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Vor 1.250 Jahren gestorben
Frankenkönig Pippin der Jüngere

Karl der Große ist weltberühmt - weniger Aufmerksamkeit wird dagegen seinem Vater zuteil: Pippin der Jüngere (714 - 768) machte sich durch einen Staatsstreich vom De-facto-Herrscher im Namen der Merowinger zum Begründer der karolingischen Herrscherdynastie.

Von Winfried Dolderer |
    Pippin (Pépin) III. der Jüngere (der Kleine); König der Franken (752–68); Jupille 714 – Saint-Denis 24.9.768. Porträt. Stahlstich, 1845, von Delannoy nach Gemälde, um 1837, von Louis Félix Amiel (1802–1864). Aus: Ch. Gavard, Galeries Historiques de Versailles. Spätere Kolorierung. |
    Aus einer Familie von Hofbeamten: Pippin III. nach einem Stahlstich von Louis Félix Amiel (akg-images)
    In der Abtei Saint Denis nördlich von Paris versammelte sich im Sommer des Jahres 754 eine illustre Gemeinde, um einer Zeremonie beizuwohnen, wie sie das Frankenreich nie gesehen hatte. Kein Geringerer als der Stellvertreter Christi spendete Pippin, dem König der Franken, die Weihe, die sein Herrschertum bekräftigen sollte. Papst Stephan II. salbte Pippin sowie dessen Söhne Karl und Karlmann mit heiligem Öl und wandte sich dann an die Anwesenden:
    "Niemals sollt ihr einen König wählen, der nicht dem Geschlecht Pippins entstammt. Das Szepter bleibe in der Familie, die die göttliche Barmherzigkeit der Erhöhung für würdig befunden hat."
    Pippin der Jüngere, Gründer der karolingischen Dynastie, steht in heutiger Wahrnehmung im Schatten seines berühmten Sohnes, Kaiser Karls des Großen - nach Ansicht des Bonner Historikers Matthias Becher zu Unrecht:
    "Zunächst einmal ist er derjenige, der die Königswürde erworben hat und damit die Voraussetzungen für den weiteren Aufstieg unter Karl dem Großen geschaffen hat. Weiter hat er auch für eine territoriale Arrondierung des Reiches gesorgt. Er hat das südliche Frankreich erobert und damit ein Gebiet, das seit mehreren Generationen nach stärkerer Autonomie strebte, wieder unter die Zentralgewalt gebracht. Und vor allem hat er auch ein Bündnis mit dem Papst geschlossen im Zusammenhang mit seiner Königserhebung, das die weitere Geschichte Europas zentral bestimmen sollte."
    Vom Strippenzieher zum ersten Karolingerkönig
    Pippins Machtbereich erstreckte sich von den Pyrenäen bis nach Thüringen und Bayern. Er umfasste Frankreich, die Benelux-Länder und den Südwesten Deutschlands. In diesem Gebiet hatten Angehörige seiner Familie schon seit Generationen Macht ausgeübt, ohne indes den Königstitel zu besitzen. Sie waren oberste Hofbeamte, so genannte Hausmeier, neben denen freilich die Könige aus dem Hause der Merowinger nur noch ein politisches Schattendasein fristeten. Matthias Becher:
    "Die merowingische Dynastie beginnt seit der Mitte des siebten Jahrhunderts an Bedeutung zu verlieren. Das hängt vor allem damit zusammen, dass immer wieder sehr junge Thronfolger die Regierung angetreten haben und die Regierungsgewalt selbst nicht inhaltlich füllen konnten. Die merowingischen Könige legitimierten die Stellung der Hausmeier, so dass vielleicht auch lange Zeit gar keine Notwendigkeit bestanden hat, an diesem funktionierenden System etwas zu ändern."
    1BE-32-E1-2 (2141118)

Pippin III. in der Arena / Farbdruck

Pippin (Pépin) III. der Jüngere (der
Kleine); König der Franken (752-68); Ju-
pille 714 - Saint-Denis 24.9.768.
- 'PÉPIN LE BREF (752-768) PERE DE LA DYNASTIE
CAROLINGIENNE', Ausschnitt: 'COMBAT DE PÉPIN LE BREF CONTRE
UN LION' (Pippin besiegt in der Arena einen Löwen mit
Schwert). -
Farbdruck nach Zeichnung von Charles Darrigan.
Aus: Gustave Gautherot, Histoire de France, Tome I,
Paris (Maison de la Bonne Presse), 1934. |
    Klein, aber oho - Pippin "der Kurze" in Heldenpose (akg-images)
    Erst Pippin wagte im Jahr 751 den Staatsstreich. Die Chronik berichtet, eine Versammlung der Franken habe beschlossen, den Papst dafür um Genehmigung zu bitten. Wer sollte König sein – derjenige, der nur den Titel, oder derjenige, der die Macht besaß? So lautete die Frage, mit der Abt Fulrad von Saint Denis und Bischof Burkhard von Würzburg nach Rom reisten. Als die Antwort vorlag, teilte eine Adelsdelegation dem letzten Merowinger Childerich III. die Absetzung mit und eskortierte ihn ins Kloster. Matthias Becher:
    "Die Quellenlage für den Dynastiewechsel ist vergleichsweise dünn. Wir wissen recht wenig darüber. Was wir aber wissen, ist, dass Pippin schon vorher in engem Kontakt mit dem Papst gestanden hatte und dass Pippin durchaus eine Persönlichkeit gewesen ist, die es verstanden hat, seine Adligen und seine Bischöfe zu lenken."
    Bündnis mit dem Papst
    Für die Päpste war das Bündnis mit dem neuen Frankenkönig Gold wert. Sie hatten sich in Italien mit einer unangenehmen Nachbarschaft herumzuschlagen, dem Reich der Langobarden, die immer wieder päpstliche Gebiete an sich rissen. Pippin unternahm zwei Feldzüge, um sie zum Einlenken zu bewegen. Zuvor bereits hatte er dem Heiligen Stuhl umfangreichen Landbesitz zugesprochen – ganz Mittelitalien, Teile Nord- und Süditaliens sowie Korsika. Die Gesamtheit dieser Gebiete haben die Päpste zwar nie besessen. Dennoch bildete die so genannte Pippinische Schenkung die Grundlage des Kirchenstaates, wie er noch bis 1860 bestand.
    9IT-755-0-0-A2 (916294)

Pippin d.J. u.Papst Stephan III. /Litho.

Langobardenreich in Oberitalien 568-
774 / Feldzug des Frankenkönigs Pippin
d.J. gegen den Langobardenkönig Aistulf
755/756. / - 'Le Pape Étienne II
implore le secours de Pépin le Bref
(..)' (Papst Stephan II. bittet Pippin
um Hilfe gegen die Lombarden). - /
Farblithographie, um 1890. Sammelbild-
chen 'Chocolaterie d'Aiguebelle'. |
    Farblithographie um 1890: Papst Stephan II. bittet Pippin den Jüngeren um Hilfe gegen die Langobarden (akg)
    Im eigenen Reich förderte Pippin die Ausbreitung des Christentums unter den rechtsrheinischen Germanen, reformierte Kirche und Verwaltung. Matthias Becher:
    "Auch er strebt schon nach einer Besserung der Bildung, insbesondere des Klerus, und danach, die Reichsverwaltung zu vereinheitlichen. Auch das Münzwesen lag ihm am Herzen. Insofern sind viele Bestrebungen, die unter Karl dem Großen dann voll durchschlagen, unter Pippin schon angelegt."
    Am 24. September 768 starb Pippin der Jüngere in jener Abtei Saint Denis, in der er vom Papst einst zum König der Franken geweiht worden war.