"We are coming down... straight down, ... we have touch-down ... (Jubel)"
Es waren aufregende Minuten im Kontrollraum der US-Weltraumbehörde NASA. Die Ingenieure verfolgten gebannt, wie ihre unbemannte Raumsonde voll automatisch auf dem Mars zu landen versuchte. Als an jenem 20. Juli 1976 die erlösenden Funksignale von der Marsoberfläche kamen, kannte der Jubel keine Grenzen. Bald darauf wurden auch die ersten Bilder übertragen, erinnert sich Jahre später ein NASA-Mitarbeiter:
"Diesen Moment wird niemand aus dem Viking-Team je vergessen. Wir saßen da, starrten auf den Bildschirm und sahen, wie sich Zeile für Zeile das erste Foto von der Marsoberfläche aufbaute. Das war unbeschreiblich."
"Natürlich suchen wir vor allem nach mikrobiellem Leben"
Zu sehen war eine Sand- und Geröllwüste – eine trockene, staubige Landschaft bis zum Horizont, übersät mit zahlreichen Gesteinsbrocken. Auch die Schwestersonde Viking 2 setzte Wochen später in einer ähnlich öden Landschaft auf. Dass der Mars ein Wüstenplanet ist, wussten die Forscher schon zuvor – und doch hoffte Richard Young, damals Leiter für Planetare Biologie bei der NASA, auf eine sensationelle Entdeckung:
"Wir suchen nach Leben auf dem Mars. Da wir keine Wissenschaftler dorthin schicken können, müssen wir das mit Robotern machen. Die Vikingkapseln werden automatisch Bodenproben auf Lebensspuren untersuchen. Natürlich suchen wir nicht nach Pferden, wir suchen vor allem nach mikrobiellem Leben."
Die Landesonde verfügte über einen Greifarm, der den Marssand in Behälter für die verschiedenen Experimente füllte. Bei einem dieser Versuche wurde das Material mit einer Nährlösung mit radioaktiv markiertem Kohlenstoff verrührt. Mikroorganismen im Marsboden müssten diese Nahrung aufnehmen – und schließlich radioaktive Gase ausscheiden. Nach einiger Zeit setzte das Gebräu tatsächlich strahlendes Gas frei. Doch nicht alle Experten waren überzeugt, dass dies wirklich ein Nachweis von Leben war. Konzipiert hatte dieses Experiment eine kleine Firma um den US-Forscher Gil Levin, erklärt Markus Landgraf, Marsexperte der Europäischen Weltraumorganisation ESA:
"Er sagt natürlich,dass Viking, nach allen vor der Mission festgelegten Kriterien, Leben nachgewiesen hat – und da hat er Recht."
Die Viking-Messungen sorgten damals für große Verwirrung. Denn ein zweites Experiment, das vom renommierten Massachusetts Institute of Technology MIT stammte, suchte nach organischen Molekülen im Marsboden – fand aber nichts. Die NASA steckte in der Zwickmühle. Schließlich entschied man sich für ein Nein, sicher auch, weil man der Elite-Uni mehr traute als einem kreativen Querdenker wie Gil Levin. Allerdings hat man Jahre später mit einem baugleichen MIT-Gaschromatographen in der Atacama-Wüste Chiles nach Leben gesucht. Das Gerät wies organisches Material nur in Proben nach, in denen es vor Bakterien nur so wimmelte.
"Das zeigt eigentlich: Da gab es ein Empfindlichkeitsproblem bei den Viking-Messungen. Man hat damals in den 70ern aufgrund der Gaschromatografie gesagt, die Messungen dieses Experiments vom Gil Levin zeigen kein Leben. Jetzt müsste man ja umdrehen den Schluss, aber man traut es sich nicht. Man traut sich nicht zu sagen, ja, jetzt können wir ja sagen, dass wir tatsächlich Leben auf dem Mars gefunden haben. Ich denke, so weit kann man auch nicht gehen."
Hoffnung auf Exomars-Mission
Bis heute halten viele Forscher das vermeintliche Lebenssignal für eine rein chemische Reaktion und nicht für eine biologische. Außerirdisches Leben hätte die Messung also nicht nachgewiesen. Seit den Vikings landeten viele weitere NASA-Sonden auf dem Mars – bemerkenswerterweise hatte aber keine ein Lebensexperiment an Bord. Genauere Messungen sind also überfällig.
"Wir haben eigentlich die Technologie. Es gibt ganz tolle biotechnologische Experimente, die man machen kann, um direkt nach Spuren von Leben zu suchen. Das ist auch Ziel der Exomars-Mission. Da wird es dann ein Paket geben, das sich 'Pasteur' nennt, und mit diesem Paket werden sogenannte Biomarker verwendet, also Substanzen, die Bausteine des Lebens direkt im Marsboden nachweisen können."
In frühestens fünf Jahren könnte die europäische Exomars-Mission die große Frage klären: ob es auf dem Mars, unserem Nachbarn im All, vielleicht doch Leben gibt.