"Die von uns angestrebte Modernisierung des Staates soll vor allem den Armen zugutekommen – nicht den Mächtigen. Unser Programm zielt auf Einigung und Zusammenarbeit ab, wir wollen einen sozialen Pakt für die Entwicklung unseres Landes." Das verkündet der Agraringenieur Alberto Fujimori 1990 in einer Fernsehdebatte während des peruanischen Präsidentschaftswahlkampfs.
Sein Gegenkandidat ist der Schriftsteller Mario Vargas Llosa, ein Liberaler. Beide sind politische Newcomer und haben es in die Stichwahl geschafft. Peru steckt zu dieser Zeit in einer schweren Wirtschaftskrise mit Hyperinflation. Zudem wird das Land seit einem Jahrzehnt vom Terror der maoistischen Guerilla-Organisation Sendero Luminoso erschüttert. Alberto Fujimori, Kandidat der von ihm gegründeten Partei Cambio 90 - Wandel 90 - präsentiert sich den Wählern als Alternative zu den herkömmlichen Politikern, die die Staats- und Wirtschaftskrise nicht in den Griff bekommen.
Erfolge im Kampf gegen Guerillas machten ihn populär
Santiago Leiras, Politologe von der Universität Buenos Aires: "Fujimori verkörperte die Veränderung, die sich die Gesellschaft Perus wünschte. Sein Wahl-Motto lautete: Redlichkeit, Arbeit und Technologie. Es spielte darauf an, dass er aus einer japanischen Einwandererfamilie stammte und sich ganz allein hochgearbeitet hatte, außerhalb der traditionellen politischen Eliten."
Aus der Stichwahl am 10. Juni 1990 ging Alberto Fujimori mit gut 56 Prozent der Wählerstimmen als klarer Sieger hervor. Sein Triumph über Vargas Llosa hing auch damit zusammen, dass dieser eine wirtschaftliche Schock-Therapie befürwortete, von der sich Fujimori distanziert hatte. Kurz nach seinem Antritt, im August 1990, entschied sich der neue Präsident Perus dann doch für drastische Maßnahmen. Zum sogenannten Fujishock gehörte die Freigabe der Benzin- und Lebensmittelpreise, die sich vervielfachten, woraufhin die Armut in die Höhe schnellte.
Dass es der Regierung mittelfristig gelang, die Inflation zu senken und die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen, ließ Fujimoris Ansehen steigen. Auch die Erfolge im Kampf gegen die Guerillagruppe Leuchtender Pfad machten ihn populär. Santiago Leiras: "Die Festnahme von Abimael Guzmán, dem Anführer des Sendero Luminoso, im Jahr 1993 war ein schwerer Schlag für die Bewegung. Aber sie war auch in symbolischer Hinsicht bedeutend für Perus Gesellschaft, die vor allem eines wollte: Ordnung im Land. Fujimori konnte sein Image als Garant der Ordnung gegenüber dem Chaos festigen."
Dass Fujimori sich zu einem autoritären Herrscher entwickelte und eine Zeitlang diktatorisch regierte, tolerierte ein großer Teil der Peruaner. Im April 1992 löste Fujimori das Parlament auf, dem er eine Blockadehaltung vorwarf, und brachte die Justiz unter seine Kontrolle. Das Militär, der Geheimdienst und ein Teil der Presse unterstützten Fujimoris sogenannten Selbstputsch. Die Sicherheitskräfte gingen gegen Oppositionspolitiker und kritische Medien vor. Dennoch wurde der Präsident 1995 mit großer Mehrheit im Amt bestätigt.
Abgesetzt nach Japan
"Der Rückhalt, den Fujimori in einem großen Teil der Gesellschaft genoss, hatte viel mit der weit verbreiteten Ablehnung der traditionellen Politik zu tun", sagt Leiras.
Aber Alberto Fujimoris Amtszeit wurde von Massakern an Zivilisten, Menschenrechtsverletzungen und Korruptionsskandalen geprägt, bei denen sein Geheimdienstchef Vladimiro Montesinos eine maßgebliche Rolle spielte. Ende der Neunzigerjahre war in Peru der Widerstand gegen Fujimori deutlich gewachsen. Als er im Mai 2000 erneut zum Präsidenten gewählt wurde, hagelte es Betrugsvorwürfe. Im September kamen dann Videos ans Tageslicht, auf denen zu sehen war, wie Montesinos Politiker und Medien mit Geld gefügig machte.
Fujimori setzte sich nach Japan ab, von wo aus er im November 2000 seinen Rücktritt erklärte - per Fax. Heute sitzt der 81-Jährige wegen seiner Verbrechen in einem peruanischen Gefängnis. 2017 bat er für seine Taten um Verzeihung - erfreut über eine Begnadigung, die später rückgängig gemacht wurde.