Auf einem Schiff mit vergoldetem Heck soll sie gereist sein, schöne Sklaven hätten, so heißt es, die versilberten Ruder im Rhythmus der Klänge von Flöten und Schalmeien bewegt, während sie selbst sich, fast unbekleidet wie Aphrodite, unter einem aus Gold gesponnenen Sonnendach räkelte: Die ägyptische Königin Kleopatra die VII. steht uns bis heute als Ikone luxuriöser Erotik vor Augen. Der römische Historiker Aurelius Victor schrieb:
"Sie war derart wollüstig, dass sie sich prostituierte, und so unglaublich schön, dass viele Männer ihr Leben ließen, um eine Nacht mit ihr zu verbringen."
Wie Kleopatra Cäsar vor die Füße fiel
Wieviel davon wahr ist und wieviel Erfindung, wissen wir nicht. Geboren wurde sie Ende des Jahres 70 vor Christus in Alexandria, der damaligen Hauptstadt Ägyptens. Ihre Familie, die Dynastie der "Ptolemäer", stammte aus Griechenland und hatte seit dem 3. Jahrhundert aus Ägypten ein reiches Land gemacht. Das interessierte auch die Römer. Sie zogen Ägypten nach und nach in ihre Machtsphäre, ohne es aber regelrecht zu okkupieren.
In Rom herrschte damals Bürgerkrieg. Und Ägypten war als Lieferant von Soldaten, Getreide und Kriegsschiffen wichtig. Deshalb kam der schon leicht angegraute Cäsar im Jahr 48 vor Christus nach Alexandria. Als er den Palast betrat, warf man ihm eine Teppichrolle vor die Füße, aus der zu seiner Überraschung eine junge Frau krabbelte. Das war die kaum zwanzigjährige Kleopatra, deren überwältigenden Charme der Schriftsteller Plutarch lobte:
"Man hörte ihr so gern zu, dass sie jeden in den Bann schlug, auch einen liebeserfahrenen Mann, der seine besten Jahre hinter sich hatte."
Kleopatra liebte solche Auftritte. Und wie so oft steckte ein Kalkül dahinter: Sie brauchte Caesar, um ihren Bruder und Mitregenten in die Schranken zu weisen. Und sie wusste, dass Caesar sie als Verbündete im Bürgerkrieg brauchte. Zwischen den beiden scheint es rasch gefunkt zu haben. Nach einem dreiviertel Jahr brachte Kleopatra den kleinen Caesarion zur Welt.
Zwei Jahre später gingen sie zusammen nach Rom. Als Cäsar dort im März 44 ermordet wurde, verließ sie bei Nacht und Nebel die Stadt Richtung Alexandria, stürzte sich in die Regierungsgeschäfte und erwies sich als gebildete Herrscherin, wie ein arabischer Historiker berichtet:
"Sie war in den Wissenschaften bewandert und studierte die Philosophie mit Hingabe … Sie schrieb auch Bücher über Medizin, Zauberei und andere naturwissenschaftliche Fragen …"
Wilde Ehe mit Marc Anton
In Rom hatte gleich nach der Ermordung Cäsars der Streit um seine Nachfolge begonnen. Fünfzehn Jahre brauchte Octavian, der spätere Kaiser Augustus, um seine Rivalen in die Knie zu zwingen. Der zäheste von ihnen war der hemdsärmelige und trinkfeste Marc Anton, der sein ganzes Glück auf Ägypten und Kleopatra gesetzt hatte. Die beiden verliebten sich, hatten Kinder, trennten sich oft, versöhnten sich noch öfter und ließen es, wenn nicht gerade Krieg zu führen war, in den Gassen von Alexandria krachen, so der Schriftsteller Plutarch:
"Sie würfelte, zechte und jagte mit ihm und wenn er nachts mit den einfachen Leuten … seine Späße trieb, ging sie mit ihm, als Dienerin verkleidet."
Am Morgen des 12. August des Jahres 30 vor Christus flüchtete Marc Anton, der soeben seine letzte Schlacht gegen Octavian verloren hatte, in den Palast von Alexandria, wo man ihm sagte, Kleopatra habe sich umgebracht, wohl um der Gefangennahme durch Octavian zu entgehen. Daraufhin stürzte sich Marc Anton ins Schwert. Als Octavian erschien, um sie als Siegestrophäe mit sich nach Rom zu nehmen, bat sie um Bedenkzeit.
Dann, so will es jedenfalls die antike Geschichtsschreibung, ließ sie sich einen Korb mit Früchten bringen, zwischen denen sich eine Giftschlange ringelte. Sie nahm die Schlange, legte sie sich an die Brust, und die Schlange biss zu. Kleopatra starb - und mit ihrem Tod ging zugleich das dreitausend Jahre alte Pharaonenreich unter. Ägypten war fortan nur noch eine römische Provinz.