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Von Thüringen in die Sowjetunion
Die Verschleppung deutscher Raketenexperten

Vor 70 Jahren, am 22. Oktober 1946, mussten rund 150 Raketenexperten aus Bleicherode am Harz die Reise in die Sowjetunion antreten. Sie wurden zur Umsiedlung gezwungen, weil die Sowjets das Wissen der deutschen Ingenieure für die Entwicklung ihrer eigenen Raumfahrtprojekte nutzen wollten.

Von Dirk Lorenzen |
    Goldene Zeiten, fast wie einst bei Gagarin: Start einer Soyuz-Rakete in Baikonur
    An der Entwicklung des sowjetischen Raumfahrtprogramms waren auch Ingenieure aus Deutschland beteiligt (NASA)
    Im Deutschen Reich war die V-2-Rakete zunächst in Peenemünde auf Usedom gebaut worden. Nachdem britische Bomber die Anlagen schwer beschädigt hatten, verlagerte man die Produktion ins KZ Mittelbau-Dora in Thüringen.
    Der Projektleiter Wernher von Braun begab sich gezielt in amerikanische Gefangenschaft. Nach Kriegsende transportierten die US-Truppen aus den V-2-Werkstätten alles ab, was ihnen nützlich erschien.
    Als die Sowjets Thüringen übernahmen, waren nicht mehr viele Experten vor Ort. Dennoch war es Helmut Gröttrup, ehemals einer der engsten Mitarbeiter von Brauns, gelungen, dort wieder eine leistungsstarke Raketenabteilung aufzubauen.
    Helmut Gröttrup und sein Team waren ursprünglich Mitarbeiter Wernher von Brauns gewesen
    Helmut Gröttrup und sein Team waren ursprünglich Mitarbeiter Wernher von Brauns gewesen (NASA)
    Doch völlig unerwartet ließen die Sowjets die Raketenexperten mitsamt Familien und Ausrüstung von einem rauschenden Fest direkt nach Osten bringen. Dort arbeiteten sie zunächst weiter an ihren Raketen und führten Teststarts durch.
    Später sollten die Ingenieure gezielt bestimmte Probleme lösen. Die deutsche Gruppe hatte aber niemals Einblick in die russischen Arbeitsergebnisse.
    1953 wurden die verschleppten Experten wieder zurück nach Deutschland geschickt. Erst vier Jahre später startete die Sowjetunion den ersten Satelliten Sputnik.