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Von wegen Fantasiezeichnung
Der Mönch und die ersten Sonnenflecken

Die Sonne ist so hell, dass man normalerweise nicht gefahrlos versuchen kann, Einzelheiten auf ihrer Oberfläche zu erkennen. Allenfalls in Horizontnähe schwächen Dunstschichten die Strahlenfülle gelegentlich genug, um mehr als nur einen flüchtigen Blick zu ermöglichen.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Die lange Zeit als Fantasiezeichnung angesehene Darstellung der Sonne des englischen Mönches Johannes von Worcester
    Die lange Zeit als Fantasiezeichnung angesehene Darstellung der Sonne des englischen Mönches Johannes von Worcester (UCLA)
    So wurde die systematische Erforschung der Sonnenoberfläche erst durch die Erfindung des Teleskops zu Beginn des 17. Jahrhunderts möglich. Damit konnte man ein Bild der Sonne auf weißes Papier projizieren und inspizieren, ohne dass die Augen durch die Intensität und Hitze der gebündelten Sonnenstrahlen gefährdet wurden.
    Trotzdem sind mit der eingangs beschriebenen Methode schon in der Antike gelegentlich Flecken auf der Sonne beobachtet worden. Zumindest in Europa blieben solche Berichte allerdings umstritten, weil das beherrschende Weltbild von Plato und Aristoteles die himmlischen Körper als makellos und unveränderlich ansah.
    Unsere Sonne erreicht jetzt den höchsten Stand des Jahres
    Auf der Sonne sind immer wieder Flecken zu beobachten (SDO / NASA)
    Dies galt auch noch heute vor 890 Jahren. Damals zeichnete der englische Mönch Johannes von Worcester die Sonne mit zwei Flecken. Diese Darstellung galt lange als Fantasiezeichnung. Erst als britische Astronomen vor fast zwanzig Jahren auf alte koreanische Berichte über eine auffällige Polarlichterscheinung fünf Tage nach der Beobachtung des englischen Mönches stießen, änderte sich diese Ansicht.
    Richard Stephenson von der University of Durham und David Willis von der University of Warwick sind seither überzeugt davon, dass Johannes von Worcester wirklich Sonnenflecken gezeichnet hat.