Archiv


Von Utopia nach Arabien

Was ist aus dem Elan der Menschen geworden, die vor über 60 Jahren in den unbekannten Orient aufgebrochen sind? Der palästinensische Intellektuelle Sari Nusseibeh, Präsident der Al Quds Universität in Jerusalem, und Amos Oz berichten von den Anfängen des Staates Israel und ihren Träumen. Amos Kollek vom Leben in der Nachbarschaft von David Ben Gurion.

Von Jochanan Shelliem |
    Der palästinensische Philosoph, Schriftsteller und Politiker Sari Nusseibeh, aufgenommen am 18.03.2012 auf der Buchmesse in Leipzig.
    Der palästinensische Philosoph, Schriftsteller und Politiker Sari Nusseibeh. (picture alliance / dpa / Arno Burgi)
    Lyrische Siedler und junge Schriftsteller kommen zu Wort, beschreiben zärtlich, ketzerisch und selbstkritisch die Wirklichkeit im Land. Michal Zamir, Tochter des Geheimdienstgenerals Zvi Zamir erzählt von skandalösen Zuständen beim Militär und vom Aufstieg der nouveaux riches von Israel. Ron Leshem, der junge Direktor des nationalen israelischen Unterhaltungsfernsehkanals Keshet TV berichtet von der 18-jährigen Belagerung des Libanon, Eshkol Nevo vom Leben und Arbeiten in Sderot.
    Schriftsteller wie Amos Oz, Meir Shalev und Yoram Kanjuk, Abraham B. Jehoschua und Sami Michael kommen zu Wort, Benny Barbasch, Michal Zamir und Etgar Keret spiegeln das Leben der letzten 60 Jahre im jungen Judenstaat.
    Eine Lange Nacht der Gegensätze, doch voller Energie, vom Leben in einem Land, dessen Geschichte der Gegenwart zur Last geworden ist und gleichzeitig zur Chance.
    Diese Lange Nacht können Sie nach der Sendung sieben Tage lang in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
    Mehr Informationen zum Thema:
    Das Dossier Israel der Bundeszentrale für politische Bildung
    Deutsch-Israelische Gesellschaft
    "Der israelische Traum", ZEIT Online, 8. April 2008
    Vor 66 Jahren wurde der Staat Israel gegründet. Heute leben die Kinder und Enkel der Gründergeneration in einem zerrissenen Land.
    Erklärung zur Staatsgründung Israels des deutsch-israelischen Arbeitskreises für Frieden im Nahen Osten
    Jüdisches Leben Online
    Beiträge mit dem Schlagwort Israel auf ZEIT Online: Essays, Reportagen und Interviews sowie Archivtexte von Zeitzeugen der Geschichte Israels zwischen Krieg und Frieden
    Shalom Achschaw (Hebräisch:שלום עכשיו, deutsch Frieden jetzt, auch oft auf Englisch Peace Now) ist eine außerparlamentarische Friedensbewegung in Israel
    "60 Jahre Israel: Der amerikanische Freund", SPIEGEL Online 2008
    Es dauerte nur elf Minuten, bis die USA am 14. Mai 1948 den jüdischen Staat anerkannten. Die tiefe Partnerschaft, die Präsident Bush nun mit seinem Geburtstagsbesuch in Israel würdigt, hat sich über die Jahrzehnte nur langsam entwickelt. Auch heute ist die Beziehung nicht ohne Probleme.
    "60 Jahre Israel: Die vergifteten Glückwünsche deutscher Schlauberger", SPIEGEL Online 6.5.2008
    Von Henryk M. Broder
    Die Autoren:
    Zeruya Shalev
    Zeruya Shalev wurde 1959 in einem Kibbuz in Galiläa geboren. Ihre Mutter ist Malerin und Kunstdozentin, ihr Vater Literaturkritiker und Bibelgelehrter. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Lektorin. Ihr Roman "Liebesleben", der 2000 in Deutschland erschien, wurde ein internationaler Bestseller. Zeruya Shalev lebt in Jerusalem.
    Alle drei Bände ihrer großen Trilogie über die moderne Liebe - "Liebesleben", "Mann und Frau" und "Späte Familie" - wurden vielfach ausgezeichnete Bestseller und in mehr als 20 Sprachen übersetzt.
    "Familie, zerbrechlich, allüberall", ZEIT Online 2007: An der Universität Konstanz fand ein wissenschaftliches Kolloquium über und mit Zeruya Shalev statt
    "Ich habe einen Traum", ZEIT Online 2006, Zeruya Shalev

    Späte Familie
    Roman. Dtsch. v. Mirjam
    2007 BVT Berliner Taschenbuch Verlag
    Das Scheitern einer Ehe ist oftmals eine langsame, eine schleichende Angelegenheit. In Zeruya Shalevs neuem Roman, Späte Familie, beschließt eine Frau, diesem quälenden Prozess, der einer allmählichen Vergiftung gleicht, ein jähes Ende zu setzen. Von einem Tag auf den anderen beschließt sie, sich von ihrem Mann zu trennen, und bittet ihn, die Wohnung zu verlassen. Sie bleibt zurück mit ihrem gemeinsamen Kind ... und gerät übers Grübeln ins Zweifeln. Dies ist der Roman einer Krise. Einer Krise, die die Heldin - eine selbständige, selbstbewusste Frau - wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel trifft. Die lang ersehnte Freiheit schien nun endlich da zu sein - stattdessen findet sie sich konfrontiert mit einer lähmenden Angst vor der großen Einsamkeit, mit Depressionen und dem furchtbaren Gefühl, ihrem Kind den Vater, die Familie genommen zu haben. Aufrührend auch die Erkenntnis, dass man einen Menschen, mit dem einen das eigene Kind verbindet, nie wirklich verlassen kann. Die Fäden des gemeinsamen Schicksals bleiben auf immer verknüpft. Eine neue Liebe bringt wiederum neue Kinder aus einer geschiedenen Ehe mit sich - und so setzt sich für die mutige Protagonistin eine "späte" Familie zusammen, ein höchst kompliziertes Gebilde, auf dem viele Hoffnungen ruhen und das dennoch auf lange Zeit eine empfindsame, zarte Pflanze bleibt, deren Überleben keinesfalls gesichert ist.
    Zeruya Shalev
    Liebesleben
    Roman.
    Ausgezeichnet mit dem Golden-Book-Preis.
    Aus d. Hebr. v. Mirjam Pressler
    2004 BVT Berliner Taschenbuch Verlag
    Die Begegnung mit Arie, einem alten Freund ihres Vaters, wirft das Leben der Ich-Erzählerin Ja'ara aus der Bahn. Vom ersten Moment an verfällt sie der erotischen Anziehungskraft des ebenso rätselhaften wie tyrannischen Egozentrikers. Ja'ara erlebt eine bedingungslose, obsessive und demütigende Liebesbeziehung, die sie dazu bringt, auf alles zu verzichten, was ihr Leben bisher ausgemacht hat: ihre Ehe, ihre Karriere, ihre Vorstellungen von Treue und Anstand.
    "Das ist vermutlich die Wurzel der Liebe, allen möglichen Blödsinn zu erzählen, der einem passiert ist, in der Hoffnung, dass auf dem gewundenen Weg vom Mund des einen zum Ohr des anderen die Geschichte ihre Bedeutung bekommen wird, ihre Berechtigung." So zumindest die Hoffnung von Ja'ara, der Erzählerin dieses erotischen Romans. Ja'ara ist Dozentin an der Universität von Jerusalem. Ihr scheinbar geregeltes Leben kommt nach der Begegnung mit Arie, einem nach langen Jahren im Ausland nach Israel zurückgekehrten Freund ihres Vaters, vollkommen durcheinander. Vom ersten Moment an verfällt sie der erotischen Anziehungskraft des ebenso rätselhaften wie tyrannischen Egozentrikers. Die bedingungslose Liebe zu Arie bringt sie dazu, auf alles zu verzichten, was ihr Leben bisher ausgemacht hat: die Zukunft mit einem liebevollen, doch harmlos-langweiligen Ehemann, ihre wissenschaftliche Karriere, selbst ihre Vorstellung von Treue und Anstand. Auf der Suche nach dem Sinn ihrer Geschichte, ihres "Liebeslebens", nimmt Ja'ara eine lange Kette von Demütigungen auf sich, erträgt standhaft Situationen von zum Teil grotesker Komik. Erst ganz zum Schluss eröffnet sich ihr ein überraschender, doch folgerichtiger Ausweg.
    Und den Film zeichnet aus, dass er sich nicht lange mit den Fassaden unbefriedigender Bürgerlichkeit aufhält, sondern sich kopfüber in die amour fou stürzt. Das Aufsehenerregende an der Arbeit von Schrader und ihrem Kameramann Benedict Neuenfels ist die feinnervige Art, mit der die angespannte Empfindungswelt der Heldin in Bilder umgesetzt wird, wie sich jähe Begierde und plötzlicher Ekel, hautnahe Intimität und demütigende Distanz abwechseln, wie Gefühlschaos und Farbentanz einhergehen. So was können sonst eigentlich nur die Franzosen." FAZ vom 10.11.07
    Zeruya Shalev
    Mann und Frau
    Ausgezeichnet mit dem Corine - Internationaler Buchpreis, Kategorie Belletristik 2001. Roman.
    Aus d. Hebr. v. Mirjam Pressler.
    2002 BVT Berliner Taschenbuch Verlag
    Udis und Na'amas Ehe ist in eine Sackgasse geraten. Udi reagiert darauf mit den unterschiedlichsten körperlichen Symptomen - einmal ist er für zwei Tage fast vollständig gelähmt, ein anderes Mal wird er für kurze Zeit blind, und das immer nach einem Streit mit Na'ama. Dann legt er sich ins Bett und lässt sich von Frau und Tochter bedienen. Na'ama gegenüber rechtfertigt er dieses Verhalten mit dem Hinweis auf ein acht Jahre zurückliegendes Erlebnis - damals hätte seine Frau ihn beinahe mit einem Maler betrogen. Etwas, was er nie verziehen hat. Na'ama leidet seither unter Gewissensbissen und versucht fast alles, um ihm den Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten - nur damit er sie wieder liebt, wie früher. Aber er ist nicht bereit, ihr zu vergeben. So sind beide, Mann und Frau, vor allem damit beschäftigt, sich gegenseitig zu zermürben.
    Schließlich bringt Na'ama ihren Mann zu einer jungen israelischen Heilerin, die ihre Kunst von den alten Tibetern gelernt hat. Sie erkennt, dass nicht nur der Ehemann und Vater, sondern die ganze Familie sich eines kathartischen Prozesses unterziehen muss. Mit dem Haken, dass Udi kurz darauf die Familie verlässt, um zu seiner Ärztin zu ziehen ... Na'ama ihrerseits beginnt eine Affäre mit einem erfolgreichen Architekten, deren intensive erotische Natur ihr zur Offenbarung wird.
    Und doch finden Na'ama und Udi wieder zueinander. Die Trennung ist vollzogen, der unmerklich vor sich hin schwelende alltägliche Hass ist verglimmt - doch vielleicht zeigt sich hier die Chance zu einem neuen Anfang. Ein intelligentes, ein weises Buch über das weite Feld ehelicher Zweisamkeit.
    Zeruya Shalev
    Mamas liebster Junge
    2006 Beltz
    Zeruya Shalev, die mit ihren Romanen große Erfolge feierte, erzählt ihre erste Geschichte für Kinder: Für jede Mutter ist das eigene Kind immer das wunderbarste. Das kann bei Kindern mitunter zu ausgesprochenen Missverständnissen führen, die sich zum Glück aber aufklären lassen. Hauptsache, man wird geliebt, denn dann fühlt man sich so stark wie sonst niemand in der Welt. David ist verwirrt. Eigentlich hat er seiner Mutter immer geglaubt, wenn sie zu ihm sagte: Du bist der klügste, der schönste und stärkste Junge der Welt." Eines Tages beginnt er an ihren Worten zu zweifeln, denn eigentlich ist Michael aus dem Kindergarten viel schöner als er, Itamar viel stärker und Nogah eindeutig klüger als er. Völlig durcheinander ist David jedoch, als er hört, wie eine andere Mutter zu ihrem Sohn sagt: Du bist der klügste, der schönste und stärkste Junge der Welt." Wie kann das sein? Wo er doch der klügste Junge ist ... Doch eigentlich ist alles ganz einfach: Für mich", sagt die Mutter, bist du der wunderbarste Junge der Welt", weil er so ist wie er ist und weil sie ihn lieber hat, als alles andere der Welt. Julia Kaergel, die durch ihre Illustrationen zu den Lotte-Bilderbüchern und Mimi-Bilderbüchern von Doris Dörrie bekannt geworden ist, illustriert den Text so wie es ihm gebührt: warmherzig und liebevoll. Denn, Liebe, das steht fest, ist nun mal das allerwichtigste.
    Etgar Keret
    Etgar Keret wurde 1967 in Tel Aviv geboren, wo er heute an der Filmakademie Drehbuchschreiben unterrichtet. Mit seinen Erzählungen, Comics und mehreren Dutzend Kurzfilmen hat er die älteren, saturierten Schriftstellerkollegen wachgerüttelt. "Ich bin neidisch", schrieb Yoram Kaniuk in einer Rezension. Von Etgar Kerets Büchern wurden in Israel mehr als 100 000 Exemplare verkauft, 'Pizzeria Kamikaze' stand monatelang auf deutschen Bestsellerlisten.
    Etgar Keret
    Mond im Sonderangebot
    33 Short Stories.
    Aus d. Hebräisch. v. Barbara Linner
    2006 btb
    Was ist, wenn sich deine schöne Freundin nachts immer in einen dicklichen, steakfressenden, fußballglotzenden Zwerg verwandelt und mit dir durch die Kneipen ziehen will? Solche und andere Fragen beantwortet der israelische Schriftsteller Etgar Keret in kurzen bis kürzesten Geschichten, und er tut das auf so anarchische, absurde, herrlich plastische, doppelbödige und rabenschwarze Weise, dass es einem den Atem nimmt.
    Etgar Keret
    Alles Gaza
    Geteilte Geschichten.
    Dtsch. v. Barbara Linner u. Verena Kilchling
    2006 Luchterhand Literaturverlag
    Ein Palästinenser und ein Israeli, in einem Buch vereint. Zwei der bekanntesten jüngeren Autoren aus dem Nahen Osten, ein Israeli und ein Palästinenser, setzen ein Zeichen. Sie sind der Überzeugung, dass ihre Geschichten hervorragend nebeneinander existieren können, und schreiben gemeinsam ein Buch: 13 Kurzgeschichten von Etgar Keret und eine längere Geschichte von Samir El-youssef. Sie erzählen von den Träumen und Alpträumen der jüngeren Generation in Israel und im Libanon, Geschichten voller Witz und Phantasie, voller Verzweiflung und Sehnsucht Geschichten über das ganz normale Leben unter ganz unnormalen Bedingungen.
    Etgar Keret
    Gaza Blues
    Erzählungen.
    Aus d. Hebräischen v. Barbara Linner.
    2002 Luchterhand Literaturverlag
    Großstadtgeschichten aus der Downtown
    Von Trinkern und Boxern, Nachtschwärmern und Religiösen, Spionen und der Schule der Zauberer. Keret erzählt knapp, schnell, mit immer unerwarteten Wendungen und Schlüssen. "Gaza Blues" wurde in Israel ein Kultbuch.
    Benny Barbasch
    Benny Barbasch wurde 1951 in Beersheba geboren, heute lebt er in Tel Aviv. Er ist Autor zahlreicher Theaterstücke und Drehbücher, u. a. zu dem Film Jenseits der Mauern seines Bruders Uri Barbasch, der 1984 den Kritikerpreis auf dem Filmfest von Venedig gewann und als Meilenstein in der Geschichte des israelischen Films gilt.
    Er ist Autor zahlreicher Theaterstücke und Drehbücher, unter anderem zu dem Film »Jenseits der Mauern« seines Bruders Uri Barbasch, der den Kritikerpreis auf dem Filmfest von Venedig gewann und als Meilenstein in der Geschichte des israelischen Films gilt.
    Benny Barbasch
    Probelauf
    Roman.
    Aus d. Hebräisch. v. Beate E. von Schwarze
    2007 BVT Berliner Taschenbuch Verlag
    Mickey führt ein wenig aufregendes Leben als Werbetexter und Ehemann. Bis zu dem Tag, als er in der Lobby eines Hotels eine attraktive Kellnerin beobachtet, die nach einem Mr Sapiro fragt. Binnen Sekunden beschließt er, die Identität dieses berühmten Kunstfälschers anzunehmen. Und sein erster Auftrag ist gleichzeitig der Beginn einer wilden Affäre.
    Benny Barbasch
    Mein erster Sony
    Roman.
    Aus d. Hebr. v. Vera Loos u. Naomi Nir-Bleimling
    2003 List TB.
    Vom Vater hat der zehnjährige Jotam den ersten Kassettenrekorder geschenkt bekommen, einen Sony, mit dem er alles und jeden aufnimmt, vor allem die eigene, durchaus etwas merkwürdige Familie. Mit kindlicher Naivität, Witz und klarem Blick schildert er nicht nur den langsamen Zerfall seiner Familie, sondern darüber hinaus die Spannungen im heutigen Israel und wird so zum Chronisten seiner Umgebung.
    Rezension von Tanja Kinzel
    Uri Avnery
    Der Frieden zwischen Israel und Palästina ist möglich
    Uri Avnery vertritt seit 1948 die Idee des israelisch-palästinensischen Friedens und die Koexistenz zweier Staaten: des Staates Israel und des Staates Palästina, mit Jerusalem als gemeinsamer Hauptstadt. Uri Avnery schuf eine Weltsensation, als er mitten im Libanonkrieg (1982) die Front überquerte und sich als erster Israeli mit Jassir Arafat traf. Er stellte schon 1974 die ersten geheimen Kontakte mit der PLO-Führung her. Weiterlesen:
    Bei Wikipedia
    Uri Avnery
    Deutschland, Israel, Palästina
    Streitschriften. Herausgeber: Meggle, Georg
    2007 Europäische Verlagsanstalt
    Der Konflikt zwischen Israel und Palästina lässt sich mit einer unheilbaren Krankheit vergleichen, die wenn kein Wunder geschieht geradezu zwangsläufig tödlich enden muss. Was aber genau macht diese Krankheit aus? Worauf geht sie zurück?
    Uri Avnery
    In den Feldern der Philister
    Meine Erinnerungen aus dem israelischen Unabhängigkeitskrieg.
    2005 Diederichs
    1949 veröffentlicht Uri Avnery seine Frontberichte, die in Israel und im Ausland sofort zum Bestseller werden. Doch sie dienen der Jugend zur Kriegsverherrlichung, und daher schreibt er einen zweiten Band 'Die Kehrseite der Medaille'. Darin schildert er als Augenzeuge die bisher damals in der israelischen Öffentlichkeit tabuisierten ausgesparten Gräueltaten der israelischen Soldaten Armee gegen Araber und die von der Armee organisierte Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung, die Geburtsstunde des späteren Nahostkonflikts. Diesen Tabubruch und seine entschiedene Gegnerschaft zur Politik des Staatsgründers Ben Gurion bringen die Regierung gegen ihn auf. Doch als Stimme des Friedens wird er weltbekannt und arbeitet bis noch heute für eine Versöhnung im Nahen Osten. Die deutschsprachige Ausgabe vereint seine beiden Bücher in einem Band.
    Uri Avnery
    Von Gaza nach Beirut
    Israelisches Tagebuch..
    2006 kitab
    Das politische Tagebuch des israelischen Friedensaktivisten Uri Avnery rüttelt an einer großen Zahl von Tabus in der Politik Israels, die immer mehr vom Militär beherrscht wird. Der Autor - ein israelischer Patriot, der schon in der Unabhängigkeitsbewegung kämpfte - kritisiert die zahlreichen Verletzungen von Un-Resolutionen durch die israelischen Regierungen von Ben Gurion bis Ehud Olmert. Avnery, früher Mitglied der Knesset und führender Kopf der israelischen Friedensbewegung Gush Shalom, der bereits 1982 mit Yassir Arafat in Beirut zusammentraf und für eine Verständigung zwischen den beiden Völkern eintritt, sucht den Dialog mit den Nachbarn, insbesondere der neuen Hamas-Regierung und kritisiert die enge Kooperation der neuen Kadima-Regierung mit der Bush-Administration. Viele Details aus der israelischen Innenpolitik, die in Europa wenig bekannt sind, werfen die Frage nach der Steuerung der Massenmedien auf, die einseitig über den Konflikt berichten. Avernys kritische Betrachtungen verdeutlichen, wie sich in seiner Heimat besonders aus den mehr als eine Million Neubürgern aus dem Bereich der ehemaligen UdSSR ein neuer rechtsradikaler Rand gebildet hat z.B. die rassistische Partei um Avigdor Libermann , dessen Hetztiraden wie auch Mordaufrufe radikaler Gruppen ungesühnt bleiben. Das Tagebuch erläutert, wie die ursprünglichen säkularen Intentionen der Gründer Israels durch einen religiösen Rassismus gefährdet wurden. Der Autor setzt der jetzigen Politik Israels ein anderes Modell einer zukunftsorientierten Friedenspolitik entgegen.
    Michal Zamir
    Michal Zamir wurde 1964 in Tel Aviv geboren und ist die Tochter von Zvi Zamir, der zur Zeit des Münchner Attentats von 1972 den Mossad führte. Sie hat als Achtzehn- bis Zwanzigjährige ihren Armeedienst abgeleistet. Das Mädchenschiff sei nicht autobiographisch, sagt sie, aber trotzdem habe sie zwanzig Jahre gebraucht, ehe sie dieses Buch schreiben konnte. Michal Zamir lebt mit ihrer Tochter in Tel Aviv. Ruth Achlama, Jahrgang 1945, studierte in Heidelberg Jura, in Cincinnati Judaistik und in Jerusalem Bibliothekswissenschaften. Sie lebt seit 1974 in Israel und übersetzt seit fast dreißig Jahren, darunter Werke von Amoz Oz, Abraham B. Jehoschua und Meir Shalev.
    Michal Zamir
    Das Mädchenschiff
    Roman.
    Dtsch. v. Ruth Achlama
    2007 marebuchverlag
    Eine junge Israelin tritt ihren Wehrdienst auf einem Fortbildungsstützpunkt für höhere Offiziere an. Die Kaserne gleicht einem Schiff, das die Mädchen für zwei Jahre auf ein fremdes Meer entführt. Träume von Karriere, Liebe und Familie sind an der Gangway abzugeben denn in den Waffenkammern, Schreibstuben und Schlafsälen sind die jungen Rekrutinnen den Offizieren schutzlos ausgeliefert. Michal Zamirs unerhörter Roman "handelt nicht nur von sexueller Belästigung, sondern berichtet von einer umfassenderen weiblichen Erfahrung existenzieller Belästigung , und das mit Mut und Humor" (Schiri Lev Arie, Haaretz).
    "Die ungehörige Soldatin", ZEIT Online, 13.4.2008
    Michal Zamir ist die Tochter des Chefs des israelischen Geheimdienstes. In ihrem Roman "Das Mädchenschiff" schreibt sie über sexuellen Missbrauch in Israels Armee
    Tzwi Zamir
    Er ist der Vater der Schriftstellerin Michal Zamir. Zamir wurde in Steven Spielbergs Film "München" von Ami Weinberg gespielt.
    Michael Bar-Zohar
    Michael Bar-Zohar (* 30. Januar 1938 in Sofia, Bulgarien) ist ein israelischer Historiker, Politiker und Schriftsteller bulgarischer Herkunft. Mehr
    Michael Bar-Zohar, Eitan Haber
    Rache für München
    Terroristen im Visier des Mossad.
    2006 Droste
    München 1972: Bei den olympischen Spielen werden 11 israelische Athleten von Mitgliedern der palästinensischen Terrorgruppe Schwarzer September ermordet. Einer der Drahtzieher: Ali Hassan Salameh, genannt Roter Prinz und enger Vertrauter des Palästinenserführers Yassir Arafat. Zahlreiche weitere blutige Attentate gehen auf sein Konto, er wird zu einem der meist gesuchten Terroristen der Welt. Der israelische Geheimdienst Mossad unter Zvi Zamir setzt sich auf seine Spur, doch es wird Jahre dauern, bis ihm Salameh ins Netz geht. Spannend wie ein Krimi, informativ und fundiert: Die Suche nach den Roten Prinzen schildert den Werdegang Salamehs, - des Top-Terroristen, der seinem Vater auf dessen blutigem Weg folgte, des Lebemanns und Playboys, der schließlich eine ehemalige Miss Universum heiratet. Des Weiteren steht die Arbeit des Mossad im Focus, mit seiner Suche nach den Mitgliedern von Schwarzer September und deren Exekution, aber auch mit seinen Fehlern, bei denen Unschuldige zu Opfern werden. Nicht zuletzt erzählt dieses Buch die Geschichte des Konflikts zwischen Palästinensern und Israelis.
    Sieben Jahre nach Michal Zamir erzählt Shani Boianjiu von der Deformation israelischer Frauen durch die Armee, von ihrer Prägung und Veränderung, teils in verstörend privatem Ton.
    Shani Boianjiu
    Shani Boianjiu, 1987 in Jerusalem geborene Autorin mit irakischen und rumänischen Wurzeln, erzählt von drei jungen Frauen aus einem Dorf nahe der libanesischen Grenze, die zum Wehrdienst eingezogen werden. "Packend, rotzfrech und authentisch", lobt SZ-Rezensent Thorsten Schmitz, wird hier der Alltag in der Armee vorgeführt. Das Grauen, lernt Hilka Sinning, die das Buch in der ARD-Sendung "Titel, Thesen, Temperamente" vorstellte, liegt nicht in der Gewalt selbst, sondern vor allem in der Alltäglichkeit der Ausnahmesituation: "Nicht die unerwarteten Ereignisse sind der Wahnsinn, sondern das Warten darauf. Das allmähliche Abstumpfen." Im Culturmag lobt Sophie Sumburane die Erzählweise Boianjius, die nie anklagend und immer die Perspektive von Mädchen einnehmed "die denken wie 19-Jährige, mit Jungs umgehen wie 19-Jährige und Heimweh haben wie 19-Jährige."
    Shani Boianjiu
    Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst.
    Roman
    Kiepenheuer und Witsch 2013
    Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch und Ulrich Blumenbach. Lea, Avishag und Yael leben in einem israelischen Dorf an der Grenze zum Libanon. Ihr Alltag ist geprägt von Unbeständigkeit, Langeweile und Krieg. Es gilt, die Zeit bis zum Militärdienst so gut es geht mit makabren Spielen und heimlichen Liebschaften totzuschlagen. Als die Mädchen eingezogen werden, ist es mit der Kindheit von heute auf morgen vorbei. Was sie an den verschiedenen Stützpunkten bewegt, sind Waffen, Tod und Sex. Und die Frage nach Gerechtigkeit und der Macht des Stärkeren. Sie exerzieren für den Moment des großen Bang, der vielleicht nie kommt. Alle drei kämpfen mit der Einsamkeit, mit Rivalitäten und mit den schrecklichen Bildern, die sie Tag für Tag mit ansehen müssen. Rezensionen auf perlentaucher.de
    Amos Oz
    Amos Oz, geboren 1939 in Jerusalem, studierte Literaturwissenschaften und Philosophie an der hebräischen Universität in Jerusalem. Er gehört zu den großen israelischen Schriftstellern der Gegenwart und unterrichtet hebräische Literatur an der Ben-Gurion-Universität in Beesheva. Seit 1986 lebt er mit seiner Familie in Arad in der Negey-Wüste. 1992 wurde er in Frankfurt am Main mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, 2004 mit dem "Welt"-Literaturpreis, 2005 mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main und 2006 mit dem Corine Ehrenpreis. 2007 erhielt Amos Oz den Stefan-Heym-Preis.
    Informationen des Suhrkamp-Verlags zum Autor
    Amos Oz erhielt den Heine-Preis 2008 der Landeshauptstadt Düsseldorf. Amos Oz vereine "literarische Kreativität, politische Sensibilität und humanistisches Engagement in einer Weise, die an Heinrich Heine erinnert", erklärte die Jury. Gewürdigt werde "nicht nur sein literarisches Werk, sondern auch die mutige Klarheit und Entschlossenheit, mit der er zwischen Israelis und Palästinensern Brücken zu bauen versucht". Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde Amos Oz an Heines Geburtstag, überreicht. Mehr
    "Ich schreibe über Familien": Ein Gespräch mit Amos Oz
    Amos Oz
    Eine Geschichte von Liebe und Finsternis
    Roman.
    Ausgezeichnet mit dem WELT-Literaturpreis 2004.
    Aus d. Hebr. v. Ruth Achlama
    2006 Suhrkamp
    "Dieses Buch handelt auch von der enttäuschten Liebe meiner Eltern und Großeltern zu Europa. Es spürt dem jüdischen Erbe in der europäischen Kultur nach und dem europäischen Erbe in unserer eigenen Kultur. Vor allem aber ist es ein Buch über eine einzelne kleine Familie. Es gibt ein altes Rätsel auf: Wie können zwei gute Menschen eine schreckliche Katastrophe herbeiführen? Wie kann es kommen, dass die Heirat zweier liebenswürdiger Menschen, die einander wollen und einander Gutes wünschen, in einer Tragödie endet?" Amos Oz
    Eine große Familien-Saga, ein Epos vom Leben und Überleben, ein Archiv persönlicher und politischer Ambitionen, ein Buch der Enttäuschungen und der Hoffnung.
    Amos Oz
    Verse auf Leben und Tod
    Roman.
    Dtsch. v. Mirjam Pressler
    2008 Suhrkamp
    Tel Aviv: Ein bekannter Schriftsteller ist zu einer Lesung eingeladen. Was werden seine Leser, was wird sein Publikum ihn fragen? Das Übliche? Warum schreiben Sie? Sind Ihre Bücher autobiographisch? Was wollten Sie uns mit Ihrem letzten Roman sagen? Was wird er antworten? Das Übliche? Oder wird er sich den Erwartungen widersetzen? Amos Oz erzählt in seinem neuen Roman von einem bekannten Schriftsteller in Tel Aviv, von der Liebesnacht danach, von den Menschen, die ihm begegnen, bis die Geschichten, die sie alle haben oder haben könnten, sich entfalten und miteinander verknüpfen, bis das, was sich ereignet, und das, was sich hätte ereignen können, ununterscheidbar werden. Verse auf Leben und Tod ist die unkonventionelle Antwort des großen Erzählers Amos Oz auf die Frage nach dem subversiven Wechselspiel von Leben und Literatur.
    Sari Nusseibeh
    Sari Nusseibeh, geboren 1949, ist seit 1995 Präsident der Al-Quds-Universität, der einzigen arabischen Universität in Jerusalem, an der er auch Philosophie lehrt. Von 2001 bis 2002 war er Statthalter der PLO in Jerusalem und ist seit Jahren auf vielfältige Weise in den Friedensprozess involviert. Er lebt mit seiner Familie in Jerusalem. 2003 wurde er mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte ausgezeichnet.
    Sari Nusseibeh
    Es war einmal ein Land
    Ein Leben in Palästina.
    Mit Anthony David
    2008 Kunstmann
    "Es war einmal ein Land" wie der Anfang eines Märchens klingt der Titel von Sari Nusseibehs Autobiografie, der Chronik eines Lebens in Palästina, einem "zerrissenen, geschändeten Land", die sich wie ein unvollendeter Roman aus dem 19. Jahrhundert liest. Der von Schurken und Opfern handelt, von Patrioten und Betrogenen, Krieg und Frieden, Verrat und Korruption und von einer Liebesgeschichte. Wird es wie im Märchen gut ausgehen? Man weiß es nicht. Aber man versteht nach dieser bewegten und bewegenden Lebensgeschichte Sari Nusseibehs, der heute Rektor der al-Quds-Universität in Jerusalem ist, etwas ganz Einfaches: nämlich dass die Kenntnis des Lebens der "anderen" eine Voraussetzung für die Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts ist. Sari Nusseibeh, Jahrgang 1949, wuchs im arabischen Teil von Jerusalem auf, in einer alteingesessenen, wohlhabenden Familie, die von dem Kalifen Omar im Jahre 638 zu den Wächtern der Grabeskirche gemacht wurde. Ein Amt, das sich bis heute in der Familie befindet. Seine Eltern erzogen ihn im Geist der Ökumene, und er war sich stets bewusst, dass auch die jüdischen Propheten durch die engen Gassen Jerusalems gewandelt waren. Als er in England studierte, eroberte die israelische Armee den Ostteil Jerusalems. Und anders als die Kinder der gebildeten und privilegierten Palästinenser, die in Scharen das Land verließen, entschloss er sich, zurückzukehren und die Zukunft seiner Heimat mitzugestalten.
    Der bekannte palästinensische Philosophieprofessor und Träger des Lew-Kopelew-Preises, Sari Nusseibeh, plädiert im Interview mit Mohanad Hamed und Adham Manasreh für eine pragmatische Lösung des Nahostkonflikts, insbesondere in der Flüchtlingsfrage - und erklärt, warum die Militarisierung der zweiten Intifada den Interessen der Palästinensern schadet.
    Der Philosophieprofessor Sari Nusseibeh erzählt anhand seines eigenen Lebens die Geschichte des palästinensischen Volkes. Dezent und humorvoll erläutert er in "Es war einmal ein Land" Hintergründe für die Entstehung von Gewalt und Sprachlosigkeit im palästinensisch-israelischen Verhältnis.
    Yoram Kaniuk
    Yoram Kaniuk
    60 Jahre Israel
    "Ich habe mich immer um Dialog bemüht", Interview auf ZEIT Online 2008
    Der Schriftsteller Yoram Kaniuk über den Einfluss Deutschlands auf die israelische Gesellschaft und seine Hassliebe zum Land der Täter.
    Yoram Kaniuk, 1930 in Tel Aviv geboren, gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller Israels und erhielt für seine Prosa bereits etliche Auszeichnungen, u. a. den Brenner Prize, den höchsten Literaturpreis Israels. Bei List sind von ihm die Romane "Das Glück im Exil" (1996) und "Verlangen" (2001) sowie im Sachbuch die Gespräche mit Emile Habibi über "Das zweifach verheißene Land" (1997) und "Und das Meer teilte sich. Der Kommandant der Exodus" (1999) erschienen. Yoram Kaniuk starb 2013 in Tel Aviv. Mehr
    Yoram Kaniuk
    1948
    Roman. Übersetzung: Achlama, Ruth .
    2013 Aufbau-Verlag
    Wir waren wie Kinder, geradezu unverschämt jung. Einfaltspinsel waren wir, Partisanen.
    Dies ist die Geschichte eines jungen Mannes, der voller Heldenmut die Schule verlässt und kurz darauf dem Tod in die Arme läuft. Der im Mut die Sinnlosigkeit erkennen muss, die historische Schuld bei allem Recht, die Naivität im Heroismus.
    Fünf Jahrzehnte konnte der große israelische Schriftsteller Yoram Kaniuk nicht über seine Erlebnisse im Unabhängigkeitskrieg von 1948 schreiben. Jetzt erzählt er in unwiderstehlich schönen Bildern und schockierenden Momentaufnahmen von dem Kampf, der zur Entstehung des Staates Israel führte.
    Yoram Kaniuk
    Die Vermisste
    Roman.
    Aus d. Hebr. v. Beate E. von Schwarze
    2007 Claassen Verlag
    Eine junge Frau inszeniert ihren eigenen Tod und führt ganz Israel an der Nase herum. Von irgendwoher aus der Wüste hören wir ihre Stimme. Sie erzählt von ihrer Suche nach Liebe und Identität in einem Land, in dem Leben und Tod sich besser kennen als die Menschen untereinander.
    Yoram Kaniuk
    Adam Hundesohn
    Roman.
    Aus d. Hebr. v. Ruth Achlama
    2006 List TB.
    Eine ultramoderne Heilanstalt wird von einer reichen Amerikanerin mitten in die israelische Wüste gebaut. König der Irren ist der ehemalige Zirkusclown Adam Hundesohn. Fast alle Insassen sind Überlebende des Holocaust, die sich und uns ihre aberwitzigen Geschichten erzählen. Kaniuk ist mit diesem Roman etwas gelungen, was nur ganz großen Clowns gelingt: er bringt die Menschen dazu, dass sie noch unter Tränen lachen.
    In Tel Aviv verschwindet eine junge Frau, ihre Spuren führen in die Wüste. Sie hat das Szenario selbst arrangiert und lässt die Polizei glauben, sie sei ermordet worden. Damit erreicht sie genau das, was sie will: Sie wird zur Medienheldin und versetzt ganz Israel in Aufruhr. Praktisch jeder beschäftigt sich mit der Vermissten, Astrologen werden nach dem Aufenthaltsort der Leiche befragt. Und einen Mörder will man haben, möglichst einen Beduinen, denn die sind ja "Araber". Während in Tel Aviv eine groteske und aberwitzige Spekulation die andere jagt, erzählt die junge Frau in der Wüste von ihrer Suche nach Liebe und Identität, von den Gründen für die Verzweiflungstat und der spektakulären Inszenierung ihrer eigenen Beerdigung als "Terroropfer".
    Yoram Kaniuk
    Das Glück im Exil
    Roman.
    1996 List
    Die Eltern des Autors lernen sich in Palästina kennen: Sarah, seine Mutter, ist mit ihrer Familie aus Odessa eingewandert, der Vater Mosche ist in Tarnopol geboren und hat sich vor der Auswanderung ins 'Gelobte Land' in Berlin als Kaffeehausgeiger durchgeschlagen. Weder Sarah noch Mosche können im späteren Staat Israel heimisch werden, doch während das Gefühl der Unbehaustheit, des Emigrantentums bei Sarah emotionale Kälte bewirkt, entwickelt Mosche eine geradezu schwärmerische Nostalgie für die deutsche Sprache und Kultur.
    David Grossman
    David Grossman, 1954 in Jerusalem geboren, ein dezidierter Verfechter einer friedlichen Lösung des Nahostkonflikts, gehört wegen seiner differenzierten politischen Haltung und ungewöhnlichen Erzählphantasie zu den herausragenden Schriftstellern der jüngeren Generation. Mehr
    David Grossman
    Eine Frau flieht vor einer Nachricht
    Roman. Ausgezeichnet mit dem Prix Médicis, Kategorie Ausländische Literatur 2011. Übersetzung: Anne Birkenhauer
    2011 FISCHER Taschenbuch
    Eine Mutter fürchtet sich vor der Nachricht, dass einer ihrer beiden Söhne im Krieg gefallen ist. Sie erzählt dagegen an, erzählt von ihrer Liebe zu zwei Männern, sie kocht süße Auberginen und persischen Reis mit Rosinen und Pinienkernen, alles gegen die Angst. Schreiben und Leben von David Grossman kreuzen sich auf schmerzlichste Weise, als Grossmans Sohn Uri in den letzten Tagen des Libanon-Krieges ums Leben.
    Und als Hörbuch:
    David Grossman
    Eine Frau flieht vor einer Nachricht
    3 Audio-CDs
    2012 Hörbuch Hamburg
    Der Autor und Friedensaktivist David Grossman spiegelt die großen Fragen in den kleinen Erlebnissen des Alltags. Er zeigt, wie in Israel das Schicksal der Menschen unauflöslich mit Politik verbunden ist, wie das Politische die Familie erodiert.
    Ein Hörspiel von Norbert Schaeffer mit Martina Gedeck, Kathrin Angerer, Michael Evers, Tobias Diakow, Christian Redl, Anton Pleva, Stefan Haschke, Ben Marten Lange und anderen.
    David Grossman
    Die Kraft zur Korrektur
    Über Politik und Literatur.
    Aus d. Hebr. v. Vera Loos u. Naomi Nir-Bleimling
    2008 Hanser
    Dieser Band versammelt Grossmans wichtigste Stellungnahmen zur Politik und Literatur aus den letzten Jahren, mit denen er jedes Mal großes Aufsehen erregte. In einer Rede zum Todestag von Rabin appelliert er an den israelischen Ministerpräsidenten, trotz der extremistischen Hamas auf das palästinensische Volk zuzugehen und endlich Frieden zu schließen. Er wendet sich gegen die Erstarrung, fordert die Kraft zur Korrektur - nicht nur von den Politikern, sondern auch von den Schriftstellern. Denn die Literatur ist das Gegenmittel zur Verflachung der Sprache und der Gedanken. Welche Kraft und welche Chance in der Literatur liegen können, hat er zuletzt in seiner bewegenden Eröffnungsrede zum Berliner Literaturfestival 2007 dargelegt.
    Idith Zertal
    Professor Idith Zertal ist eine der führenden israelischen Historiker. Ihre Bücher und Artikel zur jüdischen und israelischen Geschichte werden weltweit publiziert. Mehr
    Idith Zertal / Akiva Eldar
    Die Herren des Landes.
    Israel und die Siedlerbewegung seit 1967
    Aus dem Englischen von Markus Lemke
    Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007
    570 Seiten, 28,00 Euro
    Die Autoren schildern die komplexe Beziehung zwischen dem Staat Israel und den jüdischen Siedlern. Sie eröffnen erstmals einen spannenden Blick ins Innere dieser Bewegung, aber auch in die israelische Gesellschaft selbst und zeigen, wie Regierung und Siedler sich über vierzig Jahre gegenseitig instrumentalisierten. Was mit ein paar Häusern in den Bergen Judäas begann, ist heute ein riesiges Netz von Siedlungen. Diese stellen nicht nur eine ständige Provokation für die palästinensische Bevölkerung dar, sie sind eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten.
    Chronologie des Unrechts, Rezension im Deutschlandradio Kultur
    Assaf Gavron
    Assaf Gavron (* 21. Dezember 1968) ist ein israelischer Musiker und Autor.
    Er hat mehrere Romane und einen Band mit Erzählungen veröffentlicht und ist in Israel Bestsellerautor. Assaf Gavron hat u.a. Jonathan Safran Foer und J.D. Salinger ins Hebräische übersetzt, ist Sänger und Songwriter der israelischen Kultband "The Mouth and Foot" und hat das Computerspiel "Peacemaker" mitentwickelt, das den Nahost-Konflikt simuliert. Weiterlesen
    Assaf Gavron
    Auf fremdem Land
    Roman.
    Übersetzung: Linner, Barbara
    2013 Luchterhand Literaturverlag
    Ist das denn zu viel verlangt? Etaniel Asis will doch nur einen Ort, wo er in Ruhe Kirschtomaten für seine Frau ziehen und eine Ziege halten kann. Doch kaum hat er seinen Wohnwagen neben einem kleinen freien Feld mitten im Westjordanland aufgestellt, kommen andere Siedler aus seinem Dorf dazu, es entstehen ein Kindergarten und eine Synagoge, und aus Amerika fließen Spendengelder obwohl das alles nicht genehmigt ist
    Irgendwo hinter Jerusalem, am Fuße eines Hügels, halb im Naturschutzgebiet, teils auf dem Grund des benachbarten arabischen Dorfes, teils in der militärischen Sicherheitszone, nahe der offiziellen Ansiedlung Ma aleh Chermesch wächst eine kleine Ansammlung von Wohnwägen zu einer illegalen Siedlung heran. Der Gründer Etaniel Asis, der nur Rukola und Tomaten für den Lieblingssalat seiner Frau anbauen und eine Ziege für die Kinder halten wollte, findet so großen Gefallen an dem urwüchsigen Stück Land, dass er seinen Brotberuf als Buchhalter aufgibt. Eine Straße wird gebaut, ein Generator wird gestellt, ein Wasserturm errichtet. Als die Behörden von der Siedlung erfahren, stellt sich heraus, dass keine Genehmigung für das Abstellen der Wohnwagen vorliegt, aber auch keine, sie zu entfernen Ständig ist Ma aleh Chermesch 3 seitdem von Räumung bedroht, und doch überdauert die Siedlung Jahr um Jahr, zieht Familien wie Singles an, Bauern und Lehrer, einen palästinensischen Hund sowie zwei Brüder, die aus Amerika zurückgekehrt sind und sich als alte Landpioniere verstehen, weil beide im Kibbuz großgeworden sind. Als ein amerikanischer Journalist über die Siedlung berichtet, kommt es zu einer internationalen Krise, der Verteidigungsminister Israels muss sich den USA gegenüber rechtfertigen und was machen bitte die Japaner im palästinensischen Nachbardorf? Der erfolgreiche israelische Schriftsteller Assaf Gavron erzählt in seinem neuen Roman von der absurden Realität des Lebens in den besetzten Gebieten im Westjordanland und wie es dazu kommen konnte, und er erzählt davon mit einer satirischen Schärfe und einer leidenschaftlichen Ernsthaftigkeit, die ihresgleichen suchen.