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Vor 125 Jahren geboren
Ein Mensch, der Eugen Roth hieß

Der Dichter Eugen Roth war der Mann fürs Heitere, das er - wie kein Zweiter - im Ernst des Lebens fand. Heute vor 125 Jahren geboren, meldete er sich freiwillig an die Front und kehrte 1914 als Pazifist zurück. Seine Annahme: Dass aller Humor auf einer Grundtrauer beruht.

Von Michael Langer |
    Aufnahme des Schriftstellers Eugen Roth entstanden um das Jahr
    "Ein Mensch" - das Markenzeichen der Gedichte von Eugen Roth (picture-alliance / akg-images)
    "Ein Mensch erblickt das Licht der Welt -
    Doch oft hat sich herausgestellt
    Nach manchem trüb verbrachten Jahr,
    Daß dies der einzige Lichtblick war."
    Unnachahmlich einzigartig, unverwechselbar und stilbildend, das waren und sind die Gedichte des Eugen Roth, den manch einer, der sich am Populären stieß, zu Unrecht bloß für einen Reimschmied hielt. Dabei ist es nicht zu übersehen, wie tiefgründig und tröstlich Roths Bild vom Menschen ist.
    Eugen Roth: "Ja, ich gehe immer von dem bekannten Satz Gottfried Kellers aus, dass aller Humor auf einer Grundtrauer beruht. Denn sowie man diese Grundeinstellung nicht hat, wird's ja eben leichter Spaß, oder Ironie oder Sarkasmus. Die Grundtrauer, sowohl wie eine wirkliche Liebe zu den Menschen sind die Grundlagen meines dichterischen Schaffens."
    "Ein Mensch sieht ein - und das ist wichtig:
    Nichts ist ganz falsch, und nichts ganz richtig."
    Dazu Eugen Roth: "Vor allem, wie eben der Titel 'Ein Mensch' beweist, bin ich immer auf das Menschliche gegangen, und habe mich immer mit einbezogen. Ich habe mich nie über andere lustig gemacht, sondern dargestellt, wie man in bestimmten Lebenslagen sich stellt."
    "Ein Mensch fällt jäh in eine Grube,
    Die ihm gegraben so ein Bube.
    Wie? denkt der Mensch, das kann nicht sein:
    Wer Gruben gräbt, fällt selbst hinein!
    Das mag vielleicht als Regel gelten
    Ausnahmen aber sind nicht selten."
    Glücklicherweise gab es für Eugen Roth mehr als einen einzigen Lichtblick, obwohl sein Leben mitunter sehr beschattet war. Er wurde am 24. Januar 1895 in München geboren. Als frischgebackener Abiturient meldete er sich freiwillig zum Kriegseinsatz, doch bereits im Oktober 1914 wurde er in der Schlacht von Ypern durch einen Bauchschuss schwer verletzt.
    Pazifist Roth - vom Krieg geprägt
    Er kam zurück als Pazifist und Anti-Militarist, er studierte Germanistik, trat in die Fußstapfen seines Vaters, der ein stadtbekannter Journalist und angesehener Autor war. Eugen Roth wurde Lokalredakteur bei den Münchner Neuesten Nachrichten, der späteren Süddeutschen Zeitung. 1933 entfernten ihn die Nazis, da er als "politisch unzuverlässig" galt, umgehend aus seiner Stellung. Eugen Roth:
    "Ich sage immer im Spaß, nicht wahr, dass an meinem literarischen Ruhm eigentlich unser Führer schuld ist, der mich innerhalb einer Stunde aus den Räumen der Redaktion entfernt hat, und mich sozusagen als Freischwimmer in die damals wirklich schlechte Zeit geschickt hat. Ich war ja nichts als ein entlassener Schriftleiter, und dann kam wie ein Wunder dieses Buch."
    Überwältigender Erfolg mit "Ein Mensch"
    1935 war "Ein Mensch" erschienen, nachdem es zehn Verlage abgelehnt hatten, etwas von ihm zu drucken. Der Erfolg des scheinbar unverfänglich Leichten war überraschend groß und wurde im Lauf der Jahre überwältigend. Ironie der Geschichte: Die Nazis zogen Roth zum Kriegsdienst ein und schickten ihn als Lesereisenden zur Truppenbetreuung an die Front.
    "Kein Mensch will es gewesen sein.
    Die Wahrheit ist in diesem Falle:
    mehr oder minder warn wirs alle!"
    Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb er unverdrossen weiter: auf "Ein Mensch" folgte 1948 "Mensch und Unmensch", danach "Roths Tierleben", "Neues vom Wunderdoktor" und schließlich 1964 "Der letzte Mensch".
    "Ein Mensch schaut in die Zeit zurück
    Und sieht: Sein Unglück war sein Glück."
    Lyriker fürs Heitere
    Was ihn, der 1976 im Alter von 81 Jahren starb, denn doch betrübte, war der Umstand, dass seine ernste Lyrik und seine vielen ergreifenden Erzählungen, die noch zu entdecken sind, kaum Anerkennung fanden. Er war der Mann fürs Heitere, das er - wie kein Zweiter - im Ernst des Lebens fand.
    "Ich kann zwar meine eigenen Gedichte im Allgemeinen nicht auswendig, aber ein Vierzeiler wird mir ja wohl einfallen: 'Ein Mensch nimmt guten Glaubens an, er hab' das Äußerste getan, doch leider Gotts versäumt er nun, auch noch das Innerste zu tun'."