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Vor 40 Jahren
Erste Weltklimakonferenz in Genf

Die Vorstellung eines menschengemachten Klimawandels war nicht weit verbreitet, als am 12. Februar 1979 Delegierte in Genf zur ersten Weltklimakonferenz zusammenkamen. Das Bestreben einiger besorgter Wissenschaftler brachte den Anstoß für ein Weltklimaprogramm - nicht aber die erhofften Erfolge.

Von Monika Seynsche |
    Als Resultat der ersten Weltklimakonferenz (World Climate Conference) vom 12. bis zum 23. Februar 1979 am Sitz der UN-Weltklimaorganisation WMO (World Meteorological Organisation) in Genf unterzeichnet Bundesrat Hans Huerlimann (Mitte) in demselben Jahr, am 13. November 1979, die UN-Umweltschutz-Akte.
    Als Resultat der ersten Weltklimakonferenz wurde 1979 die UN-Umweltschutz-Akte unterzeichnet (dpa / Keystone )
    Der Winter 1978/79 war kalt in Europa, Norddeutschland versank im Schneechaos: Stürme tobten, meterhohe Schneeverwehungen blockierten Straßen und Eisenbahntrassen, Stromleitungen brachen unter der Last des Schnees zusammen und viele Ortschaften waren von der Außenwelt abgeschnitten.
    Die Vorstellung, der Mensch könne für eine Erwärmung des Klimas verantwortlich sein, klang in den Ohren der meisten Menschen absurd. Dementsprechend gering war das Interesse an einer Konferenz zum Klimawandel, erinnert sich der emeritierte Klimaforscher Atsumu Ohmura von der Eidgenössisch-Technischen Hochschule in Zürich.
    "Viele Amerikaner wollten gar nicht erst hinfahren, weil sie das Thema für unwichtig hielten. Und auch mein ehemaliger Professor wurde nur als Teil der japanischen Delegation nach Genf geschickt, weil er emeritiert war und nichts anderes zu tun hatte. Der Hintergrund dieser Konferenz war also sehr bescheiden."
    Schaffung eines Weltklimaprogramms
    Immerhin kamen Wissenschaftler, Politiker und Behördenvertreter aus 53 Nationen am 12. Februar 1979 in Genf zur ersten Weltklimakonferenz zusammen.
    Eingeladen hatte die Weltmeteorologieorganisation auf Bestreben einiger besorgter Wissenschaftler. Die hatten in ihren Klimamodellen und -beobachtungen immer deutlichere Hinweise darauf gesehen, dass sich das Klima erwärmt – durch den zunehmenden Anteil von Kohlendioxid in der Atmosphäre.
    Die Delegierten beschlossen die Schaffung eines Weltklimaprogramms. In dessen Rahmen werden seitdem das Klima und seine Veränderungen untersucht. Strukturen wurden geschaffen zum Datenaustausch, Messnetze aufgebaut und Klimamodelle verbessert.
    Außerdem wurde die Gründung des Weltklimarates IPCC angestoßen, in dem Forscher aus der ganzen Welt seit 1988 den jeweils neuesten Stand der Klimaforschung zusammentragen und bewerten.
    Mehr CO2-Emissionen trotz Aufklärungsarbeit
    Nicht nur für Atsumu Ohmura, auch für den Vizepräsidenten des Deutschen Wetterdienstes, Paul Becker, waren die Konferenz von 1979 und ihre Ergebnisse sehr erfolgreich.
    "Ich denke, das hat schon sehr viel gebracht. Zum einen ging es ja darum, Verständnis zu wecken, was passiert da eigentlich. Das hat man geschafft, indem man sich die Vergangenheit angeguckt hat, indem man Klimaprojektionen geschaffen hat, mit denen man weit in die Zukunft schauen kann, bis zu 200 Jahre ja weit in die Zukunft schauen kann, es hat dazu geführt, dass sich eine große wissenschaftliche Community gebildet hat, die damit arbeitet."
    Trotz aller wissenschaftlicher Aufklärungsarbeit allerdings sind die menschengemachten Kohlendioxidemissionen in den folgenden Jahrzehnten immer weiter angestiegen. 2018 war ein neues Rekordjahr.
    Gleichzeitig ist die globale Jahresmitteltemperatur gestiegen – um ein Grad seit Beginn der Wetteraufzeichnungen Ende des 19. Jahrhunderts. Und dieser Anstieg hat sich in den letzten 40 Jahren sogar noch beschleunigt. Der Meeresspiegel wiederum ist - global gemittelt - seit Beginn des 20. Jahrhunderts um etwa 20 cm angestiegen, in einigen Weltregionen schwächer, in anderen deutlich stärker.
    Dichtbesiedelte Küstenregionen besonders bedroht
    "Wir müssen von dem Verstehen zu einem absolut verstärkten Handeln kommen, was die Treibhausgasemissionen angeht - weg von den fossilen Brennstoffen, mehr hin zu den regenerativen oder wenigstens, wenn es denn geht, hin zum Erdgas. Also der Weg ist klar, aber er wird im Moment, und da muss man ja über die ganze Welt reden, nicht energisch genug vorangetrieben."
    Sinken die Treibhausgasemissionen nicht bald, steuert die Menschheit auf eine drei bis vier Grad wärmere Welt zu. Dürresommer wie 2018 könnten dann zur Normalität werden, immer stärkere Hitzewellen würden das Gesundheitssystem belasten, extreme Regenfälle könnten überall in Deutschland zu Überflutungen führen. Und andere Weltregionen würde es noch wesentlich härter treffen. Gerade die dichtbesiedelten Küstenregionen sind bedroht.
    "Es bleibt nicht mehr viel Zeit"
    "Ein wirklich wichtiges Problem ist, dass die absoluten Kohlendioxidemissionen ab 2030 anfangen müssen zu sinken. Tun sie das nicht, wird sich die Erwärmung des antarktischen Eispanzers nicht mehr umkehren lassen. Dieses Eis entspricht 67 Metern Meeresspiegelanstieg! Nun wird es natürlich nicht alles auf einmal in den Ozean gelangen. Aber gegen Ende des Jahrhunderts könnte allein die Antarktis schon für einen zusätzlichen halben Meter Meeresspiegelanstieg sorgen. Und das Klima wird sich auch im nächsten Jahrhundert weiter erwärmen. Wir müssen also absolut sicher sein, dass die Treibhausgasemissionen ab 2030 sinken. Da bleibt uns nicht mehr viel Zeit."
    Im Februar 1979 verabschiedeten die Delegierten eine Deklaration. Darin heißt es: "Die Nationen der Welt müssen alles dafür tun, einen menschengemachten Wandel des Klimas zu verhindern, der das Wohlbefinden der Menschheit gefährden könnte."