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Vor 50 Jahren: Brandt wird Kanzler
Mehr Raumfahrt wagen

Vor 50 Jahren wurde Willy Brandt der vierte Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Die Entscheidungen zur Raumfahrtpolitik in seiner Amtszeit wirken zum Teil bis heute nach. Ganz am Anfang profitierte Brandt von der Arbeit der Vorgänger.

Von Dirk Lorenzen |
Der neue Bundeskanzler Willy Brandt legt nach seiner Wahl vor Bundestagspräsident Kai Uwe von Hassel im Bundestag in Bonn am 21.10.1969 seinen Amtseid ab.
Am 21. Oktober 1969 wurde Willy Brandt als Kanzler vereidigt. Unter Brandt wandte sich Deutschland der bemannten Raumfahrt zu. (dpa)
Keine drei Wochen nach seinem Amtsantritt startete AZUR, der erste deutsche Satellit. Er flog mit einer kleinen US-Rakete ins All, untersuchte die kosmische Strahlung und deren Einfluss auf das Erdmagnetfeld. Zwar fiel der Satellit schon nach einigen Monaten aus, gilt aber dennoch als Gesellenstück der deutschen Raumfahrt.
USA wollte Monopol behalten
Als die USA Projekte für die Nach-Apollo-Ära planten, boten sie Deutschland zunächst eine Beteiligung beim Bau von Space Shuttle und Raumschlepper an. Später blieb davon nur die Einladung zum Mitmachen bei der Raumstation übrig. Zum Eklat kam es, als die Amerikaner zwei deutsch-französische Kommunikationssatelliten nur unter der Bedingung gestartet hatten, dass sie nicht kommerziell genutzt werden. Denn die USA wollten ihr Monopol behalten.
Frankreich startete Ariane-Rakete
Frankreich startete daraufhin den Bau einer eigenen Rakete, der Ariane, woran sich Deutschland nur halbherzig beteiligte. Nach den Fehlstarts der Europa-Rakete in den Jahren zuvor herrschte in Bonn die Meinung vor, dass man sich auf die Nutzung von US-Raketen beschränken solle.
1973 forcierte die Bundesregierung von Willy Brandt stattdessen den Bau des Weltraumlabors Spacelab für die Amerikaner – und legte damit den Grundstein für die starke Stellung Deutschlands in der bemannten Raumfahrt.