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Vor 25 Jahren
Privatisierung der Post

Abschied vom Postamt: Vor 25 Jahren beschloss der Bundestag die Privatisierung der Bundespost. Postdienst, Postbank und Telekom wurden in Aktiengesellschaften umgewandelt. Damit sollte Kapital mobilisiert und Wettbewerb gefördert werden - doch das gelang nicht in allen Geschäftsbereichen.

Von Jutta Hoffritz |
    Das Logo der Deutschen Post
    Am Anfang war das Posthorn - im Wappen der Familie Thurn und Taxis, die ab 1490 das Postprivileg inne hatte (Martin Schutt/dpa)
    "Wir wollen alle Arbeit, keiner drängt uns weg." "Die Post ist der größte Arbeitgeber für Frauen, Teilzeitfrauen, wir alle brauchen die Arbeit."
    "Wir wollen und wir brauchen keine Postreform."
    Lange wurde über die Zukunft der Post gestritten. Die einen – wie hier die Beschäftigten in Mainz - fürchteten um ihren Arbeitsplatz. Die anderen mahnten, dass eine Behörde mit der Modernisierung des Post-, Bank- und Fernmeldewesens überfordert sei.
    Wiedervereinigung und Mobilfunk
    Mit der Wiedervereinigung waren im Osten tausende Postämter und ein Telefonnetz mit Renovierungsbedarf hinzugekommen. Auch die Erfindung des Mobiltelefons setzte die Deutsche Bundespost unter Zugzwang. So teilt man sie zunächst in drei Teile. Und am 29. Juni 1994 beschließt der Bundestag deren Privatisierung.
    "Mit der Postreform II werden die drei Postunternehmen Telekom, Postdienst und Postbank in private Aktiengesellschaften umgewandelt. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, dass die Postunternehmen in einem weltweit zunehmend liberalisierten Markt für Post- und Telekommunikationsdienstleistungen bestehen können."
    Postprivileg für die Familie Thurn und Taxis
    Was Postminister Wolfgang Bötsch Reform nannte, war in Wirklichkeit die Rückkehr zu den Wurzeln: Denn in ihren Anfängen war die Post gut drei Jahrhunderte lang ein privates Unternehmen gewesen.
    Zwar ging die Gründung 1490 vom Kaiserhaus aus. Thronfolger Maximilian I. residierte in Innsbruck, war aber auf gute Verbindungen zu seinem Sohn angewiesen, der in Brüssel den Anspruch auf die burgundischen Besitzungen der Habsburger verteidigte. Maximilian beauftragte die Familie Thurn und Taxis, die sich mit Kurierdiensten für den Papst einen Namen gemacht hatte.
    Anfangs übernahm der Kaiser die Kosten. Doch das überforderte seine Schatulle, weshalb er 1505 die Verantwortung an die Unternehmer abtrat. Diese bekamen ein Monopol – und das Privileg sich per Posthorn zu anzukündigen.
    Doch per Dekret ließ sich die Konkurrenz nicht ausschalten, allenfalls durch Qualität. Die Thurn und Taxis unterhielten reichsweit Poststationen. Alle 30 Kilometer wurden Ross und Reiter gewechselt – um die kaiserlichen wie bald auch privaten Depeschen zu transportieren. Wettbewerber konnten sich nur da etablieren, wo dieses Netz Lücken hatte.
    Staatliche Post in Preußen
    In der dünn besiedelten Mark Brandenburg etwa, weshalb Preußen eine eigene – staatliche – Post gründete.
    Allerdings hoffte man in Preußen auch auf eine Gelegenheit, den Wettbewerbern ihre Profite abzujagen.
    Die Gelegenheit kam, als Napoleon den römisch-deutschen Kaiser 1806 zur Abdankung zwang. Mit dem Kaisertum endete der Vertrag der Familie Thurn und Taxis.
    Bald schon sollte sich aus den deutschen Fürstentümern ein neues Reich formen – allerdings mit Preußen als Kraftzentrum. Und als die preußischen Truppen 1866 in Frankfurt einrückten, übernahmen sie dort auch die Zentrale der Thurn-und-Taxis-Post. Die Familie wurde für die Verstaatlichung mit drei Millionen Talern entschädigt.
    Kündigungswelle blieb aus
    Und wie erging es der Post als man den Prozess 1994 umkehrte, um via Börsengang erneut privates Kapital zu mobilisieren?
    Die befürchtete Kündigungswelle unter den insgesamt 560.000 Mitarbeitern blieb aus. Die Nachfolgeunternehmen Post, Postbank und Telekom beschäftigen heute sogar mehr Menschen, nämlich 780.000. Der Zuwachs fand aber meist im Ausland statt. Hierzulande gab es nur vereinzelt Wachstum - wie im Paketdienst, der vom Online-Handel profitiert. Anderswo wurden Mitarbeiter in den Vorruhestand geschickt.
    Nur noch drei echte Poststellen
    Das Briefgeschäft etwa entwickelte sich zum Sorgenkind. Immer wieder monierte die Monopolkommission seither den fehlenden Wettbewerb. In Zeiten der E-Mail schreiben die Menschen weniger Briefe und Postkarten - was es für private Unternehmer wenig attraktiv macht, zu investieren, um der Post Paroli zu bieten.
    Die mit 2962 Meter höchst gelegene Postfiliale Deutschlands auf der Zugspitze im Landkreis Garmisch-Partenkirchen.
    Eis und eine schöne Aussicht: Postfiliale Zugspitze (picture alliance / Imagebroker)
    Und trotz mehrerer Portoerhöhungen spart auch die Post selbst. Die Entgegennahme der Pakete und den Verkauf von Briefmarken etwa überlässt sie heute meist anderen: Einzelhändlern, die Paketshops betreiben oder der Postbank, die viele alte Postämter übernahm. Mit eigenem Personal betreibt die Post heute nur noch drei Filialen: im Bonner Post Tower, im Berliner Bundestag und unter dem Gipfel der Zugspitze.