"Für mich ist es der typische Kunsttempel. Mit den Säulen vor der Tür, mit der großen Treppe, die nach oben führt in die hohen Gefilde der Kunst. Also es hat wirklich etwas Erhebendes, tatsächlich auch im körperlichen Sinn." So beurteilt Lisa Zeitz, Chefredakteurin der Fachmagazine "Weltkunst" und "Kunst und Auktionen" das Metropolitan Museum of Art.
Kulturelles Erbe der Menscheit
Das im neoklassizistischen Stil erbaute Gebäude am Rande des Central Parks beherbergt 5.000 Jahre Kunstgeschichte aus allen Teilen der Welt. Das "Met", wie die New Yorker es nennen, ist ein enzyklopädisches Museum, das das kulturelle Erbe der Menschheit von der Urgeschichte bis in die Gegenwart erfasst. Durch die opulente "Great Hall" am Eingang strömen jedes Jahr an die sieben Millionen Besucher und verteilen sich in den weit verzweigten Galerien mit Gemälden, Glas, Musikinstrumenten oder gar einer ägyptischen Tempelanlage.
Das Met ist ein Ort, in dem man sich verlieren kann – so erlebt es jedenfalls der 13-jährige Theo in Donna Tarts Roman "Der Distelfink":
"Ein Palast, dessen Räume sich endlos aneinanderreihten und immer verlassener aussahen, je weiter man vordrang. Ich wanderte immer weiter in das Labyrinth der Galerien, bis ich manchmal in vergessene Säle mit Rüstungen und Porzellan geriet, die ich nie zuvor gesehen hatte."
Seit der Gründung am 13. April 1870 ist das Metropolitan Museum of Art zum größten Kunstmuseum der USA angewachsen. 1866, kurz nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs, hatte sich eine Gruppe liberal eingestellter Gesellschaftsreformer der Idee verschrieben, ein Museum aufzubauen, das der amerikanischen Bevölkerung den Zugang zur Kunst ermöglichen sollte. Sie glaubten an ihre inspirierende Kraft – und schielten neidvoll auf die florierende Museumslandschaft in Europa. William Luers, ehemaliger Präsident des Metropolitan Museum:
"Viele der Männer, die Europa von vielen Reisen her kannten, kamen zu der Erkenntnis, dass eines der Dinge, die in Amerika fehlen, ein Verständnis für die Kunst ist. Die Gründer von 1870 dachten vor allem daran, ihre Landsleute weiterzubilden, ihnen Design, schöne Formen, Ästhetik näherzubringen."
Noch gab es allerdings weder ein Gebäude noch Ausstellungsstücke für das Museum. Also baten die Initiatoren Geschäftsleute, Bankiers und Künstler um Spenden für ihr Projekt. Am 20. Februar 1872, zwei Jahre nach der Gründung, wurde das Museum in seinem ersten Quartier, einer ehemaligen Tanzschule, eröffnet. Zum Bestand gehörten mittlerweile drei europäische Privatsammlungen mit Werken von Frans Hals, Poussin oder Tiepolo und Gipsabgüsse von Skulpturen der Antike oder Renaissance.
90 Prozent der Sammlung stammen aus Privatbesitz
1879 ernannten die Verwalter des Met den Offizier und Antikensammler Luigi Palma di Cesnola zum ersten Direktor. Er hatte zuvor mehrere Tausend Fundstücke an das Museum verkauft – Objekte, die zum großen Teil aus unrechtmäßigen Grabungen auf Zypern stammten. Unter seiner Ägide erfolgte 1880 der Umzug an den heutigen Standort am Central Park. Das ursprüngliche Gebäude wurde stetig erweitert, um Platz für die wachsende Sammlung zu schaffen. Es entstanden eigene Abteilungen für ägyptische und islamische Kunst, europäische Malerei und natürlich auch für amerikanische Kunst. William Lewis:
"Anfang des 20. Jahrhunderts waren es Industrielle wie JP Morgan, die die Weichen für das Museum stellten, die bestimmten, wie die Sammlungen aussehen sollten, wie das Museum finanziell geführt wird. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Metropolitan Museum of Art von professionellen Kuratoren geleitet. Aber die großen Mäzene haben dem Museum eindeutig ihren Stempel aufgedrückt." Und sie tun es bis heute. 90 Prozent der Sammlung stammen aus Privatbesitz.
So manche Spende hat das Museum allerdings in moralischen Konflikt gebracht. Der aktuelle Direktor Max Hollein hat sich vorgenommen, hier für mehr Transparenz zu sorgen – auch bezüglich der Provenienz von Objekten, die aus illegalen Grabungen stammen oder mit NS-Rauben in Verbindung gebracht werden. Denn – so hieß es in einer Rede im Vorfeld der Gründung – auch das sollte das Met sein: Zitat "Ein Museum der Tugend, der Reinheit, Güte und Wahrheit."