Was die Vollendung seiner Werke angeht, ihre funktionstüchtige Realisierung in Metall, hatte Charles Babbage, geboren am 26. Dezember 1791 in London, keine glückliche Hand. Aber seine Entwürfe für fortgeschrittene Rechenmaschinen wie die "Difference Engine 2", die das feinmechanische Können seiner Zeit wohl überstrapaziert hatten, waren genial. Und es gab damals schon handfeste Gründe für die Entwicklung von Rechenmaschinen, sagt Dr. Ina Prinz, Direktorin des Bonner Rechenkunstmuseums Arithmeum und Professorin für Mathematik an der Universität Bonn:
"Er wollte eine Maschine bauen, mit der man fehlerfrei Tafeln berechnen konnte. Damals wurden die alle von Hand berechnet, und das war sehr fehleranfällig. Und aufgrund der vielen Fehler gab es zumBeispiel, was für England wichtig war, viele Schiffsunglücke, weil die Navigation auf solchen Tabellen basierte, und das wollte Babbage verbessern. Und er hat sein ganzes Leben damit verbracht, Maschinen zu entwickeln, zu erdenken, die fehlerfrei möglichst komplexe Zahlen, Tafeln und später sogar universal rechnen sollten."
Babbages – später lange vergessene – Entwürfe waren so bestechend, dass die Nachwelt um den Versuch eines lebensechten Nachbaus – nun mit den Präzisionstechniken des
20. Jahrhunderts – nicht herumkam, so Ina Prinz:
20. Jahrhunderts – nicht herumkam, so Ina Prinz:
"Es ist eine vollständige "Difference Engine 2" gebaut worden, sogar mit dem Druckwerk, was er vorgesehen hatte, mit dem man Matrizen hätte drucken können, die dann wiederum als Vorlage für Ausdrucke gedient hätten, damit man sich ein Abschreiben und damit eine mögliche Fehlerquelle erspart hätte, und diese Difference Engine 2 ist in Funktion im Science Museum in London zu sehen, dort hat sie Doron Swade gemeinsam mit seinem Team nachgebaut, und es ist eine phantastische Maschine geworden." meint Ina Prinz:
"Ich hatte mal die Gelegenheit, sie zu bedienen und allein das Drehen der Kurbel, da muss man schon gut gefrühstückt haben, um das hinzubekommen. Also, das ist nicht ganz ohne, da wird schon eine Menge Gewicht bewegt."
Aber Babbage hatte ja auch die Kraft des Dampfes in Anspruch nehmen wollen – es wäre ein Mordsspektakel geworden.
Babbages Meisterwerk: Eine Maschine, die alles berechnen sollte
"Als junger Mann war er durchaus ansehnlich, und er hatte auch eine sehr nette – aus heutiger Sicht, wenn man ihre Portraits sieht, würde man sagen, sympathische Frau, und war aufgrund der Erbschaft, die er später bekommen hat, auch so wohlhabend, dass er sich solchen Gedankenexperimenten widmen konnte."
1837 hatte Babbages Meisterwerk, "die Analytical Engine", Gestalt angenommen, wenn auch nur als detaillierter Plan. Die Analytical Engine, die wirklich alles berechnen können sollte – daneben waren die früheren Entwürfe Makulatur. Die Sponsoren erfreute das nicht, so Ina Prinz:
"Dass er eben immer wieder neue Ideen hatte und damit seine vorherige verworfen hat, das hat dazu geführt, dass ihm dann keine Unterstützung vom Staat mehr zum Bau solcher Instrumente zugesprochen worden sind. Und das hat auch dazu geführt, dass er im Laufe der Zeit verbittert wurde und sich zurückgezogen hat von der Gesellschaft."
"Dass er eben immer wieder neue Ideen hatte und damit seine vorherige verworfen hat, das hat dazu geführt, dass ihm dann keine Unterstützung vom Staat mehr zum Bau solcher Instrumente zugesprochen worden sind. Und das hat auch dazu geführt, dass er im Laufe der Zeit verbittert wurde und sich zurückgezogen hat von der Gesellschaft."
Lady Byron als erste Programmiererin der Geschichte
Für die Programmierung der Analytical Engine fand Charles Babbage unerwartete Hilfe: Der Gattin des Dichters Lord Byron waren dessen schwärmerische Neigungen zuwider geworden – er war der Rhein-Romantik erlegen, hatte unter anderem dem Drachenfels bei Bonn eine Ode gewidmet und nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Ada seine Frau verlassen.
Die wollte die Sinne Adas auf etwas Solideres lenken, was auch gelang: Ada Gräfin von Lovelace wurde eine ausgesprochen fähige Mathematikerin und schrieb für Babbages fortgeschrittendsten Computer ein cleveres Programm – als wohl erste Programmiererin der Geschichte. Mehr noch, sagt Ina Prinz, sie hatte das ganze Potential der Maschine erkannt:
"Was teilweise sogar noch über die Ideen Babbages hinaus ging. Sie hat gesagt, man könnte damit sogar Musik manipulieren, man könnte ein viel, viel weiteres Anwendungsgebiet als Babbage vorgesehen hatte, für einen solchen Computervorläufer sich ausdenken und letztlich hat sie alles das beschrieben, was ein moderner Computer kann. Und das ist schon beeindruckend." Charles Babbage starb im Alter von 80 Jahren in London.