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Vor 50 Jahren
Der erste Mensch auf dem Mond

In den 60er-Jahren war der Mond eines der Ziele in dem erbitterten Rennen zwischen den USA und der UdSSR um die Vormachtstellung im Weltraum. Mit der Landung von Astronauten heute vor 50 Jahren gelang den Amerikanern der entscheidende Erfolg. Jetzt wird versucht, das Erbe der Mondlandungen zu bewahren.

Von Dirk Lorenzen |
    Neil Armstrong mit seinem Kollegen Buzz Aldrin am 20. Juli 1969.
    Die US-Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin am 20. Juli 1969 (US-Zeit) auf dem Mond (imago/United Archives International)
    In der Nacht zum 21. Juli 1969 nähert sich die Landefähre "Eagle" der Mondoberfläche. An Bord sind die beiden Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin, die in der öden Kraterlandschaft verzweifelt nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau halten.
    Capcom: "60 seconds … Noch 60 Sekunden Treibstoff."
    Eagle: "Down 2 and a half feet, forward, forward … zweieinhalb Fuß runter, vorwärts, vorwärts."
    Capcom: "30 seconds … Noch 30 Sekunden."
    Eagle: "Contact light. Ok, engine stop. Houston, Tranquility Base here. The Eagle has landed. … Houston, hier ist Tranquility Base, der Adler ist gelandet."
    Capcom: "Roger, Tranquility. You are on the ground. We have turned blue. We are breathing again, thanks a lot. … Roger, Tranquility. Ihr seid unten. Hier sind viele blau angelaufen vor Aufregung. Aber jetzt atmen wir wieder."
    Zuerst auf dem Mond: Müll
    Buchstäblich mit den letzten Resten Treibstoff setzt die Landefähre im Mondstaub auf. Doch ans Aussteigen ist nicht zu denken – noch nicht. Erst prüft die Besatzung, ob die Mondfähre die Landung überstanden hat und technisch in einwandfreiem Zustand für den späteren Rückstart ist. Erst sechs Stunden später öffnen die Astronauten die Luke.
    Buzz Aldrin: "Okay. You want this bag?"
    Neil Armstrong: "Yeah. Got it."
    Um 3.51 Uhr deutscher Zeit, in den USA ist noch der Abend des 20. Juli, fliegt ein Müllsack auf den Mond. Darin Lebensmittelverpackungen, Urinbeutel und anderer Unrat. Was für ein Zeichen: Die Menschheit landet auf dem Mond. Doch noch bevor Menschen ihre ersten Fußabdrücke im Staub hinterlassen, ist der Müll schon da. Kurz darauf klettert Neil Armstrong etwas unbeholfen die Leitersprossen der Mondfähre hinunter.
    "That’s one small step for a man, one giant leap for mankind."
    Landestellen unter einer Art Denkmalschutz
    Bald nach dem kleinen Schritt für einen Menschen und dem großen Sprung für die Menschheit macht Neil Armstrong Fotos auf dem Mond. Sein erstes Motiv ist nicht etwa die blaue Erde über dem grauen Horizont, nicht die weite Mondlandschaft oder der Schuhabdruck eines Astronauten – es ist der Müllbeutel aus weißem Gewebe. Die Spuren der Mission dürften heute nahezu unverändert auf dem Mond zu sehen sein – denn dort gibt es weder Wind noch Regen. Inzwischen stehen die lunaren Landestellen unter einer Art Denkmalschutz:
    "Das waren Mitarbeiter von der NASA, die sich quasi in ihrer Freizeit hingesetzt haben und sich dem Thema Heritage Protection gewidmet haben. Die haben uns dann eingeladen, damals 2010, zu einem Workshop, und wir haben mit denen diese Lunar Heritage Protection Guidelines, die es heute gibt, erarbeitet."
    Robert Böhme ist Gründer und Chef des Berliner Startups PTScientists. Wenn alles gut geht, will das Unternehmen in etwa zwei Jahren seine Raumsonde Alina mit wissenschaftlichen Experimenten und zwei kleinen Fahrzeugen auf dem Mond aufsetzen lassen – und zwar ganz in der Nähe der Landestelle von Apollo17. Das Team hat sich verpflichtet, die "Richtlinien zum Schutz des Monderbes" penibel zu beachten. Danach soll sich kein Fahrzeug und keine Person dichter als 75 Meter der Apollo-11-Landestelle annähern, bei Apollo 17 beträgt der Mindestabstand sogar 225 Meter.
    Viele Missionen zum Mond geplant
    Mehr und mehr Missionen zum Mond sind in Planung, von NASA und ESA, aber auch von vielen privaten Unternehmen. Schon fürchten Raumfahrtenthusiasten, dass die Landestelle von Apollo 11 womöglich zu einem Ausflugsziel reicher Kundschaft wird. Dagegen ließe sich kaum etwas machen, denn die Schutzregeln sind nicht verbindlich, erklärt Robert Böhme.
    "Das Problem ist, wem gehört der Mond? Weil das Dilemma an der ganzen Situation ist: Wenn jetzt der US-Kongress sagen würde, das ist jetzt unsere Landestelle und die beschützen wir jetzt und Du kriegst halt Ärger, wenn Du da hingehst, dann würden sie quasi den Mond für sich claimen in gewissem Umfang. Und das wiederum beißt sich mit ganz vielen komplizierten Regularien."
    Nach dem Weltraumvertrag der Vereinten Nationen, dem einzigen bindenden Regelwerk für den Kosmos, darf niemand Eigentum an einem anderen Himmelskörper beanspruchen. Noch immer ist die Landestelle von Apollo 11 unberührt – doch womöglich laufen in einigen Jahren wieder Astronauten über den Mond und zertrampeln dann diesen für die Geschichte der Menschheit so historischen Ort.