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Von Nährcremes und Safrandöschen

O ja, es stimmt schon: "Geben ist seliger denn Nehmen." Weniger christlich gesagt: Schenken ist, wie ich finde, angenehmer – und einfacher – als beschenkt werden. Der andere fühlt sich genötigt Theater zu spielen, ein begeistertes Gesicht aufzusetzen, und das weiß er, so gut wie du – oder Sie.

Von Katja Lange-Müller |
    Was hat man im Laufe seines Lebens nicht schon alles aus bunten Glanzpapierchen gewickelt! Je älter man – oder Frau – wird, umso schwieriger, seltsamer, schlimmer werden auch die Geschenke. Waren es früher geblümte Blumenvasen, gemusterte Strumpfhosen, tuntige Seidentücher, wahre Folterbestecke von Reisenecessaires, kunstlederne Kulturbeutel, lustige Kaffeebecher, getöpferte Kerzenständer, poppige Socken und Bücher, die man schon hatte oder niemals lesen wollte, so sind es jetzt Nährcremes, Augengels, Antifaltenmasken, Badeöle, Bodylotions, Eau de Parfums und – in meinem Falle – ausrangierte Aschenbecher. Da frage ich mich doch, wie mein Mann, meine Kinder, meine Kollegen und ganz besonders meine Freunde mich mittlerweile sehen – oder riechen, zumal ich jener Minderheit angehöre, die weiterhin Tabaksteuer zahlt. Weil ich trotzdem immer noch alle Tassen im Schrank, alle Geschmacksknospen auf der Zunge und all meine Sinne beisammenhabe, schenke ich – zu fast jedem Anlass – Essen. Aber nicht so, wie Sie sich das jetzt vielleicht vorstellen.

    Ich verschenke keine Safrandöschen, Meersalze, Dörrsteinpilze, Walnusspestos, Aceto Balsamicos, Thai-Currys, Bourbon-Vanillestangen, Konditorschokoladen oder Konfitüren Marke Eigenanbau, sondern ich lade sie, die Raucher – und das sind die meisten meiner Freunde – wie Nichtraucher, zu diversen Essen ein, bei mir daheim, was speziell die Raucher freut, die sonst, also bei diesen – auch aus anderen Gründen eher gefürchteten – Restaurantdinners, ja immer vor die Tür und dort ihre Paranoia pflegen müssen, weil sie ganze Zigarettenlängen über nicht mitkriegen, was drinnen geredet wird.

    Ich kenne die kulinarischen Vorlieben, Abneigungen und Macken eines jeden einzelnen meiner Freunde, die nun ebenso gut wissen, wie sie mich sinnvoll und vergleichsweise wohlfeil beschenken können, nämlich mit all diesen Safrandöschen, Meersalzen, Dörrsteinpilzen, Walnusspestos, Aceto Balsamicos, Thai-Currys, Bourbon-Vanillestangen, Konditorschokoladen und Konfitüren Marke Eigenanbau, die sie von mir nicht, beziehungsweise erst später bekommen, richtiger wieder bekommen, in der hoch veredelten Form feinster Speisen, bei meinen geselligen Tafelrunden, zu denen sie gerne noch das eine oder andere jener Geburtstages-, Nikolaus- oder Weihnachtsgeschenke mitbringen können, für die sie selbst keine Verwendung haben, die Safrandöschen, Meersalze, Dörrsteinpilze, Walnusspestos ... Aber ich will nicht wieder von vorn anfangen.