"Stopp! Stopp! Stopp! Oh ja! Unglaublich."
Ein Nashorn mit einem Jungtier - gerade einmal 50 Meter von der Straße entfernt. Auf einer Fahrt durch den Kruger-Nationalpark kann der Besucher Elefanten, Giraffen, Zebras, Büffel, Gnus, Antilopen, Flusspferde, Löwen, Leoparden und Nashörner in freier Natur erleben.
David Bunn leitet eine Forschungsstation am Rande des Kruger-Nationalparks. Sie gehört zur University of the Witwatersrand in Johannesburg. Regelmäßig ist er mit Wissenschaftlern im Nationalpark unterwegs.
"Der Kruger-Nationalpark ist der beste Ort, um Nashörner in freier Wildbahn zu sehen. Die Zahl an Breitmaulnashörnern ist größer als sonst wo in der Welt. Gleichzeitig erleben wir eine Explosion der internationalen Wilderei von Nashörnern."
Jährlich Hunderte Nashörner von Wilderern erlegt
Insgesamt 147 Säugetierarten, 120 Reptilienarten und 500 Arten von Vögeln leben hier. Allein 15 verschiedene Adler-Arten haben hier ihr Revier.
Die Populationen der meisten Tierarten im Nationalpark wachsen von Jahr zu Jahr. Elefanten gibt es bereits so viele, dass immer wieder gefordert wird, einige abzuschießen, um die Wälder zu schonen, die von den Dickhäutern zertrampelt werden. 7.500 Elefanten kann der Nationalpark Lebensraum bieten. Inzwischen sind es fast doppelt so viele. Von Wilderern werden sie nur selten erlegt. Denn Nashörner sind leichter zu töten, weil sie nicht in Gruppen leben. Auch ist ihr Nasenhorn für die Wilderer viel wertvoller als das Elfenbein der Elefanten, erläutert David Bunn.
"Wir verlieren viele hundert dieser charismatischen Tiere jedes Jahr, obwohl der Park beträchtliche internationale Spenden erhält für zusätzliche Ranger, Ausbildung und Überwachungsmaßnahmen. Sogar Drohnen kommen zum Einsatz, Ballone mit Infrarotkameras und Ähnliches."
Gründer war begeisterter Jäger
Gegründet wurde der Nationalpark von Paul Kruger. 1882 wurde er Präsident der Burenrepublik Transvaal im Norden Südafrikas. Als begeisterter Jäger wollte Kruger unbedingt die großen Wildtierarten für die Jagd bewahren. Und am 26. März 1898 stimmte das Parlament von Transvaal seinem Anliegen zu. Das Schutzgebiet erhielt zunächst den Namen Sabie-Wildreservat und wurde später unter dem Namen Kruger-Nationalpark mehrfach vergrößert.
David Mabunda liebt es, durch die Wildnis zu streifen und die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. 1997, nach dem Ende der Apartheid, wurde er der erste schwarze Chef im Kruger Nationalpark.
"Mein Vater ist noch im Park geboren worden. Ganze Dorfgemeinschaften wurden damals zwangsweise umgesiedelt."
Schwarzer Chef - dennoch anhaltende Rassendiskriminierung
Die leidvolle Geschichte der südafrikanischen Rassentrennung spielt bis heute eine Rolle im Kruger-Nationalpark, beklagt David Mabunda.
"Die Schwarzen machen immer noch die Drecksarbeit. Sie stehen unten auf der Leiter. Ausschließlich weiße Männer besetzen als Manager die Führungspositionen im Park."
Die soziale Diskriminierung ist für den Wissenschaftler David Bunn eine Ursache für Wilderei. Die heimische schwarze Bevölkerung am Rande des Parks fühle sich ausgegrenzt und profitiere kaum vom Nationalpark, kritisiert er.
"Die Armut ist ein wichtiger Faktor. Sie werden die Wilderei niemals stoppen, indem Sie mit einer Armee jedes einzelne Nashorn verteidigen. Das ist eine gigantische Region. 350 Kilometer lang. Die einzige Lösung ist, die Nachbargemeinden am Nashornschutz zu beteiligen."
Seit Anfang des Jahres 2000 wird der Kruger Nationalpark durch den Zusammenschluss mit Naturreservaten in Mosambik und Simbabwe Schritt für Schritt erweitert. So sollen die Tiere mehr Platz erhalten - und die Nachbarländer können direkt an den Einnahmen des größten Wildschutzgebietes Südafrikas beteiligt werden.