Berlin, Molkenmarkt 4: Im Laden des Apothekers Friedrich Zorn versammeln sich in der Nacht vom 1. Oktober 1701 mehrere "Leute von gutem Leumund", um einer alchemistischen Vorführung beizuwohnen.
Die "Alchemie", ein uralter Zweig der Naturphilosophie, ist zu der Zeit gerade groß in Mode: Es geht um die Suche nach dem "Stein der Weisen", einer Substanz mit magischen Kräften. Manche Alchemisten hoffen, damit ein Allheilmittel herstellen zu können, das ewiges Leben verheißt. Die meisten aber wollen unedle Metalle in Gold verwandeln.
So auch der 19-jährige Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger. Er behauptet, ein griechischer Wandermönch habe ihm eine geheimnisvolle Substanz gegeben, die solche "Transmutation" bewirken könne. Und tatsächlich bezeugt der persönlich anwesende Meister Zorn schriftlich,
"… daß in meiner Gegenwart von in 3 Loth Zweigroschenstücken, so ich selbst geschmolzen, durch seine Tinktur, welches ein dunkelrotes Glas war (…) alsofort das feinste Gold an 3 Loth schwer und alle Proben ausgehalten …"
Die "Alchemie", ein uralter Zweig der Naturphilosophie, ist zu der Zeit gerade groß in Mode: Es geht um die Suche nach dem "Stein der Weisen", einer Substanz mit magischen Kräften. Manche Alchemisten hoffen, damit ein Allheilmittel herstellen zu können, das ewiges Leben verheißt. Die meisten aber wollen unedle Metalle in Gold verwandeln.
So auch der 19-jährige Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger. Er behauptet, ein griechischer Wandermönch habe ihm eine geheimnisvolle Substanz gegeben, die solche "Transmutation" bewirken könne. Und tatsächlich bezeugt der persönlich anwesende Meister Zorn schriftlich,
"… daß in meiner Gegenwart von in 3 Loth Zweigroschenstücken, so ich selbst geschmolzen, durch seine Tinktur, welches ein dunkelrotes Glas war (…) alsofort das feinste Gold an 3 Loth schwer und alle Proben ausgehalten …"
War es Betrug, eine optische Täuschung, Suggestion? Jedenfalls verbreiten sich die Gerüchte über den jungen "Goldmacher" rasch. Der preußische König Friedrich I. zitiert ihn an seinen Berliner Hof und setzt sogar ein Kopfgeld von 1.000 Talern aus, als er nicht erscheint.
Gefangener von Kurfürst August der Starke
Aber bei seiner Flucht nach Sachsen kommt Böttger vom Regen in die Traufe. Der dortige Kurfürst August der Starke, gerade auch noch König von Polen geworden, ist chronisch in Geldnöten. Er lässt ihn festsetzen und nach Dresden bringen, vorgeblich zu seinem Schutz. Anfangs wird er auf der Festung Königstein, dann im so genannten Goldhaus unmittelbar beim Schloss untergebracht.
Er bekommt für seine Experimente Fässer voller Mineralien, Schmelztiegel, Destilliergläser, Zangen und 23 Brennöfen! Dennoch ist er ein Gefangener. Der Kurfürst schreibt ihm, "Er sol seine gantze Freyheit wiederbekommen, wenn er zuvorderst alles, was seines Wißens ist, von sich giebet."
Aber Böttger weiß nicht, wie man Gold macht. Im März 1705 ist die Geduld des Kürfürsten zu Ende. Er schickt den Alchemisten nun auf die Albrechtsburg nach Meißen – unter strengster Bewachung und höllischen Arbeitsbedingungen, klagt Böttger: "Bey Sommerzeit herrscht grausame Hitze, so tages als nachts, indem man ja in einem Zimmer eßen, arbeithen und schlaffen muß, zu geschweigen den gantz ohnerträglichen Kohlengestaub und andere Incomoditen".
Neben einigen Hilfsarbeitern sind ihm zwei besondere "Aufseher" zur Seite gestellt: Gottfried Pabst von Ohain, ein Bergbaubeamter und Metallurge, und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, ein bedeutender kursächsischer Gelehrter. Dessen Forscherleidenschaft allerdings gilt nicht dem Gold, sondern dem ebenso kostbaren Porzellan. Das wird schon seit dem 13. Jahrhundert aus China nach Europa gebracht, und die Fürsten- und Königshöfe zahlen dafür immense Summen. Denn selbst fertigen kann man es hier nicht.
Er bekommt für seine Experimente Fässer voller Mineralien, Schmelztiegel, Destilliergläser, Zangen und 23 Brennöfen! Dennoch ist er ein Gefangener. Der Kurfürst schreibt ihm, "Er sol seine gantze Freyheit wiederbekommen, wenn er zuvorderst alles, was seines Wißens ist, von sich giebet."
Aber Böttger weiß nicht, wie man Gold macht. Im März 1705 ist die Geduld des Kürfürsten zu Ende. Er schickt den Alchemisten nun auf die Albrechtsburg nach Meißen – unter strengster Bewachung und höllischen Arbeitsbedingungen, klagt Böttger: "Bey Sommerzeit herrscht grausame Hitze, so tages als nachts, indem man ja in einem Zimmer eßen, arbeithen und schlaffen muß, zu geschweigen den gantz ohnerträglichen Kohlengestaub und andere Incomoditen".
Neben einigen Hilfsarbeitern sind ihm zwei besondere "Aufseher" zur Seite gestellt: Gottfried Pabst von Ohain, ein Bergbaubeamter und Metallurge, und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, ein bedeutender kursächsischer Gelehrter. Dessen Forscherleidenschaft allerdings gilt nicht dem Gold, sondern dem ebenso kostbaren Porzellan. Das wird schon seit dem 13. Jahrhundert aus China nach Europa gebracht, und die Fürsten- und Königshöfe zahlen dafür immense Summen. Denn selbst fertigen kann man es hier nicht.
Alchemistische Experimente bringen Böttger um
Im Mai 1706 gelingt Tschirnhaus und Böttger eher zufällig die Herstellung des roten, so genannten Jaspis-Porzellans. Fieberhaft arbeiten sie nun gemeinsam an immer neuen Material-Mischungen, bis sie schließlich 1708 dem König eine kleine Teekanne präsentieren: "halb durchscheinend und milchweiß wie eine Narzisse".
Doch für beide währt die Freude nicht lange. Tschirnhaus stirbt im selben Jahr, und Böttger bleibt weiter ein "Staatsgefangener", nun in den Gewölben unter der Dresdner Jungfernbastei. August der Starke fordert noch immer Gold von ihm.
Doch für beide währt die Freude nicht lange. Tschirnhaus stirbt im selben Jahr, und Böttger bleibt weiter ein "Staatsgefangener", nun in den Gewölben unter der Dresdner Jungfernbastei. August der Starke fordert noch immer Gold von ihm.
1714, nach 13 Jahren, wird er endlich aus der Gefangenschaft entlassen. Aber den Weltruhm, den das Porzellan mit den zwei Schwertern erlangt, erlebt er nicht mehr. Die alchemistischen Experimente haben seine Gesundheit ruiniert: Durch den feinen Quarzstaub ist seine Lunge zersetzt, das Kohlenmonoxid aus den Brennöfen und das Hantieren mit Quecksilber verursachen immer heftigere Schwindel- und Krampfanfälle. Johann Friedrich Böttger stirbt am 13. März 1719 mit nur 37 Jahren.