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Vor 125 Jahren
Eröffnung des Kanals von Korinth

Etwa 2.500 Jahre dauerte es, bis das kühne Bauprojekt umgesetzt war: der Kanal von Korinth. Schon die alten Griechen planten eine Durchfahrt zwischen dem Peloponnes und dem griechischen Festland, scheiterten aber. Erst vor 125 Jahren wurde der Kanal fertig.

Von Ulrike Rückert |
    Blick aus der Aufsicht auf ein Schiff im Kanal von Korinth, der das griechische Festland von der Halbinsel Peloponnes trennt.
    6.346 Meter lang und teilweise von steilen Wänden umgeben: An dem Kanal von Korinth wurde zwischen 1881 bis 1893 gebaut (picture alliance / picturedesk)
    Mit Pomp und Gloria gab der König von Griechenland im Mai 1882 das Startsignal für den Bau eines Kanals durch den Isthmus von Korinth, die schmale Landbrücke, die den Peloponnes mit dem Festland verbindet.
    Schon die Hellenen wollten einen Kanal
    "König Georg that mit einer silbernen Schaufel den ersten Spatenstich und füllte eigenhändig einen silbernen Schiebkarren. Es folgte die Besichtigung der Arbeiten, wobei die Königin eine Dynamitmine entzündete, durch welche ein mächtiger Felsvorsprung abgesprengt wurde", hieß es in einem Zeitungsbericht.
    Von der direkten Durchfahrt zwischen Ionischem Meer und Ägais erhoffte man sich einen gewaltigen Aufschwung für die ganze Region.
    "Bisher sind alle Schiffe, die zwischen den Mittelmeerhäfen von Frankreich, Spanien, Italien und Österreich und den Häfen von Griechenland, der Türkei, Kleinasien, dem Schwarzen Meer und der unteren Donau verkehren, gezwungen, Kap Matapan zu umrunden."
    Furcht vor der Rache der Götter
    An den Landspitzen des Peloponnes gerieten sie oft in gefährliche Stürme. Schon die Hellenen der Antike träumten deshalb von einem Kanal. Als Erster soll Periander, Tyrann von Korinth, um 600 vor Christus den Plan gefasst haben. Doch der Felsrücken auf dem Isthmus überforderte die Ingenieurskunst der Griechen. Stattdessen bauten sie eine steingepflasterte Bahn, um Schiffe über den Berg zu ziehen. Spätere Herrscher griffen die Idee auf, wie auch die Römer, nachdem sie das Land erobert hatten. Aber keiner schritt zur Tat - man fürchtete eine tödliche Flutwelle von einem Golf in den anderen und auch den Zorn der Götter. Mit Recht, wie es schien, als Kaiser Nero 67 nach Christus den Bau befahl.
    "Beim ersten Beginnen quoll nämlich Blut aus der Erde hervor, es ließ sich Gestöhn und Gebrüll vernehmen, und viele Gespenster ließen sich sehen."
    So überliefert es der römische Historiker Cassius Dio. Nero ließ sich nicht anfechten. Unter Trompetenklang griff er selbst zum Spaten - und kein Übel geschah. Tausende Zwangsarbeiter wurden nach Korinth kommandiert. Sie hatten sich einige hundert Meter weit vorangewühlt, als Nero gestürzt wurde und sich selbst erdolchte. Der Bau wurde eingestellt.
    "So schwer ist es für den Menschen, gewaltsam zu verändern, was die Götter schufen."
    … kommentierte der Schriftsteller Pausanias. In den Türkenkriegen des 17. Jahrhunderts eroberten die Venezianer den Peloponnes von den Osmanen. Ein Kanal hätte ihnen nicht nur als Schiffspassage genützt, sondern auch wie ein Burggraben gegen die Türken auf dem Festland gedient. Aber der Aufwand war viel zu groß, sie verwarfen die Idee sofort wieder.
    Im 19. Jahrhundert kehrt der Plan zurück
    Als Griechenland 1830 seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erkämpft hatte und die neue Regierung große Modernisierungen plante, war auch der Kanalbau wieder auf dem Tisch. Die Kostenkalkulation erstickte diesen Ehrgeiz im Keim, doch die spektakuläre Eröffnung des Suezkanals erweckte ihn wieder.
    "Georg von Griechenland ist eifersüchtig, er will gleichfalls seinen Kanal haben"
    … spöttelte eine Zeitung. Nach einigem Hin und Her erhielt der ungarische Geschäftsmann Istvan Türr die Konzession. Man riss ihm die Aktien aus der Hand: Der Suezkanal hatte sich als Goldgrube erwiesen, in Panama wurde gebaut, die Finanzwelt war im Kanalfieber. In fünf Jahren sollte der Bau fertig sein; es wurden elf daraus, Türr ging darüber bankrott. Dann war es soweit, am 6. August 1893, oder am 25. Juli nach dem julianischen Kalender, der in Griechenland noch galt. Diesmal klangen die Berichte freundlich.
    Undatierte historische Aufnahme des Kanals von Korinth mit einem Schiff.
    Für den Kanal durchgrub man den sogenannten Isthmus von Korinth an seiner schmalsten Stelle (picture alliance / akg / Collection A.)
    "Nach einem vom Metropoliten celebrirten Gottesdienste hielt König Georg an die versammelten Gäste eine Ansprache, worauf die Königin ein quer über den Canal gespanntes Band durchschnitt. Als erstes Schiff passirte den Canal die königliche Yacht."
    Heute eine Touristenattraktion
    Es folgte eine ganze Flotte unter Salutschüssen und Jubelrufen.
    "Die Fahrt durch den an beiden Ufern mit Flaggen geschmückten Canal vollzog sich ohne jede Schwierigkeit, ebenso die Rückfahrt."
    Das war ein großes Glück, denn von den Wänden, die fast senkrecht an die achtzig Meter hoch aufragen, drohten Felsabbrüche. Für den Verkehr gab man den Kanal erst Monate später frei. Doch die Enge der künstlichen Schlucht schreckte viele Schiffer ab. Die hochfliegenden Hoffnungen auf Profit und Wirtschaftsboom erfüllten sich nie. Heute ist der Kanal von Korinth ein Magnet für Touristenschiffe. Vorsicht vor Felsstürzen ist noch immer geboten.