 Grad kühler als die Außentemperaturspitze.
Schwarz: Jetzt kann man ja fast sagen: Im europäischen Raum ist Lehm so ein bisschen "in" geworden, zumindest unter den Leuten, die ein ökologisches Bewusstsein haben und auch das entsprechende Kleingeld. Aber wenn Sie jetzt in diesen Entwicklungsländern bauen, sind die Leute überhaupt scharf darauf, oder würden die nicht lieber mit Beton, Glas oder anderen modernen Materialien bauen?
Roswag: Ich sag immer: Als Erstes können wir von den Leuten in den Dörfern sehr viel lernen, weil die noch – das hört sich pathetisch an – noch in Harmonie mit der Natur leben, sich selbst versorgen, aus der Natur heraus Baustoffe gewinnen und im Prinzip keinen CO2-Footprint hinterlassen. Da können wir also erstmal sehr viel von ihnen lernen. Die Realität ist aber, dass der Traum ein anderer ist. Und auch in Jamalwi, wo wir diese schöne Schule bauen, entstehen zunehmend Ziegelbauten, und die Menschen wissen auch, dass diese Häuser dauerhafter sind und träumen von einem Haus aus Ziegel und Beton, gleichwohl sie wissen, dass die klimatisch viel, viel schlechter funktionieren.
Schwarz: Es ist interessant, dass Sie sagen, Sie können etwas von den Leuten dort unheimlich viel lernen. Ich hätte gedacht, Sie als deutsche Architekten mit dem Know How gehen dorthin, damit die Leute etwas von Ihnen lernen?
Roswag: Ja, das ist so zwiespältig. Wir kommen natürlich mit einem gewissen Know How, sonst gäbe es ja auch keinen Grund, sich dorthin zu bewegen. Wir sind aber vor allem daran interessiert, uns auszutauschen mit der Kultur und im Prinzip auf gleicher Höhe uns zu begegnen, "equal level" wie man im Englischen so schön sagt. Wir lernen und nehmen sehr viel aus diesen Regionen mit, was wir dann in unserer Kultur wieder nutzen können.
Schwarz: Können die denn noch mit Lehm bauen? Oder muss man das erst wieder gemeinsam lernen?
Roswag: Ja, das ist sehr schön, dass es ein gewisses Grundwissen gibt. Wir treiben das natürlich immer noch ein bisschen weiter. Wenn man ein großes Schulgebäude, das traditionell natürlich nicht mit Lehm gebaut wurde, mit fünf Meter Spannweite bauen will, und ein großes Bambustragwerk, dann ist das natürlich mit den ganz einfachen handwerklichen Fähigkeiten aus der Tradition heraus nicht zu lösen. Und da setzt dann der Diskurs an, indem wir Techniken weiterentwickeln und lernen. Und dann versuchen wir gemeinsam, so ein großes Ingenieurbauwerk zu errichten.
Schwarz: Wie sieht denn so eine Baustelle aus? Gibt's da Maschinen?
Roswag: Ja, die Baustelle ist natürlich super, weil alles von Hand läuft! Wir haben ein paar Bohrmaschinen, wenn wir sehr, sehr viele Verbindungen, zum Beispiel für Bambus erzeugen müssen, aber ansonsten geht das alles von Hand. Also, wir haben in Mozambique zehn Schulen gebaut, die komplett mit der Hand gefertigt wurden, mit Handbohrwinden, auch das ginge, ansonsten läuft das aber wirklich: Der Lehm wird von Kühen gemischt, wird von Hand aufgeschichtet, mit einem Spaten beschnitten. Und das geht alles sehr, sehr ruhig und für unsere Verhältnisse sehr harmonisch in so einem handwerklichen Prozess ab.
Schwarz: Kann man davon leben als Architekturbüro – und wachsen? Der Begriff ist ja auch immer ganz wichtig.
Roswag: Ja, wir sind jetzt als Architekten und Ingenieure mittlerweile 25 bis 27 Leute, und wollen gar nicht mehr werden. Wir haben jetzt eine ganz gute Schlagkraft, um auch größere Projekte realisieren zu können. Das Wachstum ist eigentlich gar nicht weiter unser Ziel. Aber wir müssen uns natürlich ernähren. Und in der Vergangenheit war es doch so, dass wir relativ stark diese Projekte bezuschusst haben, das heißt dass andere Projekte, die lukrativer waren, quasi die Entwicklungszusammenarbeit co-finanziert haben. Wir wollen das jetzt zunehmend auf professionellere Beine stellen. Wir haben zum Beispiel durch ein Symposium in Pakistan zu Naturbaustoffen, das wir selbst initiiert haben mit der Architektenkammer, Partner in der Wirtschaft gefunden, die auf einmal dort auftauchten und sagten: Wir müssen jetzt unbedingt Häuser für reiche Leute auch in Lehm und in unserer Tradition fortschreiben. Und wenn wir mit denen Partnerschaften eingehen könnten, könnten wir parallel dazu quasi in den Dörfern drum herum unsere Entwicklungszusammenarbeitsideen verfolgen, bzw. die gleichen Handwerker auf den Luxusbaustellen einsetzen, und im Prinzip ja dieselbe Entwicklung vortreiben.
Schwarz: Sind das Kategorien, in denen Sie denken – "einfache Baustellen", "Luxusbaustellen"' Muss man über so etwas nachdenken?
Roswag: Ja, das ist natürlich schon spannend für den Handwerker im Dorf zu sehen, dass wir nicht daherkommen und versuchen, ihm seine alten Kamellen versuchen zu verkaufen, sondern dass es reiche Leute in der Hauptstadt gibt, die gerne auch solche Techniken verwenden wollen. Wenn wir solche Beispiele errichten könnten, hätte das eine sehr gute Vorzeigewirkung. Denn im Moment glauben die Leute im Dorf noch nicht, dass es für sie von Vorteil ist, wenn sie gerade diese Techniken erlernen. Im Moment denken die noch, ok, das ist unser Job jetzt, aber was wir in einem Jahr tun, wissen wir noch nicht. Und wenn wir eine längerfristige Perspektive aufzeigen können, dann lassen sich dort bestimmt auch Kooperativen und Firmen gründen, die dann eine wirtschaftliche Entwicklung wirklich stärker vorantreiben. Und dann denke ich, spiegelt das am Ende wieder zurück in deren eigene Häuser.
Schwarz: Ist das Ihre Definition von Nachhaltigkeit, einem Begriff, der ja doch sehr abgenutzt ist?
Tja, Nachhaltigkeit. Alles ist ja nachhaltig!
Schwarz: Genau.
Roswag: Wir nennen das jetzt erstmal "ökologisches Bauen" größtenteils. Wir können wirtschaftliche Entwicklung, also einen ökonomischen Teil bedienen in den Regionen, können also Geld, das eigentlich traditionell vom Land abfließt, in die Städte rein, aus den vielleicht über Schulbauten zum Beispiel in die ländlichen Regionen wieder fließen lassen, können also eine wirtschaftliche Entwicklung anstreben. Und über den Bezug zur Tradition, zur Fortschreibung lokaler Baukultur, denken wir auch, dass wir wieder Identität stiften, die stärker das Land an seinen eigenen Wurzeln begreift, und nicht immer nur nach dem Westen schaut, wo das vermeintlich Bessere ist, was wir selbst ja auch gerade abschütteln wollen.
Schwarz: Aus so einer satten westlichen Ökosicht stellt man sich das geradezu romantisch vor: Die einfache Landbevölkerung kehrt zu ihren Ursprüngen zurück mithilfe eines deutschen Architekturbüros! Aber hat das vielleicht nicht sogar so einen öko-kolonialen Beigeschmack?
Roswag: Nein, also der Vorwurf kam bislang noch nicht, da wir uns ja wirklich sehr stark auf die Ebene der Menschen begeben und unser größtes Ziel, auch gerade, wenn wir mit Developern reden, ist unser größtes Interesse, Handwerker aus den Dörfern zu involvieren.
Schwarz: Und warum machen Sie das? Sind Sie Idealist?
Roswag: Nun, ein bisschen wird man mir das unterstellen müssen. Es ist schon natürlich Abenteuer. Und es ist auch ganz viel Lernen auf der Seite soziale Kompetenz, wie gehe ich in einer Gemeinschaft um, vertraue wieder mehr auf Menschen in meinem Umfeld. Und das prägt unser Team. Und je mehr Leute aus meinem Büro diese Erfahrung machen, umso besser fühlen wir uns alle damit, glaube ich. Das prägt sicherlich unser Handeln hier in Deutschland.
Schwarz: Eike Roswag, vielen Dank und noch viel Erfolg in Zukunft!
Roswag: Vielen Dank für das Gespräch