"Vor zwei Jahrzehnten war es noch so, dass ein Drittel der Freizeit mit Mediennutzung verbracht wird, mittlerweile ist es so, dass 50 Prozent der Freizeit mit Medien verbracht wird, das heißt, die Medien haben in ihrer Bedeutung noch stark gewonnen. Und was sich vor allem zeigt, ist, dass das Radio schon seit vielen Jahrzehnten im Alltag der Menschen eine große Bedeutung hat, und diese Bedeutung wird auch nicht kleiner, aber es wird überschattet durch das Fernsehen, das nach wie vor das große Medium ist; und die Internetnutzung holt auf, hat aber noch lange nicht den Stellenwert des Fernsehens erreicht."
Jörg Hagenah vom Medienwissenschaftlichen Lehr- und Forschungszentrum an der Universität Köln bilanziert die Ergebnisse seiner Studie über den Wandel der Mediennutzung in der Freizeit: Wir steuern demnach in eine mehr und mehr mediengeprägte Freizeit. Das Resultat ist wenig überraschend. Hagenah belegt diese Entwicklung allerdings mit harten Zahlen: Er und andere Medien- und Kommunikationswissenschaftler greifen dabei auf jenen immensen Datenfundus zurück, den die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse in jährlichen Umfragen angesammelt hat, so der Soziologe Heiner Meulemann von der Universität Köln.
"Das sind Studien, die haben einen völlig anderen Zweck, die wollten die Werbewirkung - Werbewährung - der verschiedenen Medien herausbekommen und haben deshalb diese großen Studien gemacht, sie interessieren sich nur für das Medienverhalten an sich: Wenn ich meinem Werbeauftraggeber sagen kann, das hat diese Zielgruppe gehört, dann ist das Okay. Und wir nutzen die Studien jetzt, indem wir sie zusammenbringen als wäre es eine primäre Erhebung, sie kann viele interessante Fragen beantworten, zum Beispiel die über die Zunahme oder den Rückgang der Nutzung, aber die Intensität der Nutzung lag außerhalb des Interessenbereichs der primären Erheber."
Natürlich können diese Sekundäranalysen - so lautet das neue methodische Zauberwort - nicht herausfinden, mit welcher Aufmerksamkeit bestimmte Medien genutzt werden: Wie genau hört jemand dem Radio zu, wie viel merkt er sich von der Zeitungslektüre? Das Datenmaterial der Media-Analyse öffnet sich primär quantitativen und nicht qualitativen Fragen und Neuauswertungen. Allerdings lässt das Material interessante Rückschlüsse zu, wenn man zum Beispiel die jährlichen Daten in eine vergleichende Langzeitstudie zusammenzieht.
"Ein wichtiges Ergebnis ist, dass die Einführung des dualen Rundfunks die Medien- und insbesondere die Fernsehnutzung noch mal gesteigert hat, der Grund liegt darin, dass mit einem differenzierteren Angebot jeder zu jeder Tageszeit genau das, was er gerne hört - sei es Sport, sei es Politik oder Lokales - hören kann, und damit wird das Fernsehen als solches attraktiver."
Fernsehen bildet nach wie vor das Leitmedium, allerdings hat sich - so die Wissenschaftler - das Gewicht seiner Funktionen verlagert. Früher diente das Fernsehen - wie die Tageszeitung immer noch - der Information und auch der Orientierung im Alltag, heute stellt das Fernsehen primär ein Unterhaltungsmedium dar. Und gerade beim Fernsehkonsum, aber auch auf anderen Feldern der Mediennutzung bestehen immer noch signifikante Unterschiede in Deutschland zwischen Ost und West. Hans-Jörg Stiehler, Kommunikations- und Medienwissenschaftler an der Universität Leipzig hat sich damit auseinandergesetzt.
"Ja, es gibt noch Unterschiede: Die Ostdeutschen lesen inzwischen weniger Zeitung als die Westdeutschen, das war vor 20 Jahren anders, sie lesen weniger überregionale Tageszeitungen, im Übrigen auch die Magazine seltener - beim Fernsehen: Sie sehen mehr fern, sie sehen häufiger fern - und den Überschuss, den sie haben, den widmen sie der Unterhaltung und den Privaten; und sie sehen sehr gern ihre Heimatsender - also die Dritten Programme."
Diese Ost-West-Unterschiede sind schon länger bekannt. Hans-Jörg Stiehler aber hat hier als Erster nachgefasst und versucht den Gründen auf die Spur zu kommen: Verweisen diese Unterschiede tatsächlich auf eine spezifische Mentalität im Osten oder sind es vielmehr soziale und ökonomische Gründe, die in der veränderten Mediennutzung durchschlagen?
"Ich habe jetzt versucht mit den großen Datensätzen der Media-Analyse die Anteile einzelner Merkmale zu zerlegen: Ob jemand ein starker oder schwacher Fernsehzuschauer ist, hängt vom Alter ab, von der Bildung, von seinem Einkommen usw. und möglicherweise auch davon, wo jemand aufgewachsen ist oder wo jemand wohnt. In strukturschwachen Gebieten und in ländlichen Räumen wird mehr ferngesehen als in urbanisierten Räumen, und der Sinn dieser Zerlegung ist, herauszubekommen, ob es eventuell an der anderen Zusammensetzung der ostdeutschen Gesellschaft liegt. Und der Hauptbefund ist: Die Ost-West-Unterscheidung nimmt an Einfluss ab, aber sie ist noch spürbar, vor allem bei der Nutzung des privaten Fernsehens und bei der Nutzung der überregionalen Tageszeitung."
Die Mediennutzung nimmt quer durch alle sozialen Schichten der Gesellschaft zu, allerdings registrieren die Wissenschaftler bei verschiedenen Altersgruppen unterschiedliche Präferenzen: Die Älteren tendieren zum Fernsehen, bei mittleren Altersgruppen ist die Wahl des Radios stärker ausgeprägt, während die jüngeren sich vor allem den neuesten Medien rund um Handy und Internet zuwenden. Jörg Hagenah:
"Es gibt sehr deutliche Alterseffekte bei der Mediennutzung. Ganz klar ist es so, dass die neuen Medien - das Internet, die Smartphones - dass die eher bei jüngeren gut ankommen, man könnte da sogar von einer digitalen Kluft sprechen, die zwischen alten und jungen Menschen besteht, denn wenn ältere Menschen sich nicht öffnen für diese Medien, dann haben sie da keinen Zugang und es gibt weniger Kommunikation auf diesem Weg. Aber wenn man sieht, welche Geburtsjahrgänge sich darum kümmern, dann ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis das Problem rauswächst."
Neue Medien sind hinzugekommen. Alte verschwinden jedoch nicht einfach, sondern ändern ihre Funktion wie Fernsehen und Radio, die heute viel unterhaltungsorientierter sind als früher. Andere Medien wechseln vielleicht ihren materiellen Träger. Wird das Nachrichtenmagazin Spiegel künftig nicht mehr auf Papier, sondern nur noch elektronisch erscheinen - als Spiegel online? Die Veränderungen der Medien und ihrer Nutzung schlägt sich messbar in Zahlen nieder, aber die Wirkung der Medien auf die Gesellschaft ist weit schwieriger zu fassen. Friedrich Krotz, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Erfurt meint:
"Die Medien verändern die Gesellschaft, die Medien verändern das, was unser Lebenssinn ist, die Medien verändern unsere Alltage, die Medien helfen uns Zeit zu strukturieren, sie geben uns Informationen, - all dieses wandelt sich und es ist wichtig, dass wir diesen Prozess als etwas verstehen, was uns neue Chancen gibt, was auch Risiken hat, über die wir uns verständigen müssen, aber was wir prinzipiell nicht mit Angst angucken sollten, sondern als etwas, was uns menschlich und gesellschaftlich weiterbringt."
Jörg Hagenah vom Medienwissenschaftlichen Lehr- und Forschungszentrum an der Universität Köln bilanziert die Ergebnisse seiner Studie über den Wandel der Mediennutzung in der Freizeit: Wir steuern demnach in eine mehr und mehr mediengeprägte Freizeit. Das Resultat ist wenig überraschend. Hagenah belegt diese Entwicklung allerdings mit harten Zahlen: Er und andere Medien- und Kommunikationswissenschaftler greifen dabei auf jenen immensen Datenfundus zurück, den die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse in jährlichen Umfragen angesammelt hat, so der Soziologe Heiner Meulemann von der Universität Köln.
"Das sind Studien, die haben einen völlig anderen Zweck, die wollten die Werbewirkung - Werbewährung - der verschiedenen Medien herausbekommen und haben deshalb diese großen Studien gemacht, sie interessieren sich nur für das Medienverhalten an sich: Wenn ich meinem Werbeauftraggeber sagen kann, das hat diese Zielgruppe gehört, dann ist das Okay. Und wir nutzen die Studien jetzt, indem wir sie zusammenbringen als wäre es eine primäre Erhebung, sie kann viele interessante Fragen beantworten, zum Beispiel die über die Zunahme oder den Rückgang der Nutzung, aber die Intensität der Nutzung lag außerhalb des Interessenbereichs der primären Erheber."
Natürlich können diese Sekundäranalysen - so lautet das neue methodische Zauberwort - nicht herausfinden, mit welcher Aufmerksamkeit bestimmte Medien genutzt werden: Wie genau hört jemand dem Radio zu, wie viel merkt er sich von der Zeitungslektüre? Das Datenmaterial der Media-Analyse öffnet sich primär quantitativen und nicht qualitativen Fragen und Neuauswertungen. Allerdings lässt das Material interessante Rückschlüsse zu, wenn man zum Beispiel die jährlichen Daten in eine vergleichende Langzeitstudie zusammenzieht.
"Ein wichtiges Ergebnis ist, dass die Einführung des dualen Rundfunks die Medien- und insbesondere die Fernsehnutzung noch mal gesteigert hat, der Grund liegt darin, dass mit einem differenzierteren Angebot jeder zu jeder Tageszeit genau das, was er gerne hört - sei es Sport, sei es Politik oder Lokales - hören kann, und damit wird das Fernsehen als solches attraktiver."
Fernsehen bildet nach wie vor das Leitmedium, allerdings hat sich - so die Wissenschaftler - das Gewicht seiner Funktionen verlagert. Früher diente das Fernsehen - wie die Tageszeitung immer noch - der Information und auch der Orientierung im Alltag, heute stellt das Fernsehen primär ein Unterhaltungsmedium dar. Und gerade beim Fernsehkonsum, aber auch auf anderen Feldern der Mediennutzung bestehen immer noch signifikante Unterschiede in Deutschland zwischen Ost und West. Hans-Jörg Stiehler, Kommunikations- und Medienwissenschaftler an der Universität Leipzig hat sich damit auseinandergesetzt.
"Ja, es gibt noch Unterschiede: Die Ostdeutschen lesen inzwischen weniger Zeitung als die Westdeutschen, das war vor 20 Jahren anders, sie lesen weniger überregionale Tageszeitungen, im Übrigen auch die Magazine seltener - beim Fernsehen: Sie sehen mehr fern, sie sehen häufiger fern - und den Überschuss, den sie haben, den widmen sie der Unterhaltung und den Privaten; und sie sehen sehr gern ihre Heimatsender - also die Dritten Programme."
Diese Ost-West-Unterschiede sind schon länger bekannt. Hans-Jörg Stiehler aber hat hier als Erster nachgefasst und versucht den Gründen auf die Spur zu kommen: Verweisen diese Unterschiede tatsächlich auf eine spezifische Mentalität im Osten oder sind es vielmehr soziale und ökonomische Gründe, die in der veränderten Mediennutzung durchschlagen?
"Ich habe jetzt versucht mit den großen Datensätzen der Media-Analyse die Anteile einzelner Merkmale zu zerlegen: Ob jemand ein starker oder schwacher Fernsehzuschauer ist, hängt vom Alter ab, von der Bildung, von seinem Einkommen usw. und möglicherweise auch davon, wo jemand aufgewachsen ist oder wo jemand wohnt. In strukturschwachen Gebieten und in ländlichen Räumen wird mehr ferngesehen als in urbanisierten Räumen, und der Sinn dieser Zerlegung ist, herauszubekommen, ob es eventuell an der anderen Zusammensetzung der ostdeutschen Gesellschaft liegt. Und der Hauptbefund ist: Die Ost-West-Unterscheidung nimmt an Einfluss ab, aber sie ist noch spürbar, vor allem bei der Nutzung des privaten Fernsehens und bei der Nutzung der überregionalen Tageszeitung."
Die Mediennutzung nimmt quer durch alle sozialen Schichten der Gesellschaft zu, allerdings registrieren die Wissenschaftler bei verschiedenen Altersgruppen unterschiedliche Präferenzen: Die Älteren tendieren zum Fernsehen, bei mittleren Altersgruppen ist die Wahl des Radios stärker ausgeprägt, während die jüngeren sich vor allem den neuesten Medien rund um Handy und Internet zuwenden. Jörg Hagenah:
"Es gibt sehr deutliche Alterseffekte bei der Mediennutzung. Ganz klar ist es so, dass die neuen Medien - das Internet, die Smartphones - dass die eher bei jüngeren gut ankommen, man könnte da sogar von einer digitalen Kluft sprechen, die zwischen alten und jungen Menschen besteht, denn wenn ältere Menschen sich nicht öffnen für diese Medien, dann haben sie da keinen Zugang und es gibt weniger Kommunikation auf diesem Weg. Aber wenn man sieht, welche Geburtsjahrgänge sich darum kümmern, dann ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis das Problem rauswächst."
Neue Medien sind hinzugekommen. Alte verschwinden jedoch nicht einfach, sondern ändern ihre Funktion wie Fernsehen und Radio, die heute viel unterhaltungsorientierter sind als früher. Andere Medien wechseln vielleicht ihren materiellen Träger. Wird das Nachrichtenmagazin Spiegel künftig nicht mehr auf Papier, sondern nur noch elektronisch erscheinen - als Spiegel online? Die Veränderungen der Medien und ihrer Nutzung schlägt sich messbar in Zahlen nieder, aber die Wirkung der Medien auf die Gesellschaft ist weit schwieriger zu fassen. Friedrich Krotz, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Erfurt meint:
"Die Medien verändern die Gesellschaft, die Medien verändern das, was unser Lebenssinn ist, die Medien verändern unsere Alltage, die Medien helfen uns Zeit zu strukturieren, sie geben uns Informationen, - all dieses wandelt sich und es ist wichtig, dass wir diesen Prozess als etwas verstehen, was uns neue Chancen gibt, was auch Risiken hat, über die wir uns verständigen müssen, aber was wir prinzipiell nicht mit Angst angucken sollten, sondern als etwas, was uns menschlich und gesellschaftlich weiterbringt."