"Am 14. wurden wir zwischen Inseln getrieben, die noch nie zuvor entdeckt worden waren, nordöstlich von der Magellanstraße liegend. Und dort, wenn es Gott in seiner wunderbaren Gnade nicht gefallen hätte, den Wind zu besänftigen, hätten wir mit Gewissheit umkommen müssen."
Stürmischer Westwind trieb den englischen Seefahrer John Davis am 14. August 1592 in den Archipel im Südatlantik, der heute als die Falkland-Inseln bekannt ist. Davis war einer der Forscher und Abenteurer, die im Dienste Königin Elisabeths das spanische Monopol im Handel mit China und den Gewürzinseln brechen wollten. Zusammen mit vier anderen Schiffen war er von England zur Fahrt in den Pazifik aufgebrochen. Ihr erster Versuch, die Magellanstraße zu passieren, war gescheitert, und Davis hatte die anderen Schiffe aus den Augen verloren. Allein wollte er noch einmal in die Meerenge einfahren, als ihn ein Unwetter weit aufs Meer hinauswarf. Rund 500 Kilometer vom Festland entfernt liegen die Falklands. Hunderte Inseln und Felsen umgeben die zwei Hauptinseln - eine tödliche Falle für das Schiff: "Doch der Wind drehte auf Ost, und wir nahmen Kurs auf die Magellanstraße."
Erleichtert ließ John Davis seine Zufallsentdeckung hinter sich. Er gab ihr nicht einmal einen Namen. 1690 nannte der englische Freibeuter John Strong die Meeresstraße zwischen den beiden Hauptinseln "Falkland Sound", nach dem Schatzmeister der Admiralität. Dazu die Geographieprofessorin Beate Ratter: "Bei kleinen Inseln gibt es im Prinzip drei Gründe, warum sie wichtig sein könnten: strategische, politische und wirtschaftliche. Und alle drei haben so zeitversetzt, teilweise auch überlagert, auf den Falklands eine Rolle gespielt."
Doch zunächst war das Interesse an dem Archipel gering. Nur wenige Schiffe nahmen den gefährlichen Weg um die Spitze Südamerikas, die unbewohnten Inseln waren für den Handel bedeutungslos und für eine Besiedlung wenig verlockend, so Beate Ratter:
"Tundravegetation. Es liegt ja sehr südlich, also es ist schon in der polar- … subpolaren Zone. Keine Bäume - Gräser, viel Moore, also flach von der Vegetation her, aber steinig und hügelig, so bis zu 700 Meter aus dem Meer herausragend von der Geologie her."
Streit um die Inseln erlosch nie
Erst mit der Ausdehnung ihrer Kolonialreiche entdeckten europäische Mächte den strategischen Wert des Archipels am Tor zum Pazifik. Während französische Siedler auf einer der Inseln eine Kolonie gründeten, stationierten die Briten Militär auf einer anderen.
Die Spanier protestierten vehement gegen jedes Eindringen in ihre Machtsphäre. Die Franzosen zogen ab, doch die Briten gaben trotz Kriegsgefahr nicht nach. Der Schriftsteller Samuel Johnson zürnte: "Was haben wir gewonnen? Eine trostlose Einöde, eine Insel, die nicht einmal die Wilden als Wohnstatt gewürdigt haben, wo eine Garnison in Zuständen gehalten werden muss, die Neid auf die Verbannten in Sibirien erwecken."
Tatsächlich waren die Falklands lange nur ein Unterschlupf für Walfänger und Robbenjäger. Erst der Goldrausch in Kalifornien sorgte für regen Schiffsverkehr um Kap Hoorn und verwandelte den Hauptort Port Stanley in einen betriebsamen Hafen. Die Blütezeit währte nur kurz, doch der Streit um die Inseln erlosch nie. Seit der Unabhängigkeit von Spanien ist der Besitz der Falklands eine nationale Prestigefrage für Argentinien. 1982 kam es wirklich zum Krieg, als argentinisches Militär die Inseln besetzte. In England befand sich Margaret Thatcher im Wahlkampf, so Beate Ratter:
"Und da kam das unheimlich gelegen, dass sie mit der Rückinvasion, also mit einem Versenden von einem Kriegsschiff auf die Falklands und Vertreiben der Argentinier zeigen konnte, dass sie wirklich durchgreifen kann."
Der Konflikt währt bis heute - um einige kleine Inseln am Ende der Welt, bewohnt von 3.000 Menschen und etlichen 100.000 Schafen. Die Falkländer selbst wollen Briten bleiben. Der 14. August, an dem John Davis beinahe zwischen ihren Inseln Schiffbruch erlitt, ist ein Feiertag - das Ereignis gilt als Beweis, dass auch das Recht der Entdeckung auf englischer Seite ist.