Am 22. September 1784 schreibt Georg Forster einen Satz in sein Tagebuch, der einigermaßen erstaunt: "Was man glücklich nennt, war ich nie."
Denn – von außen betrachtet – scheint der damals 30-Jährige besonders viel Glück gehabt zu haben: Geboren in Nassenhuben, einem kleinen Dorf bei Danzig, lernt er doch die "große weite Welt" kennen. Sein Vater Johann Reinhold Forster, ein leidenschaftlicher Naturkundler, nimmt ihn schon als Kind zuerst mit auf eine Forschungsreise durch Russland, dann nach London. Hier heuern beide 1772 auf der "HMS Resolution" an und begleiten den legendären Captain James Cook auf seiner zweiten Weltumsegelung.
Der 17-jährige Georg Forster durchquert mehrere Ozeane, er erlebt die eisige Antarktis und die als Paradies geltenden Inseln Polynesiens.
"Ein Morgen war's, schöner hat ihn schwerlich je ein Dichter beschrieben, an welchem wir die Insel Tahiti, zwei Meilen vor uns sahen. Ein vom Lande wehendes Lüftchen führte uns die erfrischendsten und herrlichsten Wohlgerüche entgegen."
Drei Jahre und 18 Tage dauert die Reise, und dass der junge "Master George" mit dabei ist, sei ein "Glücksfall" für nachkommende Generationen, sagt der Philosophieprofessor Jürgen Goldstein, der eine Forster-Biografie geschrieben hat:
"Zum einen hatte er eine Anschauung der Welt, die unvergleichlich war. Er hat das, was er auf der Reise gesehen hat, gezeichnet, und er schaut für damalige Verhältnisse erstaunlich vorurteilsfrei auf fremde Kulturen, fremde Sitten - was dann aber hinzukommt, ist, dass wir in Georg Forster einen sprachmächtigen Zauberer haben."
1777 veröffentlicht Georg Forster sein 1000-seitiges Buch "Reise um die Welt", das ihn schlagartig berühmt macht. Fürsten und Kaiser suchen seine Gesellschaft.
Denn – von außen betrachtet – scheint der damals 30-Jährige besonders viel Glück gehabt zu haben: Geboren in Nassenhuben, einem kleinen Dorf bei Danzig, lernt er doch die "große weite Welt" kennen. Sein Vater Johann Reinhold Forster, ein leidenschaftlicher Naturkundler, nimmt ihn schon als Kind zuerst mit auf eine Forschungsreise durch Russland, dann nach London. Hier heuern beide 1772 auf der "HMS Resolution" an und begleiten den legendären Captain James Cook auf seiner zweiten Weltumsegelung.
Der 17-jährige Georg Forster durchquert mehrere Ozeane, er erlebt die eisige Antarktis und die als Paradies geltenden Inseln Polynesiens.
"Ein Morgen war's, schöner hat ihn schwerlich je ein Dichter beschrieben, an welchem wir die Insel Tahiti, zwei Meilen vor uns sahen. Ein vom Lande wehendes Lüftchen führte uns die erfrischendsten und herrlichsten Wohlgerüche entgegen."
Drei Jahre und 18 Tage dauert die Reise, und dass der junge "Master George" mit dabei ist, sei ein "Glücksfall" für nachkommende Generationen, sagt der Philosophieprofessor Jürgen Goldstein, der eine Forster-Biografie geschrieben hat:
"Zum einen hatte er eine Anschauung der Welt, die unvergleichlich war. Er hat das, was er auf der Reise gesehen hat, gezeichnet, und er schaut für damalige Verhältnisse erstaunlich vorurteilsfrei auf fremde Kulturen, fremde Sitten - was dann aber hinzukommt, ist, dass wir in Georg Forster einen sprachmächtigen Zauberer haben."
1777 veröffentlicht Georg Forster sein 1000-seitiges Buch "Reise um die Welt", das ihn schlagartig berühmt macht. Fürsten und Kaiser suchen seine Gesellschaft.
Mit 24 Jahren zum Professor für Naturgeschichte berufen
"Das Leben ist sehr spannend gewesen", so Jürgen Goldstein, "alleine wenn man überlegt, mit wem er es zu tun hatte auch in Europa, Goethe, Schiller und Lichtenberg und wen nicht alles."
Obwohl er selbst nie studiert hat, wird Forster mit 24 Jahren zum Professor für Naturgeschichte berufen, zuerst in Kassel, dann an die Universität im litauischen Wilna. Doch das akademische Leben liegt ihm gar nicht: "Die Schönheit, die Blüte der Jugend, das Feuer in den Augen – alles verschwunden!"
Forster kündigt schließlich in Wilna, weil er hofft, Leiter einer großen russischen Pazifik-Expedition zu werden. Aber die findet nicht statt. Völlig deprimiert nimmt er 1788 eine Bibliothekarsstelle an der Universität von Mainz an.
Obwohl er selbst nie studiert hat, wird Forster mit 24 Jahren zum Professor für Naturgeschichte berufen, zuerst in Kassel, dann an die Universität im litauischen Wilna. Doch das akademische Leben liegt ihm gar nicht: "Die Schönheit, die Blüte der Jugend, das Feuer in den Augen – alles verschwunden!"
Forster kündigt schließlich in Wilna, weil er hofft, Leiter einer großen russischen Pazifik-Expedition zu werden. Aber die findet nicht statt. Völlig deprimiert nimmt er 1788 eine Bibliothekarsstelle an der Universität von Mainz an.
Der Traum von Demokratie
Dann noch einmal Aufbruchsstimmung: Im Frühjahr 1790 unternimmt er – zusammen mit dem 20-jährigen Alexander von Humboldt – erneut eine längere Reise. Seine "Ansichten vom Niederrhein" liefern nicht nur wieder wunderbare Landschafts- und Kulturbeschreibungen. Sie sind vor allem ein politisches Zeugnis zur Zeit der französischen Revolution:
"In den Wirthshäusern und Kaffeehäusern sahen wir fleißige Zeitungsleser, und selbst der gemeine Mann politisirte bei seiner Flasche Bier von den Rechten der Menschheit."
Zurück in Mainz, begrüßt Georg Forster 1793 begeistert den Einmarsch der französischen Revolutionstruppen:
"Ich habe mein ganzes Leben lang darauf gewartet, dass aus den vielen schönen Redensarten von der Befreiung des Volkes endlich einmal ernst werden möchte."
Er wird zu einem der führenden Köpfe der "Mainzer Republik" und reist nach Paris, um die Angliederung an Frankreich zu beantragen. Unterdessen aber beenden preußische Truppen gewaltsam den Traum von der ersten Demokratie auf deutschem Boden. Forster kann nicht zurück und erlebt nun im Pariser Exil den zunehmenden Terror der Jakobinerherrschaft:
"Oh, seitdem ich weiß, dass keine Tugend in der Revolution ist, ekelt mich’s an."
Der jahrhundertelang geächtete Humanist
Desillusioniert und krank, verarmt und einsam stirbt Georg Forster am 10. Januar 1794 in Paris mit nur 39 Jahren – und gerät fast völlig in Vergessenheit.
"Er war ein Landesverräter, und er war als Schriftsteller geächtet", erläutert Jürgen Goldstein. "Es gibt nur sehr wenige, die an Forster erinnert haben."
Erst seit kurzem wird er wiederentdeckt: nicht nur als begnadeter Reiseschriftsteller, Zeichner, Naturforscher und Ethnologe, sondern auch als weltoffener, wirklich revolutionärer Denker. In einer Zeit, als sogar die Aufklärer der Idee von unterschiedlich wertvollen "Menschenrassen" anhingen, sprach Georg Forster von der naturgegebenen Gleichheit aller Menschen.
Erst seit kurzem wird er wiederentdeckt: nicht nur als begnadeter Reiseschriftsteller, Zeichner, Naturforscher und Ethnologe, sondern auch als weltoffener, wirklich revolutionärer Denker. In einer Zeit, als sogar die Aufklärer der Idee von unterschiedlich wertvollen "Menschenrassen" anhingen, sprach Georg Forster von der naturgegebenen Gleichheit aller Menschen.