Immer wieder schlagen die Frauen mit ihren Hacken in die Erde. Sie wollen den Boden rund um die Maispflanzen auflockern und das Unkraut entfernen. Sie tragen bunte Tücher als Kopf- und Mundschutz, denn es ist staubig und heiß hier auf den Feldern der Region Jawan, rund eine Autostunde entfernt von Duschanbe – der Hauptstadt von Tadschikistan. Manchmal kommt ein Vorarbeiter hinzu und zeigt ihnen, wie sie die Hacke halten müssen und in welchem Winkel sie in den Boden eindringen soll. Der Vorarbeiter ist ein Chinese. Er und seine Kollegen sind die Chefs der Feldarbeiterinnen, zugereist aus dem benachbarten "Reich der Mitte":
"Wir arbeiten hier gern. Sie bezahlen uns rechtzeitig und Essen für die Mittagspause bekommen wir auch."
Sagt eine junge Frau, die sich Mechrangez nennt. Dann muss sie weiterharken. Fast eintausend Hektar Land haben chinesische Landwirtschaftsspezialisten hier in Jawan bepflanzt mit Mais und Baumwolle. Die Regionalverwaltung von Jawan überlässt ihnen diese Flächen kostenlos. Denn der tadschikische Staat will von den Chinesen lernen, sagt Dschachonbek Jusupow, der bei der Regionalbehörde für das Projekt mit den Chinesen zuständig ist. Seine Gummistiefel sind staubbedeckt. Alle paar Wochen kommt Dschachonbek Jusupow hier vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.
"Die Bevölkerung von Tadschikistan wächst – 2020 werden wir schon 10 Millionen sein. Wir wollen unser Volk selbst versorgen und unabhängiger werden von Lebensmittelimporten. Dafür müssen wir die Ernte verbessern. Und um das zu schaffen, arbeiten wir nun schon das zweite Jahr mit den Spezialisten aus China zusammen. Wir wollen ihre Art des Anbaus übernehmen – und mit ihrer Ernte sind wir sehr zufrieden."
Das Geheimnis sei die Plastikfolie – die von den Chinesen über die Aussaat gespannt wird, das weiß Dschachonbek Jusupow mittlerweile. So wachsen mehr Pflanzen – und sie wachsen schneller. In diesem Jahr haben auch schon tadschikische Bauern einige ihrer Felder so bebaut. Die Chinesen geben ihnen Ratschläge.
Wenn wie heute ein Vertreter der Regionalbehörde zu Besuch ist, dann ist der chinesische Übersetzer Yang Yizhan unverzichtbar. Der 25jährige hat in der sibirischen Stadt Ulan Ude studiert. Noch aus Sowjetzeiten beherrschen die meisten Tadschiken ziemlich gut Russisch. "Oleg" lässt Yang Yizhan sich von ihnen nennen. Und obwohl er eigentlich Management studiert hat, ist er in Jawan längst auch zum Spezialisten für Landwirtschaft mutiert.
"Wir haben in China nicht genug Platz. Wir sind so viele Menschen, Flächen für Landwirtschaft sind knapp. Tadschikistan ist ein kleines Land, aber hat freien Raum und die Böden hier sind nicht schlecht. Wir sind hier und arbeiten für uns – aber auch, weil wir den Tadschiken helfen wollen, ihre Landwirtschaft zu entwickeln."
Die Firma für die Yang Yizhan und seine Kollegen arbeiten, wird vom chinesischen Staat kontrolliert: Egal ob Saatgut oder Traktoren, alles haben sie aus China liefern lassen. Die Technik der Tadschiken stamme noch aus Sowjetzeiten und sei einfach zu alt. Das sagen nicht nur die Chinesen, das meint auch der einheimische Traktorfahrer Slawa Mawljanow. Vor ein paar Jahren war er jedes Jahr monatelang in Russland als sogenannter "Gastarbeiter" unterwegs – wie so viele seiner tadschikischen Landsleute. Heute ist er froh, hier Arbeit gefunden zu haben.
"Hier ist doch mein Zuhause, meine Familie lebt hier. In Russland Gastarbeiter zu sein – das ist nicht leicht, daran muss man sich gewöhnen. Auch das Klima ist ja ganz anders als unseres. Ich arbeite lieber hier für die Chinesen. Mit dem, was ich verdiene, kommt meine Familie ganz gut über die Runden."
Am Horizont, am Rande der Maisfelder, rottet ein altes Chemiewerk vor sich hin. Wie die Traktoren der örtlichen Bauern ist es ein Überbleibsel aus jener Zeit, als Tadschikistan zur Sowjetunion gehörte und das Geld wie auch die Experten aus Moskau hierher kamen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor über zwanzig Jahren machten erst ein paar Italiener den Versuch diese Fabrik wieder in Schuss zu bringen, aber dann zogen sie ab – und sogar für den Abriss der Industrieruine fehlt den tadschikischen Behörden das Geld. Für Übersetzer Yang Yizhan ist klar: Tadschikistan ist angewiesen auf Investitionen von außen. Seine Firma stehe bereit – ebenso wie der chinesische Staat.
"Unsere Firma will hier nicht nur in der Landwirtschaft tätig sein. Wir wollen auch noch einige Fabriken ansiedeln. Die Tadschiken importieren doch sowieso schon viel aus China: Kleidung, Technik und Auto-Ersatzteile. Auf dem größten Basar in Duschanbe kommen 90 Prozent der Waren aus China. Wenn wir die Fabriken an Ort und Stelle bauen, dann muss man die Erzeugnisse nicht importieren – davon profitieren dann ja auch die Tadschiken."
Mittagszeit. Essenszeit. Die Chinesen treffen sich dann immer vor einem kleinen Schuppen – auf dem Gelände des aufgelassenen sowjetischen Chemiewerks. Bald wollen sie hier ein kleines Wohnheim bauen. Sie erwarten noch mehr Facharbeiter aus China. Es läuft gut im Moment für ihr Landwirtschaftsprojekt und ihre Zukunftspläne–denn die Regierungen beider Länder wollen die Zusammenarbeit vorantreiben. Der Präsident von Tadschikistan, Emomali Rachmon, ist neulich sogar schon mit dem Hubschrauber eingeflogen, um ihre Feldern zu besichtigen. Der große Nachbar China ist für ihn ein Partner mit Priorität. Die Chinesen in Jawan sehen das gern.
"Wir arbeiten hier gern. Sie bezahlen uns rechtzeitig und Essen für die Mittagspause bekommen wir auch."
Sagt eine junge Frau, die sich Mechrangez nennt. Dann muss sie weiterharken. Fast eintausend Hektar Land haben chinesische Landwirtschaftsspezialisten hier in Jawan bepflanzt mit Mais und Baumwolle. Die Regionalverwaltung von Jawan überlässt ihnen diese Flächen kostenlos. Denn der tadschikische Staat will von den Chinesen lernen, sagt Dschachonbek Jusupow, der bei der Regionalbehörde für das Projekt mit den Chinesen zuständig ist. Seine Gummistiefel sind staubbedeckt. Alle paar Wochen kommt Dschachonbek Jusupow hier vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.
"Die Bevölkerung von Tadschikistan wächst – 2020 werden wir schon 10 Millionen sein. Wir wollen unser Volk selbst versorgen und unabhängiger werden von Lebensmittelimporten. Dafür müssen wir die Ernte verbessern. Und um das zu schaffen, arbeiten wir nun schon das zweite Jahr mit den Spezialisten aus China zusammen. Wir wollen ihre Art des Anbaus übernehmen – und mit ihrer Ernte sind wir sehr zufrieden."
Das Geheimnis sei die Plastikfolie – die von den Chinesen über die Aussaat gespannt wird, das weiß Dschachonbek Jusupow mittlerweile. So wachsen mehr Pflanzen – und sie wachsen schneller. In diesem Jahr haben auch schon tadschikische Bauern einige ihrer Felder so bebaut. Die Chinesen geben ihnen Ratschläge.
Wenn wie heute ein Vertreter der Regionalbehörde zu Besuch ist, dann ist der chinesische Übersetzer Yang Yizhan unverzichtbar. Der 25jährige hat in der sibirischen Stadt Ulan Ude studiert. Noch aus Sowjetzeiten beherrschen die meisten Tadschiken ziemlich gut Russisch. "Oleg" lässt Yang Yizhan sich von ihnen nennen. Und obwohl er eigentlich Management studiert hat, ist er in Jawan längst auch zum Spezialisten für Landwirtschaft mutiert.
"Wir haben in China nicht genug Platz. Wir sind so viele Menschen, Flächen für Landwirtschaft sind knapp. Tadschikistan ist ein kleines Land, aber hat freien Raum und die Böden hier sind nicht schlecht. Wir sind hier und arbeiten für uns – aber auch, weil wir den Tadschiken helfen wollen, ihre Landwirtschaft zu entwickeln."
Die Firma für die Yang Yizhan und seine Kollegen arbeiten, wird vom chinesischen Staat kontrolliert: Egal ob Saatgut oder Traktoren, alles haben sie aus China liefern lassen. Die Technik der Tadschiken stamme noch aus Sowjetzeiten und sei einfach zu alt. Das sagen nicht nur die Chinesen, das meint auch der einheimische Traktorfahrer Slawa Mawljanow. Vor ein paar Jahren war er jedes Jahr monatelang in Russland als sogenannter "Gastarbeiter" unterwegs – wie so viele seiner tadschikischen Landsleute. Heute ist er froh, hier Arbeit gefunden zu haben.
"Hier ist doch mein Zuhause, meine Familie lebt hier. In Russland Gastarbeiter zu sein – das ist nicht leicht, daran muss man sich gewöhnen. Auch das Klima ist ja ganz anders als unseres. Ich arbeite lieber hier für die Chinesen. Mit dem, was ich verdiene, kommt meine Familie ganz gut über die Runden."
Am Horizont, am Rande der Maisfelder, rottet ein altes Chemiewerk vor sich hin. Wie die Traktoren der örtlichen Bauern ist es ein Überbleibsel aus jener Zeit, als Tadschikistan zur Sowjetunion gehörte und das Geld wie auch die Experten aus Moskau hierher kamen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor über zwanzig Jahren machten erst ein paar Italiener den Versuch diese Fabrik wieder in Schuss zu bringen, aber dann zogen sie ab – und sogar für den Abriss der Industrieruine fehlt den tadschikischen Behörden das Geld. Für Übersetzer Yang Yizhan ist klar: Tadschikistan ist angewiesen auf Investitionen von außen. Seine Firma stehe bereit – ebenso wie der chinesische Staat.
"Unsere Firma will hier nicht nur in der Landwirtschaft tätig sein. Wir wollen auch noch einige Fabriken ansiedeln. Die Tadschiken importieren doch sowieso schon viel aus China: Kleidung, Technik und Auto-Ersatzteile. Auf dem größten Basar in Duschanbe kommen 90 Prozent der Waren aus China. Wenn wir die Fabriken an Ort und Stelle bauen, dann muss man die Erzeugnisse nicht importieren – davon profitieren dann ja auch die Tadschiken."
Mittagszeit. Essenszeit. Die Chinesen treffen sich dann immer vor einem kleinen Schuppen – auf dem Gelände des aufgelassenen sowjetischen Chemiewerks. Bald wollen sie hier ein kleines Wohnheim bauen. Sie erwarten noch mehr Facharbeiter aus China. Es läuft gut im Moment für ihr Landwirtschaftsprojekt und ihre Zukunftspläne–denn die Regierungen beider Länder wollen die Zusammenarbeit vorantreiben. Der Präsident von Tadschikistan, Emomali Rachmon, ist neulich sogar schon mit dem Hubschrauber eingeflogen, um ihre Feldern zu besichtigen. Der große Nachbar China ist für ihn ein Partner mit Priorität. Die Chinesen in Jawan sehen das gern.