Die Stimmung ist aufgeheizt rund um die Hauptversammlung von Vonovia in Bochum. Mieter protestieren nicht nur vor der Halle - sondern auch drinnen, als kritsche Aktionäre. Sie beklagen unter anderem, dass Vonovia einigen Mietern Rechnungen über Betriebskosten-Nachzahlungen von bis zu 5.000 Euro geschickt hat. Hinzu kämen immer wieder massive Mieterhöhungen nach Modernisierungen - bis zu 40 Prozent, so die Mieter.
Modernisierung oder Instandhaltung? Die entscheidende Frage
Und immer sei die Frage: Darf überhaupt erhöht werden? Denn während bei Modernisierungen der Vermieter mehr Geld verlangen kann, darf er das bei Reparaturen nicht. Vonovia-Mieterin Pia Runge aus Witten nervt das:
"Die Fenster waren 35 Jahre alt. Es gab keine Ersatzteile mehr dafür. Das haben selbst die Arbeiter gesagt - wir können nichts mehr reparieren. Also, ich sehe, dass das nicht Modernisierung ist, sondern dass das wirklich Instandhaltung gewesen wäre."
Nach diversen Modernisierungen in der Wohnung erhöht sich die Miete von Pia Runge bald um fast 200 Euro. Umstände, die der Deutsche Mieterbund und sein Geschäftsführer Ulrich Ropertz schon lange kritisieren:
"Also, zunächst muss man sagen, dass Vonovia Milliarden-Gewinne in jedem Geschäftsjahr schreibt. Und diese Milliarden-Gewinne kommen dadurch zustande, dass die Mieter relativ hohe Mieten zahlen müssen."
Vonovia übt sich in Selbstkritik...
An diesem Punkt wiederspricht auf der Hauptversammlung in Bochum heute Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch:
"Unsere Mietpreise orientieren sich an den Mietpreisregeln und an den ortsüblichen Vergleichsmieten. Wir erkennen also die Mietspiegel an. Auch bei der Neuvermietung treibt Vonovia die Preise nicht in die Höhe. Wir halten uns an die Mietpreisbremse und wir wissen auch, wie wir sie ausrechnen."
In seiner Rede vor den Aktionären schlägt Buch aber auch bewusst selbstkritische Töne an.
"Wir haben im letzten Jahr vieles richtig gemacht, aber eben auch nicht alles. Zuletzt wurden wir öffentlich sehr massiv für unsere Nebenkosten kritisiert. Eines sage ich in ganz großer Deutlichkeit: Jede falsche oder missverständliche Nebenkosten-Abrechnung ist eine zuviel."
...und geht auf die Mieter zu
Vonovia wolle sich in Zukunft mit den Mietern zusammensetzen und solche Probleme konkret besprechen. Und auch um ältere Mieter wolle man sich kümmern. Im Vorfeld der Hauptversammlung stand der Vorwurf im Raum, Vonovia würde die Senioren gezielt aus attraktiven Wohnungen verdrängen, um sie zu modernisieren und dann teurer zu machen. Jetzt sagt Vonovia aber: Alle Mieter über 70 bekommen ein lebenslanges Bleiberecht. Über die Höhe der Miete sagt das allerdings noch nichts aus.
Mieterin Pia Runge aus Witten kämpft dafür, dass die älteren Mieter in ihrem Haus Mieterhöhungen von Vonovia nicht zahlen müssen - und dass sie ihr ab jetzt bestehendes lebenslanges Bleiberecht so gut wie möglich ausschöpfen können: "Glauben Sie mir, ich pflege die, bis die 100 sind!"