Auf der Konferenz ging es vor allem um Geld, das reichere Länder an Entwicklungsländer zahlen sollen. Damit sollen diese mehr Klimaschutzmaßnahmen finanzieren sowie sich an die fatalen Folgen der Erderwärmung anpassen können. Bisher bringen die Industriestaaten dafür 100 Milliarden US-Dollar jährlich auf, nun sollen es 300 Milliarden werden - nach UNO-Schätzungen sind aber 1,3 Billionen nötig. Details zu den Beschlüssen der Weltklimakonferenz lesen Sie hier.
"Nicht mehr als ein Schluck Wasser vor dem Verdursten"
Die Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder sprach angesichts der Beschlüsse von Baku von einem "Scheitern" und von "Betrug". Viele dieser Länder liegen in Afrika, Asien oder der Karibik. Ein Vertreter Boliviens beklagte, die Entwicklungsstaaten würden mit ihrem Leid in der Klimakrise alleingelassen. Es breche eine Ära an, in der jeder nur seine eigene Haut retten wolle. Die Vertreterin Nigerias bezeichnete die 300 Milliarden unter Applaus aus Teilen des Saals als "Witz" und als "Beleidigung". Die Gruppe afrikanischer Unterhändler sagte etwa, die Einigung sei "zu wenig" und komme "zu spät" für ihren Kontinent.
Zudem fühlten sich einige Teilnehmer in der Abschlussdebatte übergangen. Indiens Unterhändlerin Raina etwa warf Konferenzleiter Babajew vor, ihre Wortmeldung ignoriert zu haben. Vertreter kleinerer Inselstaaten verließen zwischendurch aus Protest die Verhandlungen.
Auch Umweltorganisationen bezeichneten den Beschluss als unzureichend. Sie bemängeln unter anderem, niemand sei konkret für die Erreichung des 1,3-Billionen-Ziels verantwortlich. Zu genau definierten Zahlungen wird tatsächlich kein Staat verpflichtet. Greenpeace kritisierte, die Verursacher der Klimakrise ließen Millionen Menschen weiterhin mit den Folgen allein. WWF Deutschland nannte die in Aussicht gestellten Hilfsgelder nicht mehr als einen Schluck Wasser vor dem Verdursten.
Baerbock: Beschlüsse sind "wichtiges Signal"
Bundesaußenministerin Baerbock bezeichnete den beschlossenen Finanzrahmen lediglich als "Startpunkt". Die Entscheidungen allein würden nicht ausreichen, um alle Bedürfnisse zu erfüllen, sagte sie in Baku. Es sei jedoch ein "wichtiges Signal in einer schwierigen geopolitischen Lage". Deutschland und die EU würden liefern, betonte sie.
Sie räumte jedoch ein, mit Blick auf das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels seien die Ergebnisse von Baku "nicht genug". Ursache dafür sei der "Widerstand von wenigen". Die Ministerin hatte zuvor bereits "Machtspiele" von Öl- und Gasstaaten kritisiert, die die Rückendeckung der aserbaidschanischen Präsidentschaft gehabt hätten.
Lob von USA, UNO und EU
UNO-Generalsekretär Guterres lobte einerseits die Beschlüsse, forderte aber auch eine schnelle Umsetzung. Zusagen müssten schnell zu Bargeld werden, sagte er. Denn viele überschuldete Entwicklungsländer, die von Katastrophen getroffen würden und bei der Revolution erneuerbarer Energien auf der Strecke blieben, bräuchten dringend Geld. Er sprach von komplexen Verhandlungen in einer unsicheren und gespaltenen geopolitischen Landschaft.
US-Präsident Biden lobte die Einigung als "bedeutenden Schritt", um die Klimaziele zu erreichen. Niemand könne die weltweit laufende Revolution sauberer Energien leugnen oder rückgängig machen, sagte er. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen sprach vom Beginn einer neuen Ära der Klimazusammenarbeit und -finanzierung.
Das Treffen in Baku sollte ursprünglich bereits Freitag zu Ende gehen, wurde dann aber um 32 Stunden verlängert. Der Leiter der UNO-Klimabehörde, Stiell, erklärte, man verlasse Baku mit einem Berg an Arbeit, der noch erledigt werden müsse. Die 30. Weltklimakonferenz findet kommendes Jahr in Brasilien statt.
Diese Nachricht wurde am 24.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.