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Von Medizinern und Menschen

Sie war arm, sie war schwarz - und sie hatte keine Ahnung. Im Februar 1951 entnahm ein Chirurg des Johns-Hopkins-Hospitals in Baltimore der jungen Mutter Henrietta Lacks zwei münzgroße Gewebeproben aus einem Gebärmutterhalstumor. Auch als die farbige Frau ein gutes halbes Jahr später am wuchernden Krebs starb, lebten ihre Zellen im Labor weiter.

    Es waren die ersten menschlichen Zellen, die in der Petrischale gedeihen und sich rasant vermehren – der Stoff, auf den Mediziner und Biologen lange gewartet hatten. Die Experten haben die Nachkommen der "HeLa-Zellen" verwendet, um einen Impfstoff gegen Kinderlähmung zu entwickeln. Sie haben sie mit Windpocken, Masern, Mumps, Tuberkulose und HIV infiziert; sie haben sie für Versuche in der Schwerelosigkeit ins All geschickt und bei Atombombentests radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Alles zum Wohle Menschheit und für den Fortschritt der Medizin – nur leider ohne die Zellspenderin, ihre Kinder und Verwandten jemals um Erlaubnis gefragt zu haben.

    "Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks" aus der Feder der US-Wissenschaftsjournalistin Rebecca Skloot ist eine von drei aktuellen Biographien, die Meilensteine der Medizingeschichte thematisieren.

    Rebecca Skloot: Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks

    Johannes Grüntzig und Heinz Mehlhorn: Robert Koch. Seuchenjäger und Nobelpreisträger

    Harald zur Hausen und Katja Reuter: Gegen Krebs. Die Geschichte einer provokativen Idee

    Lesenswert fand das Sachbuch-Trio weiterhin:

    Max Brockmann (Herausgeber): Die Zukunftsmacher. Die Nobelpreisträger von morgen verraten, worüber sie forschen

    Heinrich Zankl: Kampfhähne der Wissenschaft

    Eckart Roloff: Göttliche Geistesblitze. Pfarrer und Priester als Erfinder und Entdecker

    Lars Lindberg Christensen, Davide de Martin, Raquel Yumi Shida: Kosmische Kollisionen. Der Hubble-Atlas der Galaxien

    Jan Zalasiewicz: The Planet in a pebble. A journey into earth‘s deep history

    Frank Ryan: Virolution. Die Macht der Viren in der Evolution