"Fortan wird man Euch 'Sir Francis' nennen." Es war der 4. April 1581, als Elisabeth I., die Königin von England, Francis Drake, den berühmtesten Piraten seiner Zeit, in den Adelsstand erhob. Sie zeigte, für jeden klar erkennbar, dass sie mit Drakes Raubzügen einverstanden war, von denen sie allerdings auch selber profitierte:
"Er hat im Interesse Englands gehandelt. Und das hat die Königin auch so gesehen. Es ist nicht auszurechnen, wie viel Geld und Gold er nach England gebracht hat, es ist immens gewesen", so der Anglist Jürgen Klein.
Karriere beginnt als Sklavenhändler
Drake, der Sohn eines Bauern, dem eine so glanzvolle Karriere beschieden war, wird um 1540 in Tavistock in der Grafschaft Devon geboren. Er hatte als Schiffsjunge angefangen und von einem Küstenschiffer die Kunst des Navigierens gelernt.
Später hatte er sich einem Vetter angeschlossen, der einer der ersten englischen Sklavenhändler war. Die beiden transportierten Schwarzafrikaner nach Süd- und Mittelamerika, um sie dort an spanische Siedler zu verkaufen. 1568 wurden ihre Schiffe im Hafen von San Juan de Ulúa im heutigen Mexiko von den Spaniern angegriffen. Drake konnte sich mit seinem Dreimaster, der "Judith", ins offene Meer retten. Francis Drake schwor, er werde wiederkommen.
Königin erklärt Drake zum "Kaperfahrer"
Getrieben von seinem Hass auf die Spanier, unternahm er mehrere Plünderfahrten in die spanischen Überseegebiete. Danach nannte man ihn in Spanien nur noch "El Draque", den "Drachen" – während Königin Elisabeth, die sich als Protestantin in einem Dauerkonflikt mit dem katholischen Spanien befand, sein Treiben mit wachsendem Wohlwollen verfolgte.
1577 brach Drake zu seiner größten Fahrt auf. Als erster Engländer segelte er - vermutlich im geheimen Auftrag der Königin - einmal um die ganze Welt. Als er im September 1580 nach England zurückkehrte, war sein Flaggschiff, die "Golden Hind", mit Schätzen voll beladen, darunter 40 Kilogramm Gold, tonnenweise Silberbarren und unzählige Silbermünzen, die er beim Überfall auf ein spanisches Schatzschiff erbeutet hatte.
Der spanische Gesandte am englischen Königshof bezichtigte Drake der ruchlosen Seeräuberei: "In Philipps Namen fordere ich die Bestrafung aller Missetaten Drakes, die Rückgabe der von ihm geraubten Güter und ein Ersatzgeld für die zerstörten Schiffe Spaniens!"
Doch Elisabeth dachte gar nicht daran, Drake zur Rechenschaft zu ziehen, im Gegenteil. Spätestens mit der Verleihung des Adelstitels, die ein halbes Jahr nach der geglückten Weltumsegelung erfolgte, wurde aus dem Freibeuter ein anerkannter "Kaperfahrer", der im staatlichen Auftrag agierte.
Drake blieb seiner Königin treu ergeben, sagt Jürgen Klein: "Er hat - selbst, als er mal zeitweise in Ungnade war - ihr immer zum Neujahr die kostbarsten Geschenke gemacht - Juwelen und so weiter. Es kam immer ein ganz riesiges Geschenk von Drake an die Königin."
Seine letzte Mission misslang
1588 kämpfte Drake als Vize-Admiral gegen die spanische "Armada". Ihm war es wesentlich zu verdanken, dass diese mächtige Kriegsflotte vertrieben und eine Invasion Englands durch die Spanier verhindert werden konnte.
Seine letzte Mission hingegen misslang. Das Ziel war San Juan in Puerto Rico, wo die Engländer eine gesunkene spanische Schatzgaleone bergen wollten. Doch die Spanier waren gewarnt, und so musste der Plan aufgegeben werden.
Drake starb am 28. Januar 1596 an Bord der "Defiance" vor der Küste Panamas an der Ruhr. Der Bleisarg mit seinen sterblichen Überresten wurde am nächsten Tag im Meer versenkt. Die Spanier jubelten über den Tod von "El Draque". In England wird Sir Francis Drake noch heute als Nationalheld gefeiert.