"Paradies: Liebe" von Ulrich Seidl
"Dahin gehen, wo es weh tut." So könnte es lauten – das Motto des österreichischen Filmemachers Ulrich Seidl. In Filmen wie "Hundstage" und "Import Export" zeigt er eine sprachlose, emotional verwahrloste Gesellschaft. Sein kühler und schonungsloser Blick hinter Fassaden weist Seidl aber nicht nur als genauen Beobachter aus. Er macht ihn auch zum Provokateur, der den Finger in die offene Wunde legt und den Zuschauer zum Mitwisser werden lässt von zeitweise nur schwer auszuhaltenden Szenen. So gesehen kann "Paradies: Liebe" als ein typischer Seidl bezeichnet werden.
"Das riecht auch alles anders. Das ist irgendwie eine andere Luft.
Die Haut musst du mal riechen. Das vergisst du nicht mehr.
Von wem?
Na von den Negern. Das riecht wie Kokos. Die kannst du abschlecken. Das ist ein Wahnsinn."
Teresa macht Urlaub in Afrika. Allein – ohne ihre pubertierende Tochter – ist die 50-jährige nach Kenia gereist, um dort das zu finden, was ihr zuhause seit Jahren am meisten fehlt: Das Gefühl begehrt zu werden. Am Strand vor dem abgeschirmten Resort trifft Teresa auf Männer, die nicht nur Schmuck verkaufen. "Die nehmen dich so wie du bist", klärt sie eine Mitreisende auf. Zuhause ist Teresa mit ihren 50 Jahren, den Hängebrüsten und den Fettpolstern alles andere als der Traum der Männer. Mehr noch als nach Sex aber sucht Teresa nach Liebe und möchte nur zu gern daran glauben, als ihr ein junger Kenianer etwas von Love erzählt.
"Wenn wir so gehen, dann denkt doch jeder, wir sind zusammen.
No problem. … It´s love."
Freitagabends im Ersten würde die Geschichte einer Sex-Touristin und Sugar-Mama als TV-Schmonzette vor exotischer Urlaubskulisse aufbereitet werden. Heirat am Ende nicht ausgeschlossen. Nicht so aber bei Ulrich Seidl. Er zeigt das Geschäft mit dem Sex im Stil einer Dokumentation. Da gibt es kein Mitgefühl, keine Sympathie, geschweige denn Erlösung für die Figuren. Die strenge Form, die der Filmemacher seinen Bildern gibt, schafft eine übersteigerte Realität. Nichts wird hier ausgespart, was den Film zu einer anstrengenden Prüfung für den Zuschauer macht.
"Paradies: Liebe" von Ulrich Seidl: Zwiespältig!
"Jack Reacher" von Christopher McQuarrie
"Jack Reacher. – Ein Phantom. Kein Führerschein. Keine Kreditkarten, Postfach, Handy, E-Mail. Nichts."
Er ist einer von der alten Garde – dieser Jack Reacher. In 17 Romanen, geschrieben vom britischen Autor Lee Child, taucht er auf. Ein ehemaliger Militärpolizist.
" ... aber auch ein spezieller Typ."
Ein Ex-Soldat, der beschuldigt wird, fünf Menschen kaltblütig erschossen zu haben, hat nach Reacher verlangt. Im Gegensatz zur Polizei glaubt dieser an die Unschuld des Mannes. Tom Cruise spielt den wortkargen Einzelgänger, der aus einem der vielen Actionkrimis entsprungen sein könnte, wie sie in den 1970er-Jahren gedreht worden sind.
"Sie haben nichts notiert.
Das brauche ich nicht.
Sie waren also ein richtiger Star in der Army?
Ich war ganz gut."
Als Gerechtigkeitsfanatiker, der nach eigenen Regeln spielt, hat Reacher schnell die Ermittlungsbehörden gegen sich aufgebracht. Es ist eine Rolle, die Starqualitäten und Charisma verlangt. Nun kann man Tom Cruise für sein Engagement bei Scientology zu Recht kritisieren, an seinem Spiel und seiner Präsenz in diesem knallharten Actionthriller gibt es allerdings nichts zu bemängeln. Das oft wie angeklebt wirkende jungenhafte Lächeln ist verschwunden. Je älter Cruise wird, desto besser ist er. Wie der gesamte Film, der nach seinem Helden benannt ist, für einen Actionthriller von der Stange einige exzellent choreographierte Szenen und Überraschungen bereithält. Eine solche ist zum Beispiel der Auftritt von Werner Herzog als Bösewicht der Geschichte.
"Jack Reacher" von Christopher McQuarrie: Empfehlenswert!
"München in Indien" von Walter Steffen
"Ich möchte diesen Vergleich ziehen zwischen Traum und Realität. Mich interessiert auch, wie mein Großvater es damals erlebt hat …, die Welt kennenzulernen in Farbe, die ich bis jetzt fast nur schwarzweiß kenne."
Konstantin Fritz auf den Spuren seines Großvaters Hannes. Der war von Beruf Kunstmaler. Unter dem Pseudonym Fritz-München hat der Deutsche in den 1930er-Jahren auf seinen Reisen durch Indien zahlreiche Maharadschas porträtiert. Fritz-München gilt deshalb als der Hofmaler der indischen Großfürsten. Dokumentiert sind diese Reisen auf historischen 16-Millimeter-Filmaufnahmen sowie durch Tagebucheinträge. Beide sind der Leitfaden für die Spurensuche des Enkels und für diesen Film. Neben der Vita von Hannes Fritz, die ganz brav chronologisch abgearbeitet wird, zieht Regisseur Walter Steffen immer wieder Vergleiche zwischen dem alten und dem modernen Indien, indem er das Bildmaterial von damals den heutigen Aufnahmen gegenüberstellt. Das Ergebnis ist bieder und hätte gern etwas aufregender ausfallen dürfen.
"München in Indien" von Walter Steffen: Zwiespältig!
"Dahin gehen, wo es weh tut." So könnte es lauten – das Motto des österreichischen Filmemachers Ulrich Seidl. In Filmen wie "Hundstage" und "Import Export" zeigt er eine sprachlose, emotional verwahrloste Gesellschaft. Sein kühler und schonungsloser Blick hinter Fassaden weist Seidl aber nicht nur als genauen Beobachter aus. Er macht ihn auch zum Provokateur, der den Finger in die offene Wunde legt und den Zuschauer zum Mitwisser werden lässt von zeitweise nur schwer auszuhaltenden Szenen. So gesehen kann "Paradies: Liebe" als ein typischer Seidl bezeichnet werden.
"Das riecht auch alles anders. Das ist irgendwie eine andere Luft.
Die Haut musst du mal riechen. Das vergisst du nicht mehr.
Von wem?
Na von den Negern. Das riecht wie Kokos. Die kannst du abschlecken. Das ist ein Wahnsinn."
Teresa macht Urlaub in Afrika. Allein – ohne ihre pubertierende Tochter – ist die 50-jährige nach Kenia gereist, um dort das zu finden, was ihr zuhause seit Jahren am meisten fehlt: Das Gefühl begehrt zu werden. Am Strand vor dem abgeschirmten Resort trifft Teresa auf Männer, die nicht nur Schmuck verkaufen. "Die nehmen dich so wie du bist", klärt sie eine Mitreisende auf. Zuhause ist Teresa mit ihren 50 Jahren, den Hängebrüsten und den Fettpolstern alles andere als der Traum der Männer. Mehr noch als nach Sex aber sucht Teresa nach Liebe und möchte nur zu gern daran glauben, als ihr ein junger Kenianer etwas von Love erzählt.
"Wenn wir so gehen, dann denkt doch jeder, wir sind zusammen.
No problem. … It´s love."
Freitagabends im Ersten würde die Geschichte einer Sex-Touristin und Sugar-Mama als TV-Schmonzette vor exotischer Urlaubskulisse aufbereitet werden. Heirat am Ende nicht ausgeschlossen. Nicht so aber bei Ulrich Seidl. Er zeigt das Geschäft mit dem Sex im Stil einer Dokumentation. Da gibt es kein Mitgefühl, keine Sympathie, geschweige denn Erlösung für die Figuren. Die strenge Form, die der Filmemacher seinen Bildern gibt, schafft eine übersteigerte Realität. Nichts wird hier ausgespart, was den Film zu einer anstrengenden Prüfung für den Zuschauer macht.
"Paradies: Liebe" von Ulrich Seidl: Zwiespältig!
"Jack Reacher" von Christopher McQuarrie
"Jack Reacher. – Ein Phantom. Kein Führerschein. Keine Kreditkarten, Postfach, Handy, E-Mail. Nichts."
Er ist einer von der alten Garde – dieser Jack Reacher. In 17 Romanen, geschrieben vom britischen Autor Lee Child, taucht er auf. Ein ehemaliger Militärpolizist.
" ... aber auch ein spezieller Typ."
Ein Ex-Soldat, der beschuldigt wird, fünf Menschen kaltblütig erschossen zu haben, hat nach Reacher verlangt. Im Gegensatz zur Polizei glaubt dieser an die Unschuld des Mannes. Tom Cruise spielt den wortkargen Einzelgänger, der aus einem der vielen Actionkrimis entsprungen sein könnte, wie sie in den 1970er-Jahren gedreht worden sind.
"Sie haben nichts notiert.
Das brauche ich nicht.
Sie waren also ein richtiger Star in der Army?
Ich war ganz gut."
Als Gerechtigkeitsfanatiker, der nach eigenen Regeln spielt, hat Reacher schnell die Ermittlungsbehörden gegen sich aufgebracht. Es ist eine Rolle, die Starqualitäten und Charisma verlangt. Nun kann man Tom Cruise für sein Engagement bei Scientology zu Recht kritisieren, an seinem Spiel und seiner Präsenz in diesem knallharten Actionthriller gibt es allerdings nichts zu bemängeln. Das oft wie angeklebt wirkende jungenhafte Lächeln ist verschwunden. Je älter Cruise wird, desto besser ist er. Wie der gesamte Film, der nach seinem Helden benannt ist, für einen Actionthriller von der Stange einige exzellent choreographierte Szenen und Überraschungen bereithält. Eine solche ist zum Beispiel der Auftritt von Werner Herzog als Bösewicht der Geschichte.
"Jack Reacher" von Christopher McQuarrie: Empfehlenswert!
"München in Indien" von Walter Steffen
"Ich möchte diesen Vergleich ziehen zwischen Traum und Realität. Mich interessiert auch, wie mein Großvater es damals erlebt hat …, die Welt kennenzulernen in Farbe, die ich bis jetzt fast nur schwarzweiß kenne."
Konstantin Fritz auf den Spuren seines Großvaters Hannes. Der war von Beruf Kunstmaler. Unter dem Pseudonym Fritz-München hat der Deutsche in den 1930er-Jahren auf seinen Reisen durch Indien zahlreiche Maharadschas porträtiert. Fritz-München gilt deshalb als der Hofmaler der indischen Großfürsten. Dokumentiert sind diese Reisen auf historischen 16-Millimeter-Filmaufnahmen sowie durch Tagebucheinträge. Beide sind der Leitfaden für die Spurensuche des Enkels und für diesen Film. Neben der Vita von Hannes Fritz, die ganz brav chronologisch abgearbeitet wird, zieht Regisseur Walter Steffen immer wieder Vergleiche zwischen dem alten und dem modernen Indien, indem er das Bildmaterial von damals den heutigen Aufnahmen gegenüberstellt. Das Ergebnis ist bieder und hätte gern etwas aufregender ausfallen dürfen.
"München in Indien" von Walter Steffen: Zwiespältig!