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Vor 25 Jahren
Tod des Schlagersängers Roy Black

In seinen Liedern sang Roy Black von Liebe und Romantik. Doch in ihm drin sah es düster und einsam aus. Der Sänger wollte mehr sein als der Schnulzensänger der Nation. Sein Herz brannte für den Rock 'n' Roll. Vor 25 Jahren hörte es auf zu schlagen.

Von Beatrix Novy |
    Der Sänger Roy Black
    Der Sänger Roy Black starb einsam ein seiner Fischerhütte. (imago stock&people/teutopress)
    Zitat BILD: "Du warst so allein", "So einsam starb Roy Black"
    Zitat Spiegel: "Gerhard Höllerich, 48, wurde als Roy Black zur bekanntesten Marionette der deutschen Unterhaltungsindustrie."
    Als Roy Black am 9. Oktober 1991 starb, reagierte die Nation so gespalten wie zu seinen Lebzeiten auch: Die Bild-Zeitung vereinnahmte im Namen ihrer Leser tränenreich die Ikone deutscher Unterhaltungsmusik, der Spiegel vertrat in einem knappen Nachruf den Standpunkt des aufgeklärten Lagers.
    "Seine Hits 'Ganz in Weiß', 'Wunderbar ist die Welt', 'Irgend jemand liebt auch Dich' waren verlogene, vorgestanzte Seelentröster für Verlierer. Im Grunde war Höllerich alias Black einer von ihnen."
    Schlagerfuzzi und Schnulzensänger
    Ein Verlierer. Ein Zerrissener. Einer, der mehr sein wollte als der Schlagerfuzzi, den die Unterhaltungsindustrie aus ihm gemacht hatte. Dieses Bild des Roy Black, entstanden in erfolgloseren Jahren, hat sich gehalten. Und Schlagerfuzzi, Schnulzensänger - das hatte er gesagt.
    "Roy Black ist ein bisschen 'Ganz in weiß'. Ich war das Medium für diesen Titel. Und dieser Titel hat mich geprägt. Er hat aus einem Oberschüler, Abitur, Rock'n Roll-Sänger in amerikanischen Clubs, hat er plötzlich einen deutschen Schnulzensänger gemacht."
    Es hatte doch alles ganz anders angefangen: Ein junger Kaufmannssohn, Jahrgang 1943, aus dem Ort Straßberg bei Augsburg, singt mit seiner Schülerband "The Cannons" in amerikanischen Soldatenklubs. Er nennt sich Roy nach einem seiner Vorbilder, Roy Orbison, und Black, weil er schwarze Haare hat. Wie viele seiner Generation erlebt Roy Black die Rockmusik des englischsprachigen Raums als Befreiung - so ging es jedenfalls seinem Band-Gefährten Günter Ortmann:
    "Das war ein Stück Rebellion und sich lossagen von dem, wenn man so sagen darf, Mief der 50er und der Jahre davor."
    Wechsel vom Beat zum Sweet
    Doch eines Tages im Jahr 1964, so geht die Geschichte weiter, stand ein mächtiger Repräsentant von Mief-Deutschland im Publikum: der einflussreiche Schallplattenproduzent Hans Bertram. Der machte ein Angebot, das Roy Black nicht ablehnte. Unter den Fittichen des Erfolgs-Managers gab Roy Black sein Betriebswirtschaftsstudium auf und wechselte vom Beat zum Sweet.
    Nach etlichen Goldenen Schallplatten und Radio Luxemburg-Löwen sank Roy Blacks Stern in den 70er Jahren; ein etwas bescheideneres Comeback befreite ihn fürs erste aus der klassischen Abstiegsspirale, die auf Feuerwehrfesten, in Möbelhäusern und Bierzelten endet. Sich daraus nichts zu machen, wie etwa Heino, wäre eine Möglichkeit gewesen. Aber Roy Black war, wie er sich gab: dünnhäutig.
    "Dass man auf einmal falsche Freunde verliert, dass Leute sich wirklich hundsgemein benehmen gegenüber einem, das muss man erst mal packen."
    Der Soundtrack der jungen Bundesrepublik, das war der zwanghaft stil- und harmlose Unterhaltungsschlager, der in seiner Nachkriegs-Tümelei nie das Niveau französischer oder englischer Pendants erreichte. Das waren holprige Streifen, in denen Roy Black "Grün ist die Heide" sang oder den Kinderarzt Dr. Fröhlich spielte - Filme und Lieder, von denen er sich, den Zeitgeist im Nacken, immer wieder distanzierte. Etwa im Gespräch mit Joachim Fuchsberger.
    "Ich frage mich manchmal, wie das läuft, ob man nicht selbst eine Form von, das klingt jetzt paradox, aber ob man nicht selber eine Form gesunder Schizophrenie entwickeln muss. Bei mir wurde, glaube ich, zu wenig darauf geachtet, was Neues erscheinen zu lassen." - "Warum hast du selber nicht darauf geachtet?" - "Jetzt hast mich erwischt."
    Biografie liest sich wie eine Tragödie
    Ein vom Manager geformtes Kunstprodukt, unzufrieden, doch ohne die Kraft, sich zu emanzipieren. Dazu die gescheiterte Ehe, der Alkohol, die Herzkrankheit, die schließlich zum Tod führt: So, als Tragödie, liest sich die Biografie des Roy Black. Und doch war es eine ganz normale Karriere. Als Roy Black starb, hatte er gerade wieder ein Tief überwunden.
    Nach Jahren des Tingelns bekam er die Hauptrolle in der 10-teiligen RTL-Serie "Ein Schloss am Wörthersee". Eine Tochter wurde ihm geboren, eine Tournee war geplant. Es hätte noch lange so weitergehen können.