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Vor 325 Jahren
August der Starke neuer Kurfürst von Sachsen

Kraftprotz, Frauenheld, tatkräftiger Regent: August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, erregte wie kaum ein anderer europäischer Monarch das Staunen der Zeitgenossen. Was er an Bauten und Kunstschätzen hinterlassen hat, prägt bis heute das Bild seiner Residenzstadt Dresden.

Von Winfried Dolderer |
    Gemälde von August II. der Starke, König von Polen , Öl auf Leinwand
    Als Bauherr hat sich August der Starke am nachhaltigsten verewigt, wirkte zu seiner Zeit aber auch als Modernisierer und Wirtschaftsförderer (picture alliance / akg-images)
    Der Mann konnte Eisen verbiegen. Seine Zechkumpane unter den Tisch trinken. Mit rauschenden Festen Eindruck machen. "Was das liederliche Leben betrifft, so bin ich zwar nur zwei Tage hier, aber ich kann in Wahrheit sagen, dass dergleichen noch nie gesehen." Das schrieb Preußens Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. von einem Besuch bei August dem Starken, seinem sächsischen Nachbarn, den er mit keinem Geringeren verglich als Frankreichs Ludwig XIV. Wie dieser wusste auch August die Welt mit seinem Glanz zu blenden.
    "Die Sammlung, die er zusammengetragen hat, die gipfelt in den Juwelengarnituren, die sich bis heute erhalten haben, das ist einmalig, und nicht nur heute einmalig, sondern das war auch zu seiner Entstehungszeit einmalig." Professor Dirk Syndram ist Direktor des Grünen Gewölbes im Dresdner Residenzschloss, wo August der Starke 1727 seine Schätze unterbrachte.
    Er hatte die ältesten Stücke von seinen Vorfahren übernommen, selber jedoch die Sammlung erheblich erweitert. Er sorgte auch dafür, dass interessierte Zeitgenossen sie zu sehen bekamen. Ein damaliger Besucher machte seiner Begeisterung in Versen Luft. "Hier an dem königlichen Schatz / womit das grüne Zimmer pranget / sieht sich das Auge völlig satt / dass es nichts mehr zu sehn verlanget."
    Auf Augenhöhe mit Europas Majestäten
    August der Starke war Kurfürst von Sachsen und König von Polen, beides freilich nur dank eines tragischen Todesfalls. Am 27. April 1694 erlag sein älterer Bruder, der regierende Kurfürst Johann Georg IV., den Pocken. Der jüngere Friedrich August trat noch am selben Tag, 24-jährig, die Nachfolge an. Drei Jahre später gelang ihm der Glücksgriff seines Lebens, als ihn der polnische Adel im Juli 1697 zum König wählte. Er hatte dabei etwas nachgeholfen, indem er Truppen einmarschieren und aus der Schatzkammer in Warschau die Kronjuwelen entwenden ließ. Als August II. bestieg er den polnischen Thron. Der Kurfürst von Sachsen war jetzt auf Augenhöhe mit Europas Majestäten.
    Syndram: "Es war diese Majestät, die Dresden zu spüren bekommen hat durch den Zwinger, durch das Japanische Palais, durch die Paraderäume, die wir jetzt ja wieder einrichten, die zu dem Prächtigsten gehören, was damals Anfang des 18. Jahrhunderts an Innenarchitekturen geschaffen worden ist." Als Bauherr hat sich August der Starke am nachhaltigsten verewigt, wirkte zu seiner Zeit aber auch als Modernisierer und Wirtschaftsförderer. Er ließ Verkehrswege ausbauen, Maße und Gewichte vereinheitlichen, machte aus der sächsischen Post die schnellste und effizienteste im damaligen Heiligen Römischen Reich.
    Die Leipziger Messe besuchte er regelmäßig. Unter seiner Regentschaft wurde Sachsen zum ersten Land Europas, das in Meißen über eine Porzellanmanufaktur verfügte. Syndram: "Er hat viel investiert, damit es überhaupt zu irgendwas kommt. Erst sollte es ja Gold werden, dann wurde es das weiße Porzellan. Das muss man ja erst mal erfinden, ein neues Luxusprodukt, und dieses dann eben auch etablieren."
    "Mein höchster Ehrgeiz ist Ruhm"
    Aufsehen erregte August indes auch mit Kunststücken, die man damals eher auf Jahrmärkten vermutet hätte. Einen "sächsischen Herkules" ließ sich der Kraftprotz gerne nennen. Im Grünen Gewölbe wird bis heute ein Hufeisen verwahrt, das er persönlich entzwei gebrochen hat.
    "Wobei es sicherlich auch ein Produktionsfehler war, der ihm da ein bisschen geholfen hat. Er galt schon als jemand, der auch Teller zusammenfalten kann, Silberteller, er war jemand, der dem ritterlichen Kräftemessen sich gestellt hat, und dieses hat auch großen Eindruck gemacht, wobei der Name 'August der Starke' erst im frühen 19. Jahrhundert von Historikern ihm zugelegt worden ist, die es nicht unbedingt gut mit ihm meinten."
    Vielschichtig war sein Familienleben. Gattin Christiane Eberhardine gebar ihm einen Thronfolger und zog sich dann auf das weit elbeabwärts gelegene Schloss Pretzsch zurück, weil der Gemahl sich längst anderen Damen zugewandt hatte. Mit fünf seiner Mätressen hatte August acht weitere Kinder, denen er ein treusorgender Vater war.
    "Mein höchster Ehrgeiz ist Ruhm, wonach ich bis an mein Lebensende streben werde." Das hatte August im Jahr seiner Erhebung zum polnischen König notiert. Der kriegerische Ruhm, den er sich vorstellte, blieb freilich aus. Was er an Bauten und Kunstschätzen hinterlassen hat, prägt dafür bis heute das Bild seiner Residenzstadt Dresden.