"Ich habe die Hammond-Orgel zum ersten Mal auf einer Schallplatte von Jimmy Smith gehört. Ich war sofort von diesem Sound begeistert und habe mir das Spielen selbst beigebracht. Das Instrument ist nicht einfach zu spielen. Aber ich liebe seine Größe und das Gefühl, es unter meine Kontrolle zu bringen und so klingen zu lassen, wie ich es will."
So schwärmte Jon Lord, der 2012 gestorbene Organist der britischen Rockband Deep Purple. Dass sich dieses außergewöhnliche Instrument in der Musikwelt durchsetzen konnte, ist dem amerikanischen Jazz- und Bluesmusiker Jimmy Smith zu verdanken, der die Hammond-Orgel ab 1951 für sich entdeckte.
Innovationen eines Zwölfjährigen
Der Erfinder und Namensgeber dieser musikalischen Zauberkiste, die sich in allen Musikstilen wohlfühlt, war Laurens Hammond. Am 11. Januar 1895 war er in Evanston, im US-Bundesstaat Illinois zur Welt gekommen. Als Laurens drei Jahre alt war, nahm sich sein Vater, ein Bankdirektor, das Leben. Seine Mutter ging daraufhin mit ihrem Sohn nach Europa, lebte einige Jahre in Deutschland und Frankreich. Dort brachte Laurens, ein technisch versiertes Wunderkind, im Alter von nur zwölf Jahren die Idee für einen innovativen Automobilantrieb zu Papier.
"Und bei Renault reichte er dann das Patent ein für ein Automatikgetriebe. Das wurde leider noch nicht umgesetzt, weil es technisch nicht möglich war. Aber das, was wir heute fahren in den Autos, beruht auf der Erfindung von Laurens Hammond", sagt Axel Schulz. Er betreibt in Greifswald ein Hammond-Orgel-Museum, wo er nicht nur einige dieser Instrumente ausstellt, sondern auch an ihren Erfinder erinnert.
Hammond erhielt, zurückgekehrt in die USA, nach seinem Maschinenbaustudium sofort einen lukrativen Job bei einem Motorenhersteller in Detroit. Doch schon ein knappes Jahr später machte er sich als Erfinder selbstständig, entwickelte eine lautlose Feder-Uhr, ging mit elektrisch betriebenen Synchron-Uhren in Großproduktion, machte mit seinem "Teleview"-System das 3D-Kino möglich und erfand den "Electric Bridge Table".
"Also ein Spielkartentisch, … und innendrin jede Menge Mechanik. Da tut man auf eine Seite einen Stapel mit den Karten rein. Völlig ungemischt. Und dann tut sich in dem Tisch das Wunder, dass der Tisch nach einem Zufallsprinzip an alle vier Spieler die Karten mischt und zu gleichen Anzahlen verteilt", erklärt Schulz.
Seine Orgel wurde weltberühmt
Eine der Erfindungen sollte schließlich alle bisherigen in den Schatten stellen. 1933 kaufte sich Laurens Hammond ein altes Klavier und versuchte aus einer Kombination von Fein-Mechanik und elektronischen Bauteilen ein völlig neuartiges Tasteninstrument zu entwickeln, das für den Einsatz in Kirchengemeinden gedacht war, die sich keine große Orgel leisten konnten. Da Hammond selbst kein Musiker war, fungierte der Organist aus seiner Kirchengemeinde als Berater. Das Resultat: Ein Wunderwerk der Technik, das seinen Zauber bis heute nicht verloren hat.
"Im Unterschied zu Kirchenorgeln hat die Hammondorgel ein Pedal zum ‚Ausdruck-Verleihen‘, Lautstärkepedal würde man profan sagen. … Und das Zweite ist dieses System mit den Zugriegeln. Das heißt, ich kann verschiedene Registrierungen der Orgel mit Zugriegeln anwählen und auch deren Lautstärke. Dadurch komme ich … auf Möglichkeiten, den Klang einzustellen, von 253 Millionen. Das kann bis heute immer noch kein Keyboard der Welt, kein digitales und sonst eines. Und das macht es, glaube ich, sehr einzigartig", sagt Schulz.
Im Zweiten Weltkrieg stellte Hammond seinen Erfindergeist in den Dienst der amerikanischen Rüstungsindustrie und entwickelte den Vorgänger der modernen Marschflugkörper. 1960 zog sich Laurens Hammond aus der Führung seines Unternehmens zurück. Seine Hammond-Orgel hatte er bis dahin immer weiterentwickelt. 1973 starb der vielseitige Ingenieur im Alter von 78 Jahren.
Das japanische Unternehmen, das den Markennamen Hammond übernommen hat, setzt bei der Herstellung heute auf Digitaltechnik. Eingefleischte Hammond-Orgel-Fans, wie die deutsche Jazz-Musikerin Barbara Dennerlein, scheinen jedoch den Klang der älteren Modelle zu bevorzugen.
Anmerkung der Redaktion: Irrtümlich war dieser Beitrag mit dem Bild einer elektrischen Orgel illustriert, die nicht von Hammond stammt.