"Bürger Israels, heute Nachmittag gegen zwei Uhr haben die Armeen Ägyptens und Syriens einen Angriff auf Israel eröffnet. Zahal hat den Kampf aufgenommen, und den Angriff zurückgeschlagen, dem Feind wurden schwere Verluste zugefügt."
Israel, der 6. Oktober 1973: Am höchsten Feiertag des Landes, Jom Kippur, gibt Premierministerin Golda Meir den Beginn des 4. arabisch-israelischen Krieges bekannt: Ägypten und Syrien erzielen zunächst schnell Geländegewinne. Aber als der Krieg zwei Wochen später mit einer Resolution des UN-Sicherheitsrates endet, ist die israelische Armee, Zahal, längst in der Offensive.
Israel, der 6. Oktober 1973: Am höchsten Feiertag des Landes, Jom Kippur, gibt Premierministerin Golda Meir den Beginn des 4. arabisch-israelischen Krieges bekannt: Ägypten und Syrien erzielen zunächst schnell Geländegewinne. Aber als der Krieg zwei Wochen später mit einer Resolution des UN-Sicherheitsrates endet, ist die israelische Armee, Zahal, längst in der Offensive.
Und dennoch: Für Golda Meir ist es der Anfang vom Ende, so die Historikerin Julie Grimmeisen. Denn Israel, das bislang alle Kriege gewonnen hatte, gilt plötzlich nicht mehr als unbesiegbar.
"Das ist eigentlich auch der Vorwurf, der sich bis heute gehalten hat. Golda Meir wird nicht als nationale Heldin gefeiert wie eben Ben Gurion, der erste große Staatsgründer. Ich meine, sie war auch Staatsgründerin mit und hat die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben und war in sehr vielen wichtigen Ämtern tätig. Aber das ist nicht, wie man sie eigentlich heute erinnert.
"Das ist eigentlich auch der Vorwurf, der sich bis heute gehalten hat. Golda Meir wird nicht als nationale Heldin gefeiert wie eben Ben Gurion, der erste große Staatsgründer. Ich meine, sie war auch Staatsgründerin mit und hat die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben und war in sehr vielen wichtigen Ämtern tätig. Aber das ist nicht, wie man sie eigentlich heute erinnert.
Man erinnert sich an den Jom-Kippur-Krieg und dass es eigentlich ihre Verantwortung gewesen wäre als Premierministerin, diesen Krieg vorauszusehen und dass Israel da besser darauf vorbereitet wäre. Und das ist auch mit der Hauptgrund, dass sie da die Verantwortung auch übernommen hat und zurückgetreten ist."
Die "jüdische Mutter Courage"
Golda Meir wurde 1898 in Kiew geboren und war mit ihrer Familie im Alter von acht Jahren in die USA emigriert. Deswegen kannte sie nicht nur die von Armut und Antisemitismus geprägte Schtetl-Kultur Osteuropas, sondern auch das selbstbewusste liberale Judentum Amerikas. Beide Einflüsse machten aus ihr eine überzeugte Zionistin. 1921 zog sie mit ihrem Mann nach Palästina, wo sie zunächst in der Gewerkschaft Histadrut und dann in der Jewish Agency Karriere machte – und schließlich zum engsten Führungskreis um David Ben Gurion gehörte.
"Sie konnte sehr aggressiv, sie konnte sehr autoritär auch sein oder auch in ihren Reden angriffslustig, also äußerst tough sein, das hat nicht dem idealen Frauenbild in Israel entsprochen, und man hat ihr eben dann auch den Titel 'eiserne Frau‘ gegeben, obwohl das nicht nur ein Phänomen ist, das Golda Meir betrifft, sondern eben auch andere Frauen, die in Spitzenämter vorgedrungen sind."
Es war nicht der einzige Titel, der ihr verliehen wurde. Als klar wurde, dass die arabischen Staaten den im UN-Teilungsplan vorgesehenen jüdischen Staat nicht akzeptieren würden, wurde sie im Januar 1948 auf eine Fundraising-Tour in die USA geschickt. In zahlreichen flammenden Reden machte die "jüdische Mutter Courage" deutlich, dass es um das Überleben der jüdischen Gemeinschaft in Palästina ging. Innerhalb weniger Wochen sammelte Golda Meir über 50 Millionen Dollar - ohne die mit diesem Geld gekauften Waffen hätte Israel den Unabhängigkeitskrieg wohl kaum gewonnen.
"Es gab einen sehr eindeutigen Standpunkt der arabischen Staaten, dass man Israel ablehnt. Es gab nach dem Ende des Krieges 1948/49 keine Friedensabkommen, sondern lediglich Waffenstillstandsabkommen, und in den arabischen Nachbarstaaten die führenden Politiker haben gesagt: Okay, es gibt eine zweite Runde und Israel müsse verschwinden, und das erlaubte dann auch Politikern wie Golda Meir zu sagen: von diesem Standpunkt aus verhandeln wir nicht."
"Sie konnte sehr aggressiv, sie konnte sehr autoritär auch sein oder auch in ihren Reden angriffslustig, also äußerst tough sein, das hat nicht dem idealen Frauenbild in Israel entsprochen, und man hat ihr eben dann auch den Titel 'eiserne Frau‘ gegeben, obwohl das nicht nur ein Phänomen ist, das Golda Meir betrifft, sondern eben auch andere Frauen, die in Spitzenämter vorgedrungen sind."
Es war nicht der einzige Titel, der ihr verliehen wurde. Als klar wurde, dass die arabischen Staaten den im UN-Teilungsplan vorgesehenen jüdischen Staat nicht akzeptieren würden, wurde sie im Januar 1948 auf eine Fundraising-Tour in die USA geschickt. In zahlreichen flammenden Reden machte die "jüdische Mutter Courage" deutlich, dass es um das Überleben der jüdischen Gemeinschaft in Palästina ging. Innerhalb weniger Wochen sammelte Golda Meir über 50 Millionen Dollar - ohne die mit diesem Geld gekauften Waffen hätte Israel den Unabhängigkeitskrieg wohl kaum gewonnen.
"Es gab einen sehr eindeutigen Standpunkt der arabischen Staaten, dass man Israel ablehnt. Es gab nach dem Ende des Krieges 1948/49 keine Friedensabkommen, sondern lediglich Waffenstillstandsabkommen, und in den arabischen Nachbarstaaten die führenden Politiker haben gesagt: Okay, es gibt eine zweite Runde und Israel müsse verschwinden, und das erlaubte dann auch Politikern wie Golda Meir zu sagen: von diesem Standpunkt aus verhandeln wir nicht."
"Ich glaube, zusammen können wir Großes leisten"
Nach dem Krieg war Golda Meir Botschafterin in Moskau, dann Arbeits- und schließlich Außenministerin. Als im Februar 1969 überraschend Ben Gurions Nachfolger Levi Eshkol stirbt, fällt die Wahl auf sie. Am 17. März wird sie Ministerpräsidentin Israels. Ihre Amtszeit ist durch den Konflikt mit den arabischen Nachbarstaaten geprägt, einen Friedensvertrag mit Ägypten nennt sie den größten Wunsch ihres Lebens – vorausgesetzt, das Land respektiere die Grenzen Israels.
"Grenzen, wo immer sie sein mögen, sollten keine Kluft zwischen den Menschen bilden, sondern vielmehr eine Brücke für die Menschen. Wir werden hierbleiben, die Araber werden hierbleiben. Ich glaube, zusammen könnten wir Großes leisten. Das ist nicht nur mein persönlicher Traum. Alle bei uns wollen das. Vielleicht geschehen Wunder, vielleicht werde ich es erleben, vielleicht sogar, solange ich noch im Amt bin."
"Grenzen, wo immer sie sein mögen, sollten keine Kluft zwischen den Menschen bilden, sondern vielmehr eine Brücke für die Menschen. Wir werden hierbleiben, die Araber werden hierbleiben. Ich glaube, zusammen könnten wir Großes leisten. Das ist nicht nur mein persönlicher Traum. Alle bei uns wollen das. Vielleicht geschehen Wunder, vielleicht werde ich es erleben, vielleicht sogar, solange ich noch im Amt bin."
Doch dazu soll es nicht kommen. Nach heftiger Kritik in Folge des Jom-Kippur-Krieges tritt Golda Meir am 3. Juni 1974 zurück. Vier Jahre später stirbt sie in Jerusalem, drei Monate bevor in Washington der israelisch-ägyptische Friedensvertrag unterzeichnet wird.