
Vom Opfer sind diverse Schreibweisen des Namens überliefert: Anna Maria Schwegelin, Schwägelin, Schwägele oder auch Schwegele. Das Urteil sollte drei Tage später vollstreckt werden, wurde dann aber wohl auch im Zuge der um sich greifenden Aufklärung in eine Haftstrafe umgewandelt. Schwegelin kam ins Gefängnis, wo sie am 7. Februar 1781 starb. Seit 2002 steht in Kempen ein Brunnen im Gedenken an sie.
Über Jahrhunderte hinweg waren vor allem Frauen verfolgt und getötet worden, weil ihnen magische Kräfte unterstellt wurden. In Europa hatte die Verfolgung angeblicher Hexen besonders massive Ausmaße angenommen. Schätzungen gehen von 40.000 bis 50.000 Todesopfern innerhalb von etwa 300 Jahren aus - darunter auch Männer und Kinder. Außerhalb Europas gibt es nach wie vor Hexenverfolgungen - bis heute werden Frauen, Männer und Kinder wegen solcher Anschuldigungen, die meist niederträchtige oder soziale Hintergründe haben, getötet.
Angeblich mit dem Teufel im Bund
Anna Maria Schwegelin war wahrscheinlich Anfang 1729 im Raum Memmingen zur Welt gekommen und katholisch getauft worden. Ihre Eltern gehörten zur einfachen Landbevölkerung. Später wurde ihr vorgeworfen, vom Glauben abgefallen zu sein, weil sie für eine Eheschließung zum Protestantismus konvertiert sein soll. Schließlich hieß es, sie stünde mit dem Teufel im Bunde. Dass das Todesurteil nicht vollstreckt worden ist, kam erst durch Forschungen des Augsburger Historikers Wolfgang Petz in den 1990er Jahren heraus.
In der Aufarbeitung der Hexenprozesse setzten sich laut der Kulturwissenschaftlerin Meret Fehlmann von der Universität Zürich ab dem 19. Jahrhundert vor allem drei Deutungen durch. Eine unterstellte, das Thema Magie sei alles "Humbug" gewesen, sagte sie der Katholischen Nachrichtenagentur. Eine andere besagte demnach, dass die Verfolgten Zugang zu altem, heidnischem Wissen gehabt hätten und eher Heilerinnen waren. In der dritten Deutung gelten die Prozesse durchaus als rechtmäßig, weil die Opfer womöglich doch mit dem Teufel im Bunde gestanden hätten.
Von Bibi Blocksberg bis Harry Potter
Die unterschiedlichen Vorstellungen über angebliche Hexen haben sich Fehlmann zufolge im Laufe der Zeit immer wieder vermischt. Seit dem Ende der Hexenprozesse im gesamteuropäischen Raum im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts sei eine deutliche Veränderung des Hexenbildes zu beobachten. Zu sehen sei das unter anderem in den Medien und in der Popkultur - etwa in alten Märchen der Gebrüder Grimm, in modernen Hörspielen wie Bibi Blocksberg oder in Büchern wie Otfried Preußlers "Die kleine Hexe" oder J.K. Rowlings Harry Potter.
Diese Nachricht wurde am 08.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.