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Vor 25 Jahren: Bangladesch-Zyklon
138.000 Tote und 10 Millionen Obdachlose

Bangladesch war schon immer von Überschwemmungen und Stürmen geplagt. Heute vor 25 Jahren erreichte ein Zyklon mit der Windgeschwindigkeit von 260 Kilometern pro Stunde das Land. Sechs Meter hohe Flutwellen verursachten die bis dahin schlimmste Flutkatastrophe des asiatischen Landes.

Von Monika Köpcke |
    Zerstörte Siedlungen in Bangladesch nach dem ein Zyklon über das Lang gefegt ist.
    Zerstörte Siedlungen in Bangladesch, nachdem ein Zyklon über das Land gefegt war. (picture-alliance / epa/STR)
    "Was an Erkenntnissen vorliegt, ist schrecklich, eine der größten Katastrophen, die das katastrophengewohnte Bangladesch heimgesucht hat... "
    Eine Woche hatte sich in der Wetterküche "Indischer Ozean" dieser Zyklon zusammengebraut: Hitze ließ die obere Wasserschicht verdunsten, die aufsteigenden Dampfwolken bildeten ein Tiefdruckgebiet, in das aus allen Richtungen Luft nachfloss.
    Wo Luft fließt, da entstehen Winde. Diese Winde werden von der Drehbewegung der Erde abgelenkt und beginnen, sich wie auf einer Korkenzieherbahn zu drehen, während von unten immer weiter warme Luft nachströmt. Der Zyklon wächst und wächst.
    Am 29. April 1991, kurz vor Mitternacht, erreichte ein solcher tropischer Wirbelsturm die Küste von Bangladesch. Mit einer Windgeschwindigkeit von 260 Stundenkilometern und begleitet von einer sechs Meter hohen Flutwelle stürzte er sich auf das nahezu flache Land. Einen stärkeren Zyklon hatte Bangladesch bis dahin noch nicht erlebt.
    "Innerhalb der nächsten 10 Jahre kommt noch einmal so ein Zyklon"
    Der Wetterbericht konnte nicht vorhersagen, wann und wo genau der Zyklon auf die Küste treffen würde. 138.000 Bangladescher starben in den Fluten, zehn Millionen wurden obdachlos. Die weit ins Land eindringende Salzwasserflut vernichtete die Reisernte.
    "Wenn es jetzt im Radio heißt, es kommt wieder ein Zyklon auf unsere Küste zu, dann bedeutet das Hunger."
    Mohammed Morschett hatte 1991 den Zyklon miterlebt. Zwei Jahre später blickte er fatalistisch in die Zukunft:
    "Es ist auch absolut unmöglich, die ganze Gegend zu evakuieren. Die Leute sind so arm, die können doch nicht ihr kleines bisschen Land verlassen. Was können wir schon machen? Wir können jedenfalls sicher sein, innerhalb der nächsten zehn Jahre kommt noch einmal so ein schwerer Zyklon wie 1991. Und trotzdem müssen wir hierbleiben, es gibt einfach keine andere Möglichkeit."
    Bangladesch hat Konsequenzen aus den hohen Opferzahlen gezogen und einen wirksamen Katastrophenschutz aufgebaut. Es gibt detaillierte Wettervorhersagen für einzelne Küstenabschnitte, Schleusen schützen Bewässerungskanäle vor Salzwasser, die Menschen können in sturmfesten Schutzbauten aus Beton Zuflucht suchen, bis sich der Zyklon nach einigen Stunden aufgelöst hat.
    Klimawandel trifft Bangladesch besonders hat
    2007, als ein ebenso starker Wirbelsturm wie 1991 das Land verwüstete, verloren 3.400 Menschen ihr Leben. Dass die Zahl der Opfer so stark zurückging, ist auch dem Netz von bis heute 40.000 Katastrophenhelfern zu verdanken, das seit 1991 immer dichter gesponnen wurde. Ausgestattet mit Fahrrädern und Megafonen, ziehen die freiwilligen Helfer durch die Dörfer und warnen die Menschen. Einer von ihnen ist Dulon Shichta:
    "Während des Zyklon Sidr 2007 habe ich erleben müssen, wie zahlreiche Menschen starben, weil man sie nicht rechtzeitig gewarnt hatte oder ihnen nicht erklärt hatte, was sie tun müssen. Wir erklären den Leuten in unserem Dorf die verschiedenen Stufen der Warnsignale: Wann sie ihr Vieh auf einen höher gelegenen Platz treiben sollen, wann sie Schmuck und Urkunden in Plastik verpacken und sicher verwahren sollen, wann sie schließlich sofort einen Schutzbau aufsuchen sollen."
    Der Klimawandel und der Anstieg des Meeresspiegels treffen Bangladesch besonders hart. Die Zahl der Zyklone wird steigen, die Stürme werden stärker, die Flutwellen höher werden. Bis Mitte des Jahrhunderts könnten 40 Prozent des Landes im Meer versunken oder wegen Bodenversalzung unbewohnbar sein. Der Klimaforscher Atiq Rahman warnt: Der prognostizierte Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter bis zum Jahr 2100 könne zu Migrationsströmen führen, die die heutigen weit übertreffen.
    "Das Problem wird immer größer werden. Wenn wir von einem Anstieg des Meeresspiegels von einen Meter ausgehen, dann reden wir von 35 Millionen Bangladeschis, die zu Vertriebenen werden oder die zumindest hart getroffen werden. Global werden es 300 Millionen sein. Wenn diese 300 Millionen sich auf die Reise machen, wird die Welt eine andere sein."