Cape Cod – Kap Kabeljau – ist eine Halbinsel in der Gestalt eines Angelhakens rund 100 Kilometer südöstlich von Boston, Massachusetts, USA. Cape Cod hat bedeutende Ereignisse gesehen: Die Pilgerväter landeten dort mit der "Mayflower", Marconi hatte hier die erste Funkstation errichtet, die Europa drahtlos erreichen konnte, und mit 1.000 Schiffswracks auf 90 Kilometer Küstenlinie kann Cape Cod unangefochten den Status eines sehr ordentlichen Schiffsfriedhofs beanspruchen.
Eines der berühmtesten an Cape Cods Küste zerschellten Schiffe war die "Whydah", das Sklaven transportierte, bis es von Sam Bellamy, einem der erfolgreichsten Piraten der Karibik, erbeutet und zum Flaggschiff seiner kleinen Flotte gemacht wurde. In der Nacht vom 26. zum 27. April 1717 schob ein Orkan die Whydah unaufhaltsam an den Strand.
Von den 146 Mann Besatzung überlebten nur zwei
Dabei wurde die randvoll mit Beutegut von 50 geplünderten Schiffen beladene "Whydah" regelrecht zerrissen. Von den 146 Mann Besatzung überlebten nur zwei. Das Gold und Silber, insgesamt vier Tonnen, vielleicht der größte Piratenschatz aller Zeiten, versank im Sand, ebenso die mehr als 60 Kanonen.
Und die Schiffsglocke. Die ruhte 268 Jahre unter dem Strand von Cape Cod, dick mit Kalk überzogen, bis sie im Oktober 1985 von professionellen Schatzsuchern unter der Leitung des Amerikaners Clifford Barry ans Licht gezogen wurde. Barry war fest davon überzeugt, die Reste der "Whydah" gefunden zu haben, aber er hatte keinen Beweis, der vor den Augen der notorisch misstrauischen akademischen Archäologen hätte bestehen können. Im Buch "Das Piratenschiff" schreiben Barry und sein Koautor Paul Perry:
"Einige Konservatoren kratzten die Kruste mit Zahnarztinstrumenten weg. Plötzlich fiel wieder ein Klumpen Kruste ab und die Worte, nach denen wir gesucht hatten, lagen endlich frei. THE ... WHYDAH ... GALLY ... 1716. Wir waren aus dem Häuschen vor Begeisterung."
Die Entdeckung eines Teils der "Whydah"-Überreste unter starker Anteilnahme der Medien belebte das Interesse am Piratengenre wieder und verhalf auch Sam Bellamy, dem "Whydah"-Kapitän, zu neuem Gehör – als Kritiker des Establishments:
Der Alltag war komfortabler als auf einem Handelsschiff
"Fluch über dieses Pack gerissener Schufte! Und über Euch, die Ihr denen als Trottel gerade recht dient! Sie verhöhnen uns, diese Fetthälse, diese Schurken, und das ist der einzige Unterschied: Sie berauben die Armen unter dem Deckmantel des Gesetzes, nicht wahr? Und wir plündern die Reichen unter dem Schutze allein unserer Courage. Wär's nicht tausendmal besser für Euch, einer von uns zu werden?"
Für Schwarze, die als Piraten der Versklavung entgehen konnten, galt das allemal, denn, schreiben die Autoren des Piratenschiffs:
"Im 18. Jahrhundert war das Deck eines Piratenschiffs der einzige Ort, an dem einem Schwarzen Macht verliehen werden konnte. Tatsächlich waren 30 Prozent aller Piraten Schwarze. Sie wurden zu Offizieren und zu Kapitänen von Piratenmannschaften gewählt."
Tatsächlich lassen sich im so genannten Goldenen Zeitalter der Piraterie egalitäre Züge erkennen:
"Im Gegensatz zu der weit verbreiteten Ansicht war es nicht der Piratenkapitän, der seine Mannschaft mit eiserner Faust regierte, sondern die Mannschaft, die den Kapitän regierte. Ein Piratenkapitän wurde von seiner Mannschaft gewählt, um das Beste aus ihr herauszuholen."
Der Untergang der "Whydah" ereignete sich auf dem Höhepunkt des Goldenen Zeitalters der Piraterie. Und ein Teil der Piraten trug wohl wirklich feinen Zwirn, wie Jack Sparrow in "Fluch der Karibik".