"Die Erfassung der Marxschen Konzeption in ihrer komplexen Ganzheit wurde unter anderem vor allem dadurch verhindert, dass zunächst seine historische Methode zum historischen Materialismus verflacht und dann dieser zu einem speziellen Anwendungsfall des dialektischen Materialismus degradiert wurde. Gerade die Einbeziehung in eine umfassende wissenschaftliche Weltanschauung machte die angemessene Erfassung der komplexen Ganzheit der kritischen Theorie von Karl Marx unmöglich."
Der Frankfurter Politikwissenschaftler Iring Fetscher gehörte zu denen, die Karl Marx und sein Werk aus den Fesseln einer marxistisch-leninistischen Weltanschauung befreiten. Das öffnete den Blick auf den Zusammenhang zwischen dem frühen, mehr philosophischen, und dem späten, mehr ökonomischen Marx. Das verbindende Motiv formulierte Marx am prägnantesten in der 1844 erschienenen Einleitung zur "Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie". Dort definierte er die Religion als "das Opium des Volks", um dann fortzufahren:
"Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist."
Der Frankfurter Politikwissenschaftler Iring Fetscher gehörte zu denen, die Karl Marx und sein Werk aus den Fesseln einer marxistisch-leninistischen Weltanschauung befreiten. Das öffnete den Blick auf den Zusammenhang zwischen dem frühen, mehr philosophischen, und dem späten, mehr ökonomischen Marx. Das verbindende Motiv formulierte Marx am prägnantesten in der 1844 erschienenen Einleitung zur "Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie". Dort definierte er die Religion als "das Opium des Volks", um dann fortzufahren:
"Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist."
Vom Sohn eines Justizrates zum Philosophen des Proletariats
Karl Marx, am 5. Mai 1818 in Trier als Sohn eines preußischen Justizrates geboren, kam als Student der Jurisprudenz und der Philosophie in Berlin in Kontakt mit den religionskritischen Junghegelianern. Auf eine universitäre Karriere konnte er im reaktionären Preußen nicht hoffen. Der Zeitgenosse der Industrialisierung und der frühen Arbeiterbewegung wurde zu einem Philosophen, der im Proletariat den welthistorischen Agenten im Dienste der "Emanzipation des Menschen" sah.
Sein Engagement für die internationale Arbeiterbewegung führte Marx mit Friedrich Engels zusammen. Der zwei Jahre jüngere Sohn einer Barmer Textilunternehmerfamilie hatte als Vertreter der väterlichen Firma in Manchester aus nächster Nähe die Lebensverhältnisse der englischen Industriearbeiter kennengelernt. Vereint verfassten die beiden im Auftrag des internationalen "Bundes der Kommunisten" das "Manifest der Kommunistischen Partei". Es erschien zu Beginn des europäischen Revolutionsjahres 1848 anonym in London.
"Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeois-Epoche vor allen früheren aus. Alle festen, eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können."
"Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeois-Epoche vor allen früheren aus. Alle festen, eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können."
Preisung der bürgerlichen Revolution
Das Manifest besang geradezu die bürgerliche Revolution – als Vorspiel einer proletarischen und eines gewaltsamen Umsturzes der ganzen bisherigen Gesellschaftsordnung, bei dem die Proletarier nichts als ihre Ketten zu verlieren, aber eine Welt zu gewinnen hätten.
"Mir ist es immer merkwürdig vorgekommen, dass Marx nicht frühzeitig aufgefallen ist, dass diese Denkfigur sich nicht so ohne Weiteres auf das Proletariat anwenden lässt. Insbesondere ist es mir immer merkwürdig vorgekommen, dass Marx dem Proletariat Zukunftskräfte zugesprochen hat, die er doch nie in irgendeiner klaren Weise beschreiben konnte", wunderte sich der Soziologe Ralf Dahrendorf.
Nach dem Scheitern der europäischen Revolutionen von 1848/49 emigrierte Marx mit seiner Familie nach London. Er engagierte sich weiter für die Arbeiterbewegung, doch zur wichtigsten Aufgabe wurde nun, die seit langem versprochene Kritik der politischen Ökonomie zu liefern. Vollenden konnte Marx nur den ersten Band des "Kapitals", der 1867 erschien. Er gelangte darin zu einer aktuell klingenden Diagnose:
"Die kapitalistische Produktion entwickelt nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen allen Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter."
Der Siegeszug der kapitalistischen Produktions- und Konsumtionsweise geht weiter
Weder das "Kommunistische Manifest" noch "Das Kapital" hatten unmittelbare Wirkung. Umso größer wurde nach Marx' Tod 1883 die langfristige. Doch der Siegeszug der kapitalistischen Produktions- und Konsumtionsweise geht weiter – und mit ihm die Gefährdung von Mensch und Natur.