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Von Parallelwelten und Quantencomputern

Als die Fertigung von Uhren die höchste Kunst der Menschen war, dachte man sich die Welt als Uhr, als starres Räderwerk, vorherbestimmt. Die Kunst der Dampfmaschine mit ihrem enormen Brennstoff-Verbrauch prägte die Furcht vor dem "Wärmetod", vor der Ermattung der Welt. Mit der Atombombe kam die Kunst eines wirklich großen Knalls und beförderte folgerichtig die Vorstellungen Abbe Lemaitres vom Urknall als Anfang der Welt - die Zusammenhänge sind nicht zwingend, aber plausibel: Das jeweilige Weltbild wird von der jeweils verfügbaren Technik mitbestimmt.

Mathias Schulenburg | 31.12.2001
    Welches Weltbild kann dann die technische Ikone unserer Zeit, der Computer, für sich beanspruchen? Die - gemessen dem, was zuvor an Künstlichem da war - aberwitzige Kompliziertheit des Computers läßt Aberwitziges erwarten, völlig zu Recht:

    Eine kleine, aber wachsende Zahl teils bedeutender Physiker hält für wahrscheinlich, daß die der modernen Wissenschaft zugrunde liegende Quantentheorie so zu interpretieren sei, daß am Grunde allen Seins nicht ein Universum ruht, sondern ein Kontinuum von unendlich vielen, das Multiversum, das sich - in unserer 3D-Welt unvorstellbar - entwickelt, furcht und faltet wie eine unendlich komplexe, wachsende Frucht.

    Ein herausragender Vertreter der Vielweltentheorie ist David Deutsch, Physiker an der Oxford-University, der in den achtziger Jahren mit einer heute als Klassiker geltenden Veröffentlichung die Grundlage für die Computer der übernächsten Generation legte: Quantencomputer, die in Minuten Aufgaben erledigen, vor denen konventionelle Computer grundsätzlich versagen müssen.