James Cook hätte sich einfach zurücklehnen und auf seinen Lorbeeren ausruhen können. Aber die Seefahrt war nun mal seine Leidenschaft. Und so konnte der Engländer der Versuchung nicht widerstehen, nach seinen beiden großen Südsee-Expeditionen im Auftrag der Royal Navy noch ein drittes Mal in See zu stechen.
"Es ist nun sicher, dass ich einen bequemen Ruhestand einer womöglich gefährlichen Reise zuliebe aufgegeben habe," schrieb Cook im Februar 1776 an seinen Freund John Walker. Doch leider stand die Fahrt von Anfang an unter keinem guten Stern. Cooks Biograph Tony Horwitz:
"Sein Schiff, die 'Resolution' war im Trockendock nicht gründlich genug instand gesetzt worden. Das Schiff machte Wasser, kaum dass es Plymouth verlassen hatte, und von oben regnete es direkt hinein, so dass die Lagerräume und Schlafquartiere feucht wurden."
Wahrscheinlich hielten die Hawaiianer Cook für einen Gott
Hauptziel der Expedition war die Suche nach der sagenumwobenen "Nordwestpassage", mit der England seine Vorherrschaft im Teehandel mit Asien sichern wollte. Aber erst einmal ging es wieder in die Südsee, die Cook auf seinen vorigen Reisen so intensiv erforscht und so exakt vermessen hatte wie kein anderer. Auf Tonga beobachtete er im Juli 1777 eine Sonnenfinsternis.
Nördlich des Äquators entdeckte er am 24. Dezember eine Koralleninsel, die er "Christmas Island", die "Weihnachtsinsel" nannte. Am 18. Januar 1778 stieß Cook mitten im Pazifik auf mehrere von Menschen bewohnte Inseln: Das heutige Hawaii, dem er den Namen "Sandwich Islands" gab – zu Ehren von Lord Sandwich, dem britischen Marineminister.
"Nie zuvor sah ich Indianer in solchem Maße erstaunt beim Betreten eines Schiffes", schrieb Cook in sein Logbuch.
"Und doch vergaß der erste Mann, welcher an Bord gekommen war, nicht seines eigenen Interesses; das erste Ding, das nicht niet- und nagelfest war, war das Senkblei samt der Leine, welches er, ohne irgendeine Frage zu stellen, an sich nahm, es in sein Kanu zu bringen, und da wir ihn aufhielten, so sagte er höchst erstaunt: 'Ich will es doch nur in mein Boot bringen'."
Vieles spricht dafür, dass die Hawaiianer den Fremdling für ihren Gott "Lono" hielten, von dem sie glaubten, dass er eines Tages über das Meer zu ihnen kommen werde.
"Desselben Augenblicks, da ich den Strand betrat, fielen sie alle auf ihre Angesichter nieder und verweilten in jener unterwürfigen Haltung, bis daß ich Zeichen gab, sich zu erheben."
Allmählich kippte die Stimmung
Die Matrosen genossen das Leben in dem Südseeparadies, in dem eine ungewohnte sexuelle Freizügigkeit herrschte, in vollen Zügen. Dann setzte Cook, mit frischem Wasser und Proviant versorgt, seine Reise in den Norden fort. Er gelangte durch die Beringstraße bis ins Nordpolarmeer, musste aber wieder umkehren, weil ihm das Packeis den Weg versperrte. Cook beschloss, auf den Sandwich Islands zu überwintern.
Im Januar 1779 ging er in der Kealakekua-Bucht auf der Hauptinsel vor Anker. Erst jubelten die Menschen ihm wieder zu. Doch allmählich kippte die Stimmung. Cook legte wieder ab, um die Gegend zu erkunden, sah sich aber schon bald gezwungen, in die Bucht zurückzukehren, weil der Fockmast bei einem Sturm zerborsten war. Henriette Pleiger, Ausstellungsleiterin an der Bonner Bundeskunsthalle:
"Ja, und dann ist er sozusagen wiedergekehrt mit einem gebrochenen Mast, das hat ihn entzaubert - wie kann jemandem so etwas passieren? Er war in einem ungewohnt großen Ausmaß auch auf die Hilfe der Hawaiianer angewiesen, und das hat man ihm auch übel genommen."
"Die Seeleute hatten die Gastfreundschaft der Eingeborenen überstrapaziert, schlicht und ergreifend. Es war schließlich kein Pappenstiel, mehrere hundert Männer mit Nahrung, Wasser und Sex versorgen zu müssen."
Cook verlor für einen Moment die Nerven
In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1779 wurde eines von Cooks Beibooten gestohlen. Bei dem Versuch, einen Häuptling deswegen in Geiselhaft zu nehmen, kam es zu einem Handgemenge. Cook verlor für einen Moment die Nerven und schoss in die Menge. Ein Hawaiianer stieß ihm einen Dolch in die Schulter. Cook stolperte ins Wasser. Er wurde untergetaucht und erschlagen. Letztlich war er Opfer eines kulturellen Missverständnisses geworden.
"Ganz kurz nach ihm kamen die ersten Siedler, kamen die ersten Krankheiten, kamen die Missionare in die Region. Und haben dazu geführt, dass eine bis dahin autarke Gesellschaft ihre Unabhängigkeit verloren hat. Und auch eine Entfremdung erlebt hat."