"Eine kleine Welt, ein Landstädtchen irgendwo in Norditalien. Im Winter erschauert man unter der Herrschaft des Regens, im Sommer aber schwingt die Sonne ihr strahlendes Zepter, entzündet die Leidenschaften und bringt das Gehirn zum Kochen."
So beschaulich beginnt die Geschichte von "Don Camillo und Peppone" in der Verfilmung von Julien Duvivier. Mit eher ungewöhnlichen Methoden bemüht sich der tatkräftige Priester um seine Gemeinde, die ihm der kommunistische Bürgermeister Peppone abspenstig zu machen versucht. Glockengeläut während einer Kundgebung zählt ebenso zum Repertoire des Monsignore wie ein gezielter Faustschlag. Zwischendurch ergreift auch die Christusfigur über dem Hauptaltar das Wort und rät Don Camillo zur Mäßigung.
"Jesus, ich zermalme ihn!" "Das kommt nicht in Frage. Ich habe ihm vergeben, du musst ihm auch vergeben." "Herr, denke an meine Verdienste und lass mich diese Kerze auf seinem Schädel zerschlagen, was kann ihm denn schon groß passieren." "Nein, deine Hände sind zum Segnen da, nicht zum Prügeln!"
Journalist und Satiriker
Genauso leidenschaftlich wie Don Camillo und Peppone miteinander ringen, hat auch der Erfinder des Doppelgespanns sein Leben lang gekämpft. Der Journalist, Schriftsteller und Karikaturist Giovannino Guareschi wurde am 1. Mai 1908 in Fontanelle in der Emilia Romagna geboren. Weil das Geld nicht reichte, konnte der begabte Giovannino nach dem Abitur nur kurze Zeit studieren. Er wurde Korrektor bei der Tageszeitung von Parma und stieg im Handumdrehen zum Reporter auf, 1936 wechselte er nach dem Wehrdienst zu dem auflagenstarken Mailänder Satire-Blatt "Bertoldo".
Während des Zweiten Weltkrieges geriet Guareschi, mittlerweile Familienvater, in Konflikte mit dem faschistischen Regime und wurde eingezogen. Als er sich nach der Kapitulation Italiens der Kollaboration mit der Wehrmacht verweigerte, kam er in ein deutsches Kriegsgefangenenlager. 1945 kehrte der Journalist nach Italien zurück und gründete die Satirezeitung "Candido". Zu seinem Entsetzen war in seiner Heimatregion die Kommunistische Partei sehr erfolgreich.
Guareschi, tief katholisch, konservativ und monarchistisch, reagierte auf seine Weise: "So sind, meine lieben Freunde, Don Camillo und Peppone entstanden. Erschaffen hat sie die Po-Ebene. Ich habe sie getroffen, mir unter den Arm geklemmt und das Alphabet rauf und runter laufen lassen." Und zwar in 346 Episoden, die Guareschi ab 1947 sechs Jahre lang im "Candido" veröffentlichte. Die Romane mit den Abenteuern von Don Camillo und Peppone gingen um die Welt und machten ihn zu einem Schriftsteller der Superlative: Auflagen von über 20 Millionen, Übersetzungen, eine fünfteilige Fernsehserie.
Konfrontation mit der Staatsmacht
Die beiden Helden sorgten mit ihrer Bauernschläue, den derben Späßen und der unverwüstlichen Menschlichkeit für ein erbauliches Italienbild. Die Streithähne waren Waisenknaben gegen den Urheber selbst: Giovannino Guareschi legte sich 1950 mit Staatspräsident Luigi Einaudi an. Er zeichnete eine Karikatur, die heute als harmlos gelten würde, und wurde wegen Verunglimpfung zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Kurze Zeit später griff der Schriftsteller den christdemokratischen Regierungschef De Gasperi frontal an und druckte in seiner Zeitung zwei Briefe des Politikers von 1944 ab. Es waren Mitteilungen an die Alliierten, in denen der Politiker bat, die Vororte Roms stärker zu bombardieren, weil dies die Bevölkerung demoralisieren würde.
Ein komplizierter und durchaus widersprüchlicher Gerichtsprozess war die Folge, der mit einer Gefängnisstrafe von zwölf Monaten für Guareschi endete. "Nein, Revision einzulegen, lehne ich ab. Es geht nicht um die Umwandlung eines Urteils, sondern um Haltung. Ich nehme die Verurteilung an, so wie ich einen Faustschlag ins Gesicht annehmen würde." Erst 2014 stellten Historiker fest, dass ein Neo-Faschist die Dokumente damals gefälscht hatte.
Nachsicht fiel ihm schwer
Wegen guter Führung entließ man den mittlerweile herzkranken Schriftsteller im Juli 1955. Während "Don Camillo und Peppone" international Furore machten, stritt sich Guareschi mit seinem Verleger um die Verfilmung. Am 22. Juli 1968 starb Giovannino Guareschi an einem Herzanfall. Anders als seine beiden Helden, die irgendwann dasitzen und einträchtig Krippenfiguren bemalen, war ihm Nachsicht anderen gegenüber immer schwergefallen.