"Wenn sie sich mit der Bewirtschaftung eines kleinen Stück Landes begnügen, werden sie erkennen, wie nutzlos ihre weiten Wälder für sie sind, und bereit sein, von Zeit zu Zeit ein Stück davon herzugeben. Auf diese Weise werden unsere Siedlungen die Indianer allmählich umschließen, und sie werden sich entweder uns eingliedern als Bürger der Vereinigten Staaten, oder wegziehen in die Gebiete jenseits des Mississippi", schrieb der amerikanische Präsident Thomas Jefferson 1803.
Am Mississippi endeten die Vereinigten Staaten damals. Die Stämme der Ureinwohner innerhalb ihrer Grenzen betrachtete die Regierung als Problem. Sie unterstanden nicht den Gesetzen der USA und hielten große Landstriche in ihrem Besitz - aus Sicht der Weißen eine Quelle von Konflikten, die beseitigt werden sollte. Dies war Ziel einer Assimilationspolitik, wie sie Jefferson beschrieb.
Immer lauter wurden Rufe nach Vertreibung der Stämme
Einige Stämme im Süden gingen darauf ein; aus Jägern wurden Viehzüchter, aus Ackerbau für den Eigenbedarf Marktproduktion, eine Oberschicht besaß große Plantagen. Ihre Unabhängigkeit wollten sie jedoch nicht aufgeben, und nachdem ihnen immer wieder große Gebiete abgenötigt worden waren, erklärten die Cherokee: "Es ist der feste und unabänderliche Entschluss dieser Nation, niemals wieder einen einzigen Fuß Landes abzutreten."
Gleichzeitig befeuerte der Baumwollboom in den Südstaaten die Gier nach fruchtbarem Indianerland. Immer lauter wurden Rufe nach Vertreibung der Stämme in die Prärien jenseits des Mississippi. Die Propagandisten dieser Forderung behaupteten, den Ureinwohnern gehöre ihr Land gar nicht.
Sie beriefen sich auf das Rechtskonstrukt, das europäische Mächte für ihre Kolonien erfunden hatten: danach wurde von nichtchristlichen Völkern bewohntes Land Besitz desjenigen Monarchen, dessen Untertanen es zuerst betraten - im Fall der Ostküste Nordamerikas also des Königs von England.
Dessen Rechtsnachfolger und damit legitime Eigentümer seien die USA. Den Indianern sei nur ein Bleiberecht gewährt, das ihnen nun entzogen werden müsse, weil sie das Land nicht intensiv genug nutzten.
"Wer würde ein von Wäldern bedecktes und von ein paar tausend Wilden durchstreiftes Land unserer Republik vorziehen, mit Städten und blühenden Farmen und allen Segnungen von Freiheit, Zivilisation und Religion?" Das sagte Andrew Jackson, der 1829 Präsident wurde. Jackson verachtete die Indianer, er hatte sie als General erbarmungslos bekämpft und ihnen als Unterhändler der Regierung riesige Gebiete abgezwungen.
"Das Schicksal der Indianer in den derzeitigen Staaten und Territorien ist besiegelt", schrieb eine Zeitung nach seinem Amtsantritt. Jacksons erste große Gesetzesinitiative sollte die Grundlage schaffen für das, was man heute "ethnische Säuberung" nennt.
"Eine der ruchlosen Sünden dieser Nation"
Nach erbitterten Debatten im Kongress unterzeichnete er am 28. Mai 1830 den "Indian Removal Act": "Gesetz zur Ermöglichung eines Landtauschs mit den Indianern und ihrer Umsiedlung in Gebiete westlich des Flusses Mississippi".
Es ermächtigte den Präsidenten nur, entsprechende Abkommen mit den Stämmen zu schließen, und schützte ausdrücklich bestehende Verträge. Doch allen Seiten war klar, dass Jackson kein Nein von den Indianern akzeptieren würde. Ein Abgeordneter erklärte: "Meines Erachtens soll hier gesetzgeberische Gewalt angewandt werden, moralische Gewalt, Zwang und die Macht des zivilisierten Mannes, seinen unzivilisierten Nachbarn weiter und weiter in die Wildnis zu treiben."
Jackson begann sofort mit der Durchsetzung seiner Pläne und zögerte nicht, Recht zu biegen und Versprechen und Verträge zu brechen. Die schon sehr dezimierten Stämme im Norden leisteten kaum Widerstand. Als eine Gruppe in ihre Heimat zurückkehrte, schickte Jackson die Armee, die Hunderte massakrierte. Im Süden riefen die Cherokee den Obersten Gerichtshof an, die Muskogee und Seminolen setzten sich gewaltsam zur Wehr – vergeblich.
Unter Jackson und seinem Nachfolger wurden rund 100.000 Menschen, fast die gesamte indianische Bevölkerung, aus den damaligen USA vertrieben. Ein Viertel davon kam auf den Märschen nach Westen ums Leben. Jacksons Amtsvorgänger John Quincy Adams, der Zwangsumsiedlungen abgelehnt hatte, schrieb in seinem Tagebuch: "Es ist eine der ruchlosen Sünden dieser Nation, für die Gott sie eines Tages zur Rechenschaft ziehen wird."