Schlag 15 Uhr, lange vor Corona, wird es plötzlich voll. Dutzende Touristen strömen in das bekannteste Kellergewölbe Siziliens – viele aus Neugier, manche aus geschichtlichem Interesse.
Sie alle wollen die Kapuzinergruft in Palermo sehen. Dario Piombino-Mascali stöhnt beim Anblick der vielen Menschen. Seit über zehn Jahren ist der Anthropologe Kurator der mehr als 1.800 Mumien. Zu seinen Aufgaben gehört es, die mumifizierten Körper, die teils in Zweierreihen von den Wänden hängen oder in Särgen liegen, zu erforschen – und zu erhalten.
"Das hier ist alles nicht ideal: die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch und es gibt Temperaturschwankungen. Es gibt noch viel zu tun, um hier einigermaßen gute Bedingungen für die Mumien zu schaffen."
Sie alle wollen die Kapuzinergruft in Palermo sehen. Dario Piombino-Mascali stöhnt beim Anblick der vielen Menschen. Seit über zehn Jahren ist der Anthropologe Kurator der mehr als 1.800 Mumien. Zu seinen Aufgaben gehört es, die mumifizierten Körper, die teils in Zweierreihen von den Wänden hängen oder in Särgen liegen, zu erforschen – und zu erhalten.
"Das hier ist alles nicht ideal: die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch und es gibt Temperaturschwankungen. Es gibt noch viel zu tun, um hier einigermaßen gute Bedingungen für die Mumien zu schaffen."
Für totes Mädchen wurde Ausnahme gemacht
Die Kapuzinergruft wurde 1534 gebaut. Hier wurden bis vor gut 100 Jahren regelmäßig Tote bestattet, anfangs nur Geistliche, später auch die Toten der Ober- und Mittelschicht. In einem der hinteren Gänge liegt ein totes Mädchen in einem Sarg mit gläsernem Deckel. "Und hier liegt Rosalia: Die berühmteste Mumie der Katakomben."
Rosalia Lombardo starb am 6. Dezember 1920, nur wenige Tage vor ihrem zweiten Geburtstag an der Spanischen Grippe. Ihr Vater, General Mario Lombardo, konnte den berühmten Chemiker Alfredo Salafia verpflichten, den kleinen Körper zu konservieren. Lombardo überzeugte die Kapuzinermönche, eine Ausnahme zu machen und seine verstorbene Tochter in die schon lange für Neuzugänge geschlossenen Katakomben aufzunehmen.
Rosalia Lombardo starb am 6. Dezember 1920, nur wenige Tage vor ihrem zweiten Geburtstag an der Spanischen Grippe. Ihr Vater, General Mario Lombardo, konnte den berühmten Chemiker Alfredo Salafia verpflichten, den kleinen Körper zu konservieren. Lombardo überzeugte die Kapuzinermönche, eine Ausnahme zu machen und seine verstorbene Tochter in die schon lange für Neuzugänge geschlossenen Katakomben aufzunehmen.
Das tote Mädchen gilt seither als die schönste Mumie der Welt. Lange Zeit lang war nicht bekannt, wie Rosalias sterblichen Überreste damals konserviert wurden. Diese Rätsel konnte Dario Piombino-Mascali erst 2009 lösen, fast 90 Jahre nach der Einbalsamierung und auch erst 75 Jahre nach Salafias Tod. In den Unterlagen des Chemikers, die eine entfernte Verwandte aufbewahrt hatte, befand sich das Rezept für die geheimnisvolle Formel.
"Es war eine Mischung aus Formalin, Glyzerin, Zinksulfat, Alkohol und Salicylsäure. Jede dieser Chemikalien spielt eine besondere Rolle bei der Konservierung, was die Desinfektion und den Erhalt angeht. Das Glyzerin etwa sorgt dafür, dass der Körper nicht zu sehr austrocknet."
"Es war eine Mischung aus Formalin, Glyzerin, Zinksulfat, Alkohol und Salicylsäure. Jede dieser Chemikalien spielt eine besondere Rolle bei der Konservierung, was die Desinfektion und den Erhalt angeht. Das Glyzerin etwa sorgt dafür, dass der Körper nicht zu sehr austrocknet."
Eine der wichtigsten Mumien des 20. Jahrhunderts
Salafia sei einer der ersten gewesen, der bei der Einbalsamierung auf den ästhetischen Aspekt geachtet hat. Durch in Äther aufgelöstes Paraffin konnte das Gesicht so natürlich wie möglich konserviert werden. Untersuchungen mit Bildgebenden Verfahren zeigten auch, dass das Zinksulfat alle inneren Organe erhalten hat. Seine Forschungen hinsichtlich der Rezeptur sind mittlerweile abgeschlossen, so Dario Piombino-Mascali.
Rosalia gilt als eine der wichtigsten Mumien des 20. Jahrhunderts und sie beschäftigt den Anthropologen weiter, denn die Erhaltung des kleinen Körpers hatte stark gelitten, vor allem durch das Blitzlicht der Besucherinnen, obwohl Fotografieren hier unten verboten ist. Seit 2012 liegt das Kind nun in einem speziellen Glassarg, der es von äußeren Einflüssen schützt. Daher sieht das knapp zwei Jahre alte Mädchen heute, auch 100 Jahre nach seinem Tod, weiter so aus, also ob es zu schlafen scheint.
Rosalia gilt als eine der wichtigsten Mumien des 20. Jahrhunderts und sie beschäftigt den Anthropologen weiter, denn die Erhaltung des kleinen Körpers hatte stark gelitten, vor allem durch das Blitzlicht der Besucherinnen, obwohl Fotografieren hier unten verboten ist. Seit 2012 liegt das Kind nun in einem speziellen Glassarg, der es von äußeren Einflüssen schützt. Daher sieht das knapp zwei Jahre alte Mädchen heute, auch 100 Jahre nach seinem Tod, weiter so aus, also ob es zu schlafen scheint.