Eine öde, flache Landschaft. Flammensäulen am Horizont. Der Himmel verdunkelt von schwarzem Rauch. Eine Szenerie wie aus einem Gemälde von Hieronymus Bosch. Als sich die irakischen Truppen Anfang des Jahres 1991 aus dem besetzten Kuwait zurückzogen, hinterließen sie verbrannte Erde – im wahrsten Sinn des Wortes: An rund siebenhundert Ölquellen legten sie Feuer, um den Vormarsch der Alliierten aufzuhalten. Kurze Zeit später versuchten unzählige Helfer, das Inferno im "Nationalpark des Satans" zu bekämpfen. So auch Jim, Sprengstoffexperte eines Unternehmens aus Texas:
"Ja, wir haben die Quelle heute ausgepustet. Jetzt ziehen wir gerade die Verkleidung ab. Das wars dann. War ein relativ leichter Job. Da kommt noch was ganz anderes auf uns zu."
Eine Rauchwolke, tausend Kilometer lang, vierhundert Kilometer breit
Zu Beginn der Löscharbeiten dämmten gerade einmal vier Unternehmen die Höllenfeuer ein, allesamt aus Nordamerika. Sie benötigten gewaltige Mengen an Wasser zum Kühlen der brennenden Bohrlöcher. Und so setzten die Experten die beschädigten Pipelines wieder instand. Doch nun pumpten die Anlagen nicht Öl in Richtung Küste, sondern beförderten Salzwasser aus dem Persischen Golf in die Wüste – während die gewaltige Rauchwolke täglich wuchs. Eintausend Kilometer lang und vierhundert Kilometer breit: Die Wolke wurde als globale Bedrohung für das Klima angesehen. Der spätere Nobelpreisträger Paul Crutzen warnte davor, dass sie hoch in die Atmosphäre aufsteigen und das Sonnenlicht dauerhaft schwächen könnte, vergleichbar mit einem nuklearen Winter. Kurze Zeit später relativierte er seine Aussage jedoch wieder:
"Ich habe nur Befürchtungen geäußert. Denn wir wissen von den Eigenschaften der Rußpartikel in der Atmosphäre äußerst wenig. Wir wissen nicht, wie groß die werden, wenn solche Riesenbrände passieren, erst mal wie viel Ruß auch gebildet wird. Und man weiß auch nicht, wie lange diese Ölquellen überhaupt brennen können. Das heißt: auch wenn im Augenblick die Situation vielleicht nicht so schlimm aussieht: Da weiß man nicht, wie es in einigen Monaten aussieht."
Handfeste Daten zu der Wolke sammelte damals Dr. Norbert Beltz. Er führte im Auftrag des deutschen Umweltbundesamtes Messungen der Schadstoffe vom Flugzeug aus durch. Fünfundzwanzig Jahre später erinnert er sich:
"Es war dann manchmal so, dass an ein paar Tagen richtig eine dunkle Rauchwolke über Bahrain noch hing. Und man dann die Wolke aber erst gesehen hat, wenn man im Flugzeug war, so ähnlich wenn man im Verkehrsflugzeug ist und man sieht über manchen Städten so die Dunstglocke. So ähnlich hat sich dann die Wolke dargestellt. Dann beim Flug: Die Messgeräte haben ausgeschlagen, aber im Flug selbst war es nicht so, dass es dann dunkel wurde oder so, sondern das hat man dann nicht erkannt."
Das Öl hätte noch Jahre weiterbrennen können
Die Bestandteile der Rauchwolke verteilten sich allmählich mit dem Wind und sollten später vom Regen aus der Luft herausgewaschen werden. Am Boden aber ergaben sich neue, dauerhafte Probleme: Wurde ein Quelle gelöscht, ohne gleich versiegelt zu werden, versickerte das Rohöl im Wüstensand. Es sollte das Grundwasser auf Jahre hin belasten. Und die Arbeiten schritten viel zu langsam voran. Zu Beginn dauerte es Tage, bis die nordamerikanischen Firmen einen einzigen Brand unter Kontrolle brachten. Wäre es in diesem Tempo weitergegangen, hätte das Öl noch jahrelang gebrannt. Dr. Ali Khuraibet, Umweltschützer aus Kuwait, mahnte damals ein rasches Handeln an:
"Je länger die Ölfelder brennen, desto größer wird die ganze Katastrophe. Wir brauchen mehr Löschfirmen. Alles geht viel zu langsam. Warum? Weil die kuwaitische Regierung mit sich selbst beschäftigt ist und weil es auch Probleme mit den amerikanischen Firefighter-Gesellschaften gibt. Es ist ein Wettkampf um die brennenden Ölquellen entbrannt. Und sie wollen sich das Geschäft nicht teilen. Mir scheint das nicht gerade der richtige Weg zu sein. Wir brauchen so viele Teams wie möglich."
Und diese Teams sollten kommen. Fachleute aus Frankreich, Ungarn, China, Iran, Großbritannien und vielen weiteren Ländern verstärkten schon bald die nordamerikanischen Mannschaften. So machten die Löscharbeiten rapide Fortschritte: Zwanzig Brände pro Woche brachten die internationalen Hilfskräfte unter Kontrolle. Schließlich konnte der Emir von Kuwait am 6. November 1991 die Löschaktion am letzten brennenden Bohrloch BG118 in Gang setzen.